Fesseln der Sünde
weglaufen.«
Sie zuckte bei der Bemerkung normale Frau zusammen, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Ich bitte dich ja auch nicht, das … das noch mal zu tun.« Ihr wurde heiß im Gesicht, und ihre Wangen röteten sich.
»Du möchtest also einen keuschen Schlafgenossen?« In seiner Stimme schwang Spott.
Sie holte tief Luft. »Ich möchte dich bei mir haben, Gideon.«
»Nein.«
»Na gut. Dann werde ich im Salon schlafen.« Sie verschränkte die Arme und schaute ihn unerbittlich an.
»Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte er und klang allmählich wirklich verärgert. Sie merkte, dass er sie bisher nicht ernst genommen hatte.
Natürlich nicht. Er dachte, sie wäre ein zerbrechliches junges Ding, das Schutz brauchte. Doch er würde schon bald lernen, dass seine Frau einen Willen besaß, der mindestens genauso stark war wie seiner. Und das Herz einer Heldin. Sie war entschlossen, für ihre Ehe zu kämpfen. Sie war entschlossen, für seine Zukunft zu kämpfen.
»Geh jetzt ins Bett«, knurrte er.
Sie zitterte, obwohl es im Zimmer nicht kalt war. »Dann bring mich doch dazu.«
Er richtete sich auf. Sie sah, wie Wut und Frustration in seinem Gesicht gegeneinander kämpften. »Du benimmst dich wie ein Kind.«
Sie zuckte mit den Schultern und hob das Tuch vor ihren Füßen auf. »Soll ich heute Nacht den Stuhl nehmen?« Sie sprach mit einer Lockerheit, die sie nicht verspürte.
Sein Kiefer bewegte sich, als er mit den Zähnen knirschte. Ein weiteres Zittern fuhr durch sie hindurch. Sie verspürte eine verbotene Erregung, während sie ihn aufzog.
»Der Teufel soll dich holen«, sagte er krächzend und trat einen Schritt näher.
Sie schlang den Schal um ihre Schultern und hoffte inständig, er würde sie nicht beim Wort nehmen und sie die ganze Nacht in dem Stuhl sitzen lassen. Das Schlafzimmer war warm, der Salon nicht. Sie würde innerhalb einer Stunde blau anlaufen, und nach den vergangenen beiden Nächten war die Aussicht, sich in einem weichen Bett auszustrecken, sehr verlockend.
Sie reckte das Kinn und warf ihm diesen hochnäsigen Blick zu, den sie bei hundert aufdringlichen Verehrern eingesetzt hatte. »Willst du mich ins Bett jagen, Gideon?«
»Du …«
Sie hob die Augenbrauen. »Ja?«
»Du verdammte Hexe.« Seine Augen sprühten vor Zorn.
Ihr Magen zog sich vor Nervosität zusammen. Und noch vor etwas Gewaltigerem. »Das ist nicht sehr höflich.«
»Egal.«
Er stürzte sich auf sie, packte sie bei der Taille, hob sie in einem Schwung wütend hoch und drückte sie gegen seine Brust.
Sie hatte darauf gewartet, darum gebetet, obwohl der Schock, in seinen Armen zu liegen, seine bebende Wut und die Wärme seiner Haut zu spüren, sie nach Luft ringen ließ.
Der Griff seiner Hände wurde fester, und er schaute starr geradeaus. »Du wolltest es so«, knurrte er und marschierte zum Bett.
Ja, das wollte sie. Und nun hatte sie es. Zögernd legte sie eine Hand um seinen Hals und strich dabei mit den Fingern über das seidige Haar in seinem Nacken. Er schien es nicht zu bemerken.
»Wie kannst du nur solch rohe Gewalt gegen mich anwenden?« Sie wollte empört klingen, doch schaffte nur ein schwaches Schmollen. Und die ganze Zeit tanzte ihr Herz vor Freude.
»Darüber hättest du vorher nachdenken sollen«, sagte er bissig.
Die distanzierte Höflichkeit, die er gegenüber der Welt pflegte, war verschwunden. Stattdessen war aus ihm ein großer, verärgerter, autoritärer und atemberaubender Mann geworden. Ein Schauer der Erregung fuhr durch sie bis hinunter in ihre kalten Zehen.
Er erreichte den Rand der Matratze. »Gute Nacht, Charis.«
Kurzerhand ließ er sie in einem Gewirr aus Armen, Beinen und weißem Seidennachthemd auf die zerwühlten Laken fallen.
Einen Moment lang lag sie atemlos da und starrte zu ihm hoch. Er hatte sie mühelos tragen können. Er war zwar schlank, aber trotzdem sehr stark. Der Gedanke daran schickte wieder einen Schauer der Erregung durch ihren Körper.
»Was …« Sie hielt inne und holte noch mal Luft. »Was machst du, damit ich hier bleibe?«
»Ich könnte dich fesseln.« Er klang immer noch verärgert.
»Das würdest du nicht tun.«
»Und dich knebeln. Knebeln erscheint mir eine großartige Idee.«
Sie drückte sich gegen die Matratze und wunderte sich, warum sich ihr Unterleib bei der Vorstellung, ihr Mann könnte sie fesseln, vor Erregung zusammenzog. »Ich würde dich beißen«, erwiderte sie atemlos.
Er schloss die Augen, als betete er um Kraft. »Der Teufel
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