Fesseln der Sehnsucht
er war ernst geworden. Lucy war zu keiner Entgegnung fähig. Die Worte blieben ihr im Halse stecken, sie sah ihn stumm an. Kopfschüttelnd wandte Heath den Blick wieder auf die Straße. Die Spannung zwischen ihnen hatte sich noch erhöht.
»Ich hatte gehofft, wir finden einen Weg, miteinander zurechtzukommen«, hörte Lucy sich gepresst sagen. »Ich hatte nicht erwartet, dass du zu anderen Frauen gehst. Das will ich nicht. Es kränkt mich.« Sie senkte den Kopf, zutiefst beschämt, dass ihr dieses Eingeständnis über die Lippen gekommen war. Nun würde er sich über sie lustig machen, da er um ihre Eifersucht wusste. Lucy sah, wie seine Hände sich um die Zügel festigten, dann lenkte er die Equipage an den Straßenrand und hielt an. Das Pferd wieherte leise. »Heath? Was hast du vor?«
Er legte eine große Hand in ihren Nacken, schlang den anderen Arm um sie und zog sie heftig an sich. Seine Lippen drängten sich zwischen ihre Zähne, seine Zunge drang besitzergreifend und grob in ihren Mund. Lucy erbebte. Sie machte keinen Versuch, sich gegen ihn zu wehren, und der Druck seiner Lippen ließ nach; sein Kuss wurde weich und zärtlich. Lucy konnte nicht atmen, vermochte sich dem verführerischen Streicheln seiner Zunge nicht zu entziehen. Sein Mund schmeckte heiß und süß. Sein Kopf neigte sich tiefer, bis Lucy schwach an seine Schulter sank, sich am Kragen seines Mantels festklammerte und seinen Kuss mit gleicher Leidenschaft und Hingabe erwiderte. Seine Hand legte sich sanft an ihre Wange, während er ihre Küsse trank wie ein Verdurstender.
Seine Wildheit drang ihr unter die Haut bis in ihr Innerstes, jagte Fieberschauer durch sie hindurch. Als er seinen Mund von ihrem löste, zitterten seine Arme.
»Küsst so ein Mann, der sich von einer Geliebten verwöhnen lässt?«, fragte er heiser. Sein Atem hauchte an ihre feuchten Lippen. Lucy blinzelte benommen, ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. »Ich habe seit Monaten keine Frau gehabt«, fuhr er im gleichen heisere Raunen fort »auch vor unserer Hochzeit nicht. Ich wollte keine andere und ich will keine andere bis ich genug von dir habe, wann immer das sein mag. Jede Nacht schwöre ich mir, dass ich dich für die Stunden, die ich dich begehre und nicht bekomme, büßen lasse. Bei Gott, ich schlafe nie wieder hungrig ein.« Er neigte den Kopf erneut, sein Mund suchte ihre Lippen. Lucy stöhnte leise, nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen wahr, wusste nicht, ob das gehetzte Pochen sein Herzschlag oder der ihre war.
Die Nacht mit ihren funkelnden Sternen hüllte sie ein wie ein Samtumhang, die Zeit schien stehen zu bleiben.
Worte und Gedanken verloren ihre Bedeutung im Rausch der Sinne, es gab nur noch die Wonnen seiner Lippen, die Hitze seines sehnigen Körpers.
»Es gibt keine andere Frau«, flüsterte Heath an ihrem Mund. »Ich bin zu besessen von meiner Ehefrau. Nur du kannst mir geben, was keine andere vermag … Und ich schwöre bei Gott, ich bekomme es von dir, wie lange ich auch warten muss, wie lange ich auch dafür kämpfen muss. Ich spreche nicht nur von meinen Rechten als Ehemann, obwohl damit ein guter Anfang gemacht wäre.«
»Heath …« Lucy sah aus dunklen, verwirrten Augen zu ihm auf und machte einen schwachen Versuch, sich zu befreien. Doch seine Arme festigten sich nur noch mehr.
»Ich habe dir die Zeit gegeben, um die du mich gebeten hast. Aber ich bin von Natur aus kein sehr geduldiger Mensch, Cinda. Wir haben es auf deine Weise versucht und ich habe gewartet, dass du zu mir kommst … und nun besteht eine größere Distanz zwischen uns, als ich hätte zulassen dürfen.«
Sie hatte darauf gewartet, dass er zu ihr käme! Lucy blickte sprachlos zu ihm auf.
»Ab jetzt tun wir es auf meine Weise«, fuhr er fort und umfing ihr schmales Gesicht mit beiden Händen. »Falls du noch irgendwelche Zweifel hast … heute Nacht werden wir Mann und Frau sein. Und wir haben einiges zu besprechen … doch das kann bis morgen warten.« Seine Daumen strichen sanft die geschwungene Linie ihrer Brauen entlang und verharrten an ihren Schläfen. Wie magnetisch angezogen, suchte sein Mund wieder ihre Lippen und das Feuer seines Kusses durchdrang sie bis in die Zehenspitzen. Lucy fühlte sich schwindelig, als sei der Wein ihr zu Kopf gestiegen. Hilflos umfing sie seine Handgelenke in dem Versuch, sich von ihm zu befreien. Der Druck seiner Lippen ließ nach. Heath sah ihr tief in die Augen und seine Finger streichelten ihre im Mondlicht hell
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