Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
standhaft versuchte, sich von ihr fernzuhalten.
    Und um dieser Verbindung willen war sie bereit, ein hohes Risiko einzugehen. Ein Risiko, nicht nur für sie und ihr verletztes, sehnsüchtiges Herz, sondern auch für Gideons eisern übrig gebliebene körperliche und geistige Gesundheit. Der Himmel möge verhüten, dass sie falsch lag. Die Folgen wären tragisch.
    Während der langen, dunklen Wache gestern Nacht hatte sie das Gefühl gehabt, am Scheideweg zweier möglicher zukünftiger Leben zu stehen. Das von Gideon geplante zukünftige Leben sah kalt und einsam aus. Ein Leben, bei dem sie seine Entscheidung, auf Hoffnung und Liebe zu verzichten, hinnahm.
    Doch da gab es auch noch die Möglichkeit eines anderen zukünftigen Lebens. Eines, bei dem sie zusammenwuchsen, sich ihren Herausforderungen stellten, eine Familie und ein Heim gründeten.
    Gab es für sie eine Chance, dieses zweite Leben real werden zu lassen?
    Charis machte sich nichts vor, was die Ausmaße der Hindernisse anging. Doch als sie gestern Nacht Zeuge seines Schmerzes geworden war, hatte in ihr etwas aufgeschrien und sich geweigert, ihn seiner Qual zu überlassen. Sie sehnte sich danach, ihn zu umsorgen. Sie wollte, dass er dem Leben wieder vertraute. Und auch sich selbst. Sie wollte ihm seine Fähigkeit, glücklich sein zu können, wiedergeben.
    Welch großes Ziel.
    War es unerreichbar?
    Nein. Sie weigerte sich aufzugeben. Was immer es sie auch kosten würde.
    Sie hatte ihn vor einer halben Stunde im Salon allein zurück gelassen. Da war er gerade dabei gewesen, einen Brandy zu trinken, und die Trostlosigkeit in seinen Augen hatte sie fast zum Weinen gebracht. Diese Trostlosigkeit war schon immer da gewesen, doch jetzt, da sie seine Vergangenheit kannte, traf sie sie bis ins Mark.
    Er hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen.
    Tja, aber die Frau, die er geheiratet hatte, beabsichtigte diesen Vorsatz zunichte zu machen. Sie liebte ihn so sehr, sie durfte ihn nicht verlieren.
    Tapfere Worte. Sie wünschte sich, sich halb so zuversichtlich zu fühlen.
    Sie blickte von ihren sorgenvollen Gedanken hoch und sah Gideon in der Tür stehen. Sie hatte ihn nicht hereinkommen hören. Da er sich immer wie eine Katze bewegte, verwunderte sie das kaum. Sein Haar war zerzaust, und in einer seiner behandschuhten Hände hielt er nachlässig ein Glas. Er hatte sein Halstuch abgestreift, und sein Hemd stand offen, wodurch sie seine stählerne Brust teilweise sehen konnte.
    Seine männliche Schönheit war ein ständiger Reiz. Manchmal, so wie jetzt, blieb ihr bei seinem Anblick schier das Herz stehen.
    Ihr Magen verkrampfte sich, da sein halb gekleideter Zustand sie unvermeidlich an die vergangene Nacht erinnerte. Seine Reue über das, was er getan hatte, versetzte ihr einen Stich. Bei dem Gedanken an sein Leid danach wollte sie am liebsten sterben.
    Er ging nicht weiter in das Zimmer hinein. »Ich wollte dir nur gute Nacht sagen, Charis.«
    »Kommst du nicht ins Bett?« Die Frage klang wie eine heisere Einladung.
    Sie fuhr vor Nervosität mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. Sein Blick klebte fieberhaft an der Bewegung. Der Griff seiner behandschuhten Hand um das Brandyglas wurde fester. Plötzlich wirbelte die warme Luft vor sinnlichem Aufruhr.
    Er räusperte sich, und sein Blick wanderte über ihren Kopf. »Ich schlafe im Salon. Ich denke … ich denke, das ist das Beste.«
    Mit zittrigen Händen griff sie nach einem Tuch und glitt aus dem Bett. Ohne seinen abwehrenden Gesichtsausdruck weiter zu beachten, trat sie nahe genug, um die verheerende Qual in seinen Augen zu sehen. »Mach dich nicht lächerlich, Gideon. Es ist kalt und ungemütlich dort.«
    Er schaute sie an. »Nach Rangapindhi ist es der reinste Luxus.«
    »O Liebster, Rangapindhi ist vorbei«, sagte sie leise. Es schien ein Zeichen des Fortschritts, dass er von sich aus seine Gefangenschaft erwähnte. Sie streckte eine Hand nach ihm aus, ließ sie dann wieder fallen. »Du bist frei.«
    In seinem Lächeln lag keine Freude. »Ich werde nie frei sein.«
    Sie war verärgert, dass er sein Schicksal einfach hinnahm. »Wenn du nicht kämpfst, wirst du es tatsächlich nicht sein.«
    Während sein großer, schlanker Körper vor Verärgerung bebte, stolzierte er hinüber zum Kamin, schüttete den Brandy in sich hinein und stellte das Glas klirrend auf dem Kaminsims ab. Sein Blick richtete sich böse auf sie. »Sprich nicht über etwas, was du nicht verstehst.«
    Sie kratzte ihren letzten Mut zusammen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher