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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Kriegsveteran aus Virginia und die konservative Provinzlerin aus dem Norden, die kaum einen Schritt aus ihrer Heimatstadt hinausgekommen war. Noch seltsamer aber war wohl die Verbindung von Heath und Damon Redmond als Geschäftspartner. Wie in aller Welt sollte Heath mit einem waschechten Bostoner aus alter Familie zurechtkommen? Wenn Redmond nur einen Bruchteil der Arroganz, des elitären Denkens und Dünkels aufwies, die von einem Mitglied aus alter Familie zu erwarten waren, so würde das Barometer in den Redaktionsräumen des Examiner häufig auf Sturm stehen. Wäre es nicht ratsamer für ihn gewesen, sich nicht ausgerechnet einen Redmond als Kompagnon zu wählen?
    Die Kutsche hielt vor einem großen Haus mit Mansardendach, dessen Garten von einem hohen, kunstvoll verschnörkelten schmiedeeisernen Zaun umgeben war. Das Häuschen in Concord hätte dreimal in die Prachtvilla hineingepasst. Lucy starrte sprachlos die Fassade hinauf, nachdem Lucas ihr aus der Kutsche geholfen hatte. Sie konnte es nicht fassen, dass sie hier wohnen sollte. Heath hatte die Größe und Pracht des Hauses mit keinem Wort erwähnt.
    Lucas Caldwell verbarg nicht, wie tief beeindruckt er war. »Sieh mal«, meinte er und klopfte mit der Schuhspitze auf den gepflasterten Bürgersteig, der wie der Gartenweg zum Haus mit glasierten Ziegeln zu einem kunstvollen Mosaik eingelegt war. »So sieht der Gehsteig eines reichen Mannes aus.« Er warf Lucy einen abschätzenden Blick zu, die förmlich sehen konnte, wie ihm die Zahlen durch den Kopf schwirrten. »Allem Anschein nach hat dein Gatte ein paar Dinge für sich behalten. Welche Investitionen waren das noch, die er gemacht hat?«
    »Etwas mit Eisenbahnen antwortete Lucy, die sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr strich und die Nase mit dem Taschentuch betupfte. »Und falls du mich so fragend ansiehst, weil du wissen willst, ob ich vor unserer Hochzeit etwas von seinem Vermögen wusste, so lautet die Antwort nein.«
    »Daran habe ich nicht im Entferntesten gedacht«, entgegnete Lucas entrüstet.
    »Gut«, meinte sie spitz. »Es würde mir nicht gefallen, wenn du denkst, ich hätte es auf ihn abgesehen, nur weil er etwas mehr Geld hat als Daniel …«
    »Sehr viel mehr Geld als Daniel.«
    »Ja. … nun …«
    »Mr. Caldwell?«, meldete sich der Junge der Hosmers, der sein Fuhrwerk hinter der Kutsche zum Halten gebracht hatte. »Soll ich schon mit dem Abladen beginnen?«
    »Wo ist dein Ehemann?«, fragte Lucas, ohne eine Antwort von Lucy zu erwarten. »Er sollte hier sein.«
    »Er ist mit Sicherheit beschäftigt. Ich sehe im Haus nach ihm«, beeilte Lucy sich zu antworten und schritt die breite Treppe zum Portal hinauf, während ihr Vater und der Bursche überlegten, welche Gegenstände sie zuerst abladen sollten.
    Das Haus war trotz seines renovierungsbedürftigen Zustands eine Pracht. Vereinzelt standen elegante aus Europa importierte Polstermöbel herum, die neu bezogen werden mussten. Die matten Parkettböden bedurften zwar der Pflege, wiesen aber nirgendwo Beschädigungen oder Kratzer auf. Von den stuckverzierten Plafonds hingen funkelnde Kristallleuchter. Die hohen Fenster machten die Räume hell und lichtdurchflutet. In jedem Raum stand ein ausladender Marmorkamin. Lucy sah das Haus bereits in neuem Glanz, frisch tapeziert und mit eleganten Samtdraperien versehen. Ein wahres Schmuckstück.
    Langsam schlenderte sie durch die unteren Räume, in denen Arbeiter damit beschäftigt waren, alte Brokattapeten zu entfernen und angeschlagene Kacheln auszubessern. Andere Handwerker standen auf Leitern, hämmerten und nagelten. Heath hingegen war nirgends zu sehen. Lucy blieb lange genug in einer offenen Flügeltür stehen, um die Aufmerksamkeit einer der Männer auf sich zu ziehen.
    »Miss?«, wandte er sich an sie und zog die Mütze.
    »Mrs. Rayne«, verbesserte sie ihn freundlich. »Ich suche meinen Gatten. Wissen Sie, wo ich ihn finde?«
    »Ja, Mrs. Rayne. Oben« Er wies mit der Hand zur breiten Treppe. Lucy bedankte sich und stieg die Treppe hinauf.
    Unbemerkt beobachtete sie, wie Heath und ein untersetzter Arbeiter eine schwere, unförmige Kommode anhoben.
    Heath’ Muskelwülste an Schultern und Rücken zeichneten, sich unter dem dünnen Stoff seines weißen Hemdes ab, unter der engen Hose spannten sich seine kraftvollen Schenkel und prallen Gesäßbacken. Bei seinem Anblick geriet Lucys Herzschlag in Wallung. Etwas wie weiblicher Besitzerstolz ergriff sie. Zweifellos hatten ihn viele

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