Fesseln der Sünde
einen verächtlichen Blick zu, drehte sich um und marschierte zurück zum Hotel, wobei ihre Stiefelabsätze laut auf dem Kopfsteinpflaster klackerten. Hilflos starrte Gideon ihr hinterher. Wenn er sich nicht fürchterlich irrte, hatte ihm seine Frau gerade den Krieg erklärt.
Als er noch jünger war, vor seiner Zeit in Rangapindhi, hatte er sich ab und zu vorgestellt, zu heiraten. Der Gedanke daran war einfach, unvermeidlich und unkompliziert gewesen.
Wie hoffnungslos naiv er doch gewesen war.
Er unterdrückte einen Fluch. Er hatte beim Schmieden dieses Planes gewusst, dass es nicht ohne Leiden gehen würde. Er hatte gewusst, dass Willenskraft aufgeboten und Opfer gebracht werden müssten.
Doch bis zu diesem Zeitpunkt, da seine Frau ihm gedroht hatte, ihn zu verführen, hatte er keine Ahnung gehabt, welche Hölle ihn erwartete.
Sie war schon einige Meter von ihm entfernt und ging mit einer natürlichen Selbstsicherheit, die ihr mehr als einen bewundernden Blick der wenigen Männer einbrachte, die der Kälte trotzten.
Unverschämte Hunde.
Er unterdrückte seine Wut auf sie, sich selbst, auf die gesamte verdammte Welt und ging ihr hinterher. Sein Blick blieb auf den aufreizenden Schwung ihrer Hüften gerichtet.
Sie schaute ihn nicht an, als er sie eingeholt hatte. Um den Schein zu wahren, griff er nach ihrem Arm. Selbst durch seinen Handschuh und ihren Wollärmel hindurch spürte er die prickelnde Wärme ihrer Haut und die unbeschreibliche Lebenskraft, die sein Verlangen entfacht hatte, als er sie gestern Nacht gehalten hatte.
Er wollte dieses Feuer und diese Vitalität.
Zum Teufel, er wollte sie.
Selbst als ein weiterer erregender Blitz an Begierde ihn traf, drang das alte Bedürfnis sich loszureißen wieder an die Oberfläche.
Sie schaute zur Seite. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja«, sagte er krächzend und versuchte, das unvermeidbare Zittern in den Griff zu bekommen. Er holte tief Luft und sprach voller Bitterkeit. »Ist es das, was du willst? Du kannst nicht mehr ganz bei Trost sein.«
Sie schaute geradeaus. »Ich will dich.«
Ihre Stimme klang fest, sicher und entschieden. Und ein bisschen traurig. Gideon ermahnte sich, daran zu denken, dass sie ein Mädchen war und nicht wissen konnte, was sie wollte. Nach gestern Nacht klangen die Worte hohl und falsch.
»Na, dann stehe Gott dir bei«, sagte er grimmig und hielt ihren schlanken Arm widerstrebend fester.
Charis setzte sich in dem Bett auf, in dem sie vergangene Nacht ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Regen trommelte gegen die Fenster, und der Wind brachte das Fensterglas zum Klirren. Das raue Wetter war nichts im Vergleich zu dem verwirrenden Sturm an Gefühlen, der in ihrem Herzen wütete.
Sie hasste, was Gideon gestern Nacht mit ihr gemacht hatte. Mehr aber noch hasste sie, dass er es gehasst hatte. Sie war eitel genug, zu wollen, dass sie ihrem Ehemann gefiel und er sich an ihr erfreute.
Doch von Freude war keine Spur gewesen.
Tatsächlich war dies nicht die ganze Wahrheit. Sie hatte Freude empfunden, als er sie berührte, selbst mit diesen erbärmlichen Handschuhen. Als er ihre nackte Haut gestreichelt hatte, war in ihr eine schamlose Hitze ausgebrochen. Ihre Brüste hatten sich danach gesehnt, liebkost zu werden, und ihr Puls hatte begonnen, unruhig zu rasen.
Endlich war der Körper, den sie sehnsüchtig erforschen wollte, nahe genug, um berührt zu werden.
Wenn er ihr doch nur erlaubt hätte, ihn zu berühren.
Er war so nahe gewesen, dass sie seinen sauberen Duft hatte einatmen und die Wärme seiner Haut hatte fühlen können. Sie hatte seine stählerne Brust gesehen und sein Haar gespürt, als es über ihren Hals gestrichen war.
Das alles waren verlockende Anzeichen für das, was sie zusammen erfahren könnten, wenn sie ihn nur von Rangapindhi befreien könnte.
Ihr Magen zog sich zusammen, als sie sich an den unerträglich intimen Moment erinnerte, als er in sie eingedrungen war. Der Schmerz war groß gewesen, doch der Geschlechtsakt hatte sie an ihn gebunden, wie nichts anderes es vermochte.
Sie waren ein Fleisch geworden.
Erst jetzt verstand sie, was diese Worte wirklich bedeuteten. Vielleicht war es der Schmerz beim Vollzug der Ehe, der die Vereinigung so unwiderruflich werden ließ. Vielleicht müsste sie diese dunklen Zwangsvorstellungen mit ihrem Mann nicht erdulden, wenn sie ihr Eheleben in fröhlicher Hoffnung begonnen hätten.
Sie wusste, dass Gideon diese Verbindung ebenso spürte wie sie, obwohl er so
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