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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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und dem blonden Gänschen hin und her?«, flüsterte sie.
    »Ich glaube, zwischen den beiden ist etwas«, raunte Lucy und wandte ihre Aufmerksamkeit den Musikern zu.
    »Na, wenn schon.« Betta neigte sich achselzuckend ihrem Gatten zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Lucy, die nicht in Begleitung ihres Gemahls gekommen war, blickte starr zum Podium, ohne einen einzigen Ton der Musik zu hören. Als der begeisterte Applaus nach dem Konzert verstummt war, wurden Wein und Champagner gereicht. Die Gäste waren voll des Lobes für den erlesenen Musikgenuss, einige Herren brachten Trinksprüche zur Anerkennung der Bemühungen der Damen des Donnerstagsclubs aus, denen es gelungen war, die talentierten Musiker zu einem Konzert nach Concord einzuladen. Im Kreise der Damen nahm auch Lucy lächelnd den Dank vieler Gäste für den wundervollen Abend entgegen. Kurz bevor die die Abendgesellschaft sich aufzulösen begann, trat Sallys Vater mit rotem Kopf und einem Glas Wein in der Hand vor die Gästeschar und setzte zu einer Rede an.
    Lucy, die ahnte, was kommen würde, starrte ungläubig zu Sally hinüber, die schamhaft errötend den Blick senkte.
    »Meine verehrten Damen und Herren, liebe Freunde«, begann Mr. Hudson mit einer ausladenden Armbewegung.
    »Gewiss hätte ich eine passendere Gelegenheit finden können, um diese Ankündigung zu machen … vielleicht einen bescheideneren Rahmen, wie wir Concordianer es schätzen …« Die Zuhörer lachten wohlwollend. Mr. Hudson stellte sein Glas ab und streckte Sally die Hand entgegen, die sich lächelnd neben ihren Vater stellte.
    »Andererseits ist es mir ein Bedürfnis, Sie alle am Glück meiner Familie und in erster Linie am Glück meiner Tochter Sally teilhaben zu lassen. Hiermit verkünde ich die Verlobung meiner Tochter mit einem wunderbaren jungen Mann aus einer der besten Familien in Concord – einem jungen Mann, dessen Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein meine große Bewunderung gilt – Daniel Collier. Auf Daniel und Sally.«
    »Auf Daniel und Sally!«, stimmte der Chor der Gäste ein und alle erhoben die Gläser.
    Daniel und Sally.
    Das glaube ich nicht, dachte Lucy, während der säuerliche Wein ihre Lippen benetzte und ihre Kehle hinunterlief.
    Gleich wache ich auf und bin wieder Lucy Caldwell, Daniel gehört immer noch mir und Heath Rayne ist nie in unsere Stadt gekommen … Emersons Haus ist nicht abgebrannt … ich liege daheim in meinem Bett und höre, wie Vater die Treppe nach unten geht … Die neugierigen Bücke, die sie auf sich spürte, holten sie in die kalte, grausame Wirklichkeit zurück. Sie würde nie wieder Lucy Caldwell sein. Sie war Lucy Rayne. Sie setzte das Glas ab und ihr Blick traf Sallys sanfte dunkle Rehaugen. Mit einem Mal war ihr, als sei sie plötzlich erwachsen geworden. Es ist nicht deine Schuld, Sally, schoss es ihr durch den Kopf. Ich habe ihn verloren, weil ich viele Fehler gemacht habe. Ich kann dir nichts vorwerfen. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie das Glas hob und Sally lächelnd zunickte. In Sallys Augen glitzerten Tränen der Freude, als sie ihr Lächeln erwiderte.
    Lucy spürte ein Kribbeln im Nacken, drehte den Kopf zur Seite und sah Heath in der hohen Flügeltür stehen, der gekommen war, um sie nach Hause zu bringen. Er lehnte lässig am Türrahmen und hielt ein Glas in der Hand. Um seine Lippen spielte ein ironisches Lächeln.
    Und dann hob er das Glas und nickte ihr zu.
    Ein Kompliment oder eine sarkastische Geste? Lucy sah ihn verwirrt an. Sein Blick wanderte über ihren schlanken Hals zur Wölbung ihres Busens, wo er einen aufreizend langen Moment verweilte, ehe er wieder zurück in ihr Gesicht flog. Lucy errötete unter der Glut seiner Augen, als habe er sie in aller Öffentlichkeit schamlos berührt.
    Heath sah ihr unverwandt in die Augen, während er das Glas an die Lippen setzte und trank. Lucy schlug das Herz bis zum Hals und ein seltsames Prickeln durchlief sie.
    »Bemerkenswert«, murmelte Betta sinnend. Lucy riss sich von Heath’ Blick los, um ihr blaues Abendtäschchen und die Handschuhe vom Stuhl zu nehmen.
    »Was finden Sie bemerkenswert?«, fragte sie leise und ließ vor Nervosität ihr Programmheft fallen.
    »Ihr Gemahl. Eigentlich sieht er aus, als sei er für die Ehe ungeeignet. Und ich finde es höchst bemerkenswert, wie er Sie mit Blicken verschlingt.«
    »Er ist sehr wohl für die Ehe geeignet«, widersprach Lucy. »Ich trage seinen Ring zum Beweis. Und wieso soll er mich nicht ansehen?

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