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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Dokumente fertig sind?«, fragte sie mit eisiger Stimme. Wenn Gideon stark sein konnte, konnte sie es auch.
    »Ich werde eine Nachricht schicken.« Felix griff nach einem der Pferde und zog es ins Freie. Der stämmige Braune schnaubte und sträubte sich, den Schutz der Bäume zu verlassen. »Lass mich dir hoch helfen.«
    »Fass mich nicht an«, fauchte sie ihn an.
    »Ganz wie Sie wollen, Mylady.« Er reichte ihr mit einer ironischen Geste die Zügel.
    Sie riss sie ihm aus der Hand und sprach beschwichtigend auf das nervöse Tier ein, kletterte auf seinen Rücken und wickelte den Mantel fest um sich. Der Sturm war schon in dieser Talsenke schlimm genug. Ihr graute davor, wie er wohl auf dem offenen Moor sein würde.
    Als das Pferd seine Reiterin spürte, wehrte es sich, aber Charis bekam es schnell in Griff. Sie schaute Felix durch den strömenden Regen an. »Wenn du meinem Mann etwas antust, werde ich dich so lange jagen, bis ich dich gefunden habe. Und dann bringe ich dich um.«
    Felix lachte harsch auf. »Du warst schon immer ein eigenartiges Mädchen. Wenn ich erst einmal das Geld habe, seid ihr beide mir egal. Obwohl ich jede Wette eingehe, dass Trevithick den Tag, an dem er sich mit der streitsüchtigen Tochter des Earl of Marley eingelassen hat, noch verfluchen wird.«
    Sie ignorierte seine Sticheleien. »Erinnere dich an meine Worte. Ich weiß, dass du und Hubert nur darauf aus seid, eure Fähigkeiten an einem wehrlosen Mann unter Beweis zu stellen.«
    Mit den Hacken trieb sie das Pferd zum Galopp an und zwang es den rutschigen Weg hoch, hinaus aus der kleinen bewaldeten Senke. Während sie sich weit über den Hals des Tieres beugte, hämmerte ihr Herz eine einzige Botschaft. Gideon, warte auf mich.

23

    Auf dem Moor oben tobte der Wind wie ein wütendes Ungeheuer und verwandelte den peitschenden Regen in Messer, die durch den dicken Mantel drangen, als wäre er aus Musselin. Grimmige Kälte fuhr durch Charis’ Körper. Doch die Angst um Gideon ließ sie am meisten frieren.
    Ihr Pferd wieherte und weigerte sich, auf den fast nicht zu erkennenden Weg nach Penrhyn abzubiegen. Sie zog fürchterlich an dem Gebiss, doch das Tier war zu verängstigt, um ihr zu gehorchen.
    »Bitte, bitte, hör auf mich«, schluchzte sie und spannte die Schenkel an, um nicht von dem scheuenden Pferd herunterzufallen. Ihre Arme schmerzten von dem Bestreben, es davon abzuhalten, ihr auf dem Weg, den sie gekommen waren, durchzugehen.
    Gideon brauchte sie. Jede Sekunde zählte. Sie drückte sich in den Sattel, entschlossen, wieder die Gewalt über das Tier zu erlangen.
    Schließlich schlug es in unsicherem Galopp den Weg in Richtung Westen ein. Charis’ Schultern zogen sich vor Anstrengung zusammen, und sie keuchte nach Atem. Sie lehnte sich über den Hals des Pferdes und rief ihm ermunternde Worte zu, obwohl sie wusste, dass der Sturm sie ins Nichts hinaustrug.
    Die ganze Zeit hämmerte ihr Herz eine einzige stille Botschaft hinaus zu Gideon.
    Warte auf mich, mein Liebster. Warte auf mich. Warte auf mich.
    Ein Sturm der Angst wütete in ihr. Nicht um sie selbst, sondern um ihren Mann. Hatte er seine Geister fernhalten können? Was machten Felix und Hubert mit ihm? Wo hielten sie ihn gefangen? Lieber Gott, lass es dort nicht so dunkel und eng sein wie das Loch in Rangapindhi.
    Sie kämpfte sich weiter voran. Der Regen verwandelte ihre Kleider in schweres, nasses Eis. Ihre nassen Zöpfe fielen auseinander und hingen ihr im Gesicht, wodurch sie nichts mehr sehen konnte. Sie schob ihr triefendes Haar mit einer zittrigen Hand schnell aus den Augen. Der Sturm hatte den Nachmittag zur Nacht werden lassen, der durch gezackte Blitze erleuchtet und grollenden Donner unterbrochen wurde.
    Das Pferd wieherte schrill und scheute vor einem angeschwollenen Bach. Unbarmherzig stieß Charis ihm die Hacken in die Seiten, bis es zu einem ungelenken Sprung darüber ansetzte. »Komm schon.«
    Das Pferd strauchelte, als es auf dem steinigen Ufer aufsetzte. Charis rutschte gefährlich im Sattel und stürzte fast in die reißende Flut. Nach einer beängstigenden Pause, bei der ihr der Atem stehen blieb, kam das müde Pferd wieder auf die Beine und rutschte in den Schlamm.
    Sie hoffte inständig, auf dem richtigen Weg zu sein. Beziehungsweise überhaupt auf einem Weg zu sein. Entweder hatte sie Penrhyns Torpfosten im Sturm übersehen, oder sie war an ihnen noch nicht vorbeigeritten. Oder sie war hoffnungslos vom Weg abgekommen. Gideon hatte gesagt, das Haus

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