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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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hatte sie rechnen müssen. Schon seit langem.
    »Ich bin müde.« Das stimmte, wenngleich sich ihre niedergeschlagene Stimmung durch die gute Mahlzeit und die geschickten Hände Akashs um einiges aufgehellt hatte.
    »Unsere Reise nach Portsmouth dauert noch lange. Sicherlich können Sie noch ein paar Augenblicke wach bleiben, um Ihren Mitreisenden zu unterhalten.«
    Sie seufzte. Sie fühlte sich durch ihre Verlogenheit ganz schlecht. Doch was blieb ihr anderes übrig? Wenn sie die Wahrheit sagte, übergäbe er sie dem nächsten Richter.
    »Ich habe Ihnen gesagt, wie ich heiße und wo ich lebe. Ich habe Ihnen erzählt, welches Unglück mir heute widerfahren ist. Ich bin auf dem Weg zu meiner Tante in Portsmouth.« Mit ihrer unverletzten Hand zupfte sie an der Schlinge und verriet so ihre Nervosität. Zitternd holte sie Luft und drückte die Hand flach auf ihren Schoß. »Wir sind Reisende, die sich rein zufällig begegnet sind. Was sonst müssten Sie noch wissen?« Sie wusste, wie ungehobelt sie sich anhörte, doch sie verabscheute Lügen.
    In dem düsteren Licht glich sein Gesicht einer wunderschönen Maske. Sie hatte keine Ahnung, ob er ihr glaubte oder nicht. Er hielt inne, als ginge er ihre Antworten noch einmal durch, und sprach dann mit düsterer Stimme. »Ich muss wissen, warum Sie sich so fürchten.«
    »Die Wegelagerer …«
    Eine abweisende Geste mit seiner behandschuhten Hand brachte sie zum Schweigen. »Wären Sie tatsächlich von Dieben überfallen worden, hätten Sie sich nicht in einem Stall versteckt. Wollen Sie mir nicht Ihr Vertrauen schenken, Sarah?« Seine sanfte Bitte brachte ganz tief in ihr etwas zum Schwingen, und einen sehnsuchtsvollen Moment lang wollte sie ihm die Wahrheit sagen. Bis sie sich daran erinnerte, was auf dem Spiel stand.
    »Ich … ich habe Ihnen vertraut«, sagte sie heiser. Sie schluckte nervös. Sie beim Vornamen zu nennen, auch wenn er falsch war, machte die Situation noch intimer. Und ihre Lügen noch verabscheuungswürdiger.
    Ein Schatten der Enttäuschung zog über sein Gesicht, als er sich an das abgewetzte Leder zurücklehnte. »Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wovor Sie davonlaufen.«
    »Aber das tun Sie doch schon.« Charis kämpfte mit den Tränen. Seine Großzügigkeit hatte etwas Besseres verdient als ihre Lügen.
    Sie versuchte sich einzureden, dass er nur ein Mann war und diese Tatsache allein bereits Grund genug wäre, ihm nicht zu vertrauen. Die Behauptung klang hohl. Ihr Vater war ein guter Mann gewesen. Alles an Sir Gideon Trevithick ließ darauf schließen, dass auch er ein guter Mann war.
    Sie zwang sich zu einem festeren Ton. »Ich bin an der Reihe mit Fragen.«
    Er verschränkte die Arme vor seiner kräftigen Brust und musterte sie unter gesenkten, schwarzen Augenbrauen. »Schießen Sie los.«
    Es machte ihr Angst, wie sehr sie sich danach sehnte, mehr über ihn zu erfahren. Die Neugierde wütete in ihr wie ein hohes Fieber. Doch zu ihrem eigenen großen Entsetzen war die erste Frage, die sie stellte: »Sind Sie verheiratet?«
    In seinem Lachen schwang ein barscher Unterton mit. »Gütiger Gott, nein.«
    Der Schock über seine entschiedene Antwort überwog ihre Verlegenheit. »Sie klingen gerade so, als wäre es unmöglich.«
    »Glauben Sie mir, das ist es.« Er schaute durch das Fenster hinaus in die dunkle Landschaft.
    Sie konnte nicht anders, als auf sein Profil zu starren, das so perfekt wie eine Kamee oder das Gesicht auf einer Münze war. Dickes, dunkles Haar fiel von einer hohen Stirn nach hinten. Die Nase gerade und gebieterisch. Das Kinn stolz und der Kiefer kantig. Seine physische Ausstrahlungskraft traf sie wie ein Schlag.
    Er drehte sich um und erwischte sie dabei, wie sie ihn beobachtete. Ihre Gesichtsfarbe änderte sich. Sie wurde rot, was Gott sei Dank durch das gedämpfte Licht und ihre Blutergüsse nicht zu erkennen war.
    Sie blickte lange in seine ungestümen, dunklen Augen. Er war offensichtlich aufgewühlt, doch sie war nicht eingebildet genug, um sich vorstellen zu können, sie wäre der Grund dafür. Nein, ihre Wege würden so schnell, wie sie sich gekreuzt hatten, auch wieder auseinandergehen. Sie erstickte den Schmerz sinnlosen Bedauerns, als sie sich dessen bewusst wurde. Die dichten, dunklen Wimpern seiner Augen stellten das einzige entfernt weibliche Merkmal an ihm dar. Ja, er war schön, aber genauso eindeutig männlich.
    »Jetzt bin ich an der Reihe. Wo sind Ihre Eltern?«
    »Tot«, sagte sie schonungslos,

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