Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
vermutete, dass einfache Zeichen der Zuneigung ihm nur selten widerfahren waren.
    Sie küsste ihn noch einmal, da sie seine Einsamkeit schmerzte und sie sich ihn nur allzu gut als kleinen, klugen Jungen vorstellen konnte, der mit Büchern glücklicher war als mit anderen Kameraden. Ein flüchtiges Streicheln ihrer Lippen über den Rand eines Ohres.
    Wieder hielt er den Atem an. Langsam richtete er sich auf und blickte sie mit einem Misstrauen an, das sie mitten ins Herz traf. Inzwischen musste er doch wissen, dass sie es nur gut mit ihm meinte. Aber er war so verletzt worden, er scheute alles, was nach Liebe roch. Trotz all der Mauern, die sie eingerissen hatte, machte sie sich keine Illusionen darüber, dass er auch nur im Ansatz denken könnte, ihrer Liebe wert zu sein.
    Die Narben von Rangapindhi saßen zu tief, um einfach so geheilt zu werden.
    Im Moment aber war er bei ihr, und nichts deutete darauf hin, dass er weggehen wollte. Sie nahm sich vor, jeden sich bietenden Vorteil zu nutzen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste zuerst eine, dann die andere Seite seines Nackens. Sie hielt ihn noch immer, aber locker, leicht, ohne die bebende Verzweiflung. Er bewegte sich unruhig, und seine Hände glitten hinab, um ihre Taille zu umfassen.
    Sie hinterließ eine Spur von Küssen entlang seiner Schulter, bis sie den Ansatz seines Oberarms erreichte.
    Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle. Sie war sich nicht sicher, ob er als Ermutigung oder Einwand gemeint war.
    Ihre Küsse waren flüchtig, weich und spielerisch. So wie jene, die sie einem weinenden Kind geben würde, um es zu trösten.
    Nur wusste sie zu genau, dass Gideon kein Kind war.
    Er war ein erwachsener Mann. Stark. Leidenschaftlich. Ein Jäger.
    Sie durchzuckte ein Schauer. Bewusster streiften ihre Lippen die Ader, die seitlich entlang seinem Hals verlief. Und sie spürte, mit welcher Kraft das Leben durch ihn schoss.
    Ihm blieb wieder der Atem stehen. Dann bewegte er sich und drückte seine Lippen auf ihr Schlüsselbein, das unter dem viereckigen Ausschnitt ihres roten Abendkleides hervortrat.
    Ihr Herz stotterte. Endlich machte er mit. Sie schloss die Augen und zwang sich zu atmen. Sie legte ihre Hände locker auf seine Hüften.
    Sie drückte einen Kuss auf sein anderes Ohr.
    Er küsste ihr Kinn, seine Lippen waren warm und fest.
    Sie strich mit ihren Lippen über seinen Kiefer.
    Er nahm ein Ohrläppchen zwischen die Zähne und biss sanft zu.
    Sie reagierte darauf bis hinunter in ihre Zehen, und ein ersticktes Stöhnen drang aus ihrem Mund. Als er sich vorbeugte, um ihre Schulter zu küssen, sah sie männliche Siegesgewissheit in seinem Gesicht aufblitzen.
    Sie hielten sich nicht länger aneinander geklammert wie Überlebende eines Schiffbruches. Sie hatte ihn geküsst, um ihn zu trösten, doch das Spiel hatte sich irgendwann in ein Duell der Küsse verwandelt.
    Sie beugte den Kopf und küsste den wild schlagenden Puls an seinem Halsansatz. Instinktiv fuhr sie mit der Zunge über die Stelle. Seine Haut war warm und salzig. Köstlich.
    Sie vergaß den spielerischen Kampf und fuhr wieder mit der Zunge darüber. Langsam. Auskostend. Sein Duft erfüllte ihre Sinne. Sein tiefes grollendes Brummen schwang gegen ihre Lippen.
    Benommen hob sie den Kopf und schaute ihn an. Der Humor war aus seinem Gesicht gewichen. Stattdessen lag eine ungeheuere Konzentration darin, die einen Schauer erregter Vorfreude ihren Rücken hinunterlaufen ließ.
    Die unschuldigen Spielchen waren vorüber.
    Gefahr schwebte in der Luft.
    Gefahr und Leidenschaft.
    Die Zeit blieb stehen. Zusammen mit ihrem Herzen und ihrem Atem. Sie fühlte sich, als schwebte sie am Rand einer der zerklüfteten Klippen Penrhyns. Würde sie zu Tode stürzen? Oder würde er sie auffangen, wie er es immer getan hatte?
    Gideon hob seine zerschundenen Hände so langsam, als wate er durch tiefes Wasser. Er umfasste ihren Kopf und neigte ihn nach hinten, sodass sie ihm ihr Gesicht zuwandte.
    Dieser Moment war unbeschreiblich bedeutungsvoll. Es war, als hätte er sie noch nie vorher berührt. Das Streicheln seiner vernarbten Hände auf ihren Wangen ließ sie vor Freude erzittern. Er blickte sie an und strich mit dem Daumen eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
    Mit ergreifender Hingabe fuhr sein Blick über ihre Gesichtszüge. Seine schwarzen Augen glühten, als würde er auf das Verlangen seiner Seele schauen. Tief in ihrem Innern erkannte sie schließlich, dass er sie liebte und es immer tun würde.

Weitere Kostenlose Bücher