Fesseln der Sünde
dahin stelle ich mich euch zur Verfügung.«
Ihr Magen wollte die Realität nicht wahrhaben und verkrampfte sich. Ihre Hände krallten sich in seinem Mantel fest, als ob sie ihn, falls erforderlich, durch bloße Kraft zurückhalten könnte. »Nein, Gideon, das geht nicht. Das kannst du nicht.«
Der mit brüchiger Stimme vorgebrachte Protest ging in Schweigen über. Sie konnte nicht riskieren, dass Felix und Hubert seinen schwachen Punkt entdeckten. Wenn sie wüssten, was Gideon auf sich nahm, indem er sich ihnen als Geisel anbot, würden sie ihn mit ihrer Folter in den Wahnsinn treiben.
»Das kannst du nicht«, wiederholte sie mit zittriger Stimme und wünschte sich, sie wären allein. Wünschte sich, sie hätte ihn nie getroffen und ihn dadurch dieser Gefahr ausgesetzt. Es wäre besser gewesen, sie hätte Desaye vor Wochen geheiratet. Ihre Befürchtungen hatten sich letztendlich doch bewahrheitet. Ihr Dilemma drohte den Mann, den sie liebte, zu zerstören.
Sie sah mit glasigen Augen, wie Gideon ihre Angst bemerkte, und wuchs über sich selbst hinaus. Sein dunkler Blick war bestimmt und unerschrocken, als er ihren erforschte. »Ich lasse sie nicht auf einen Meter an dich heran, mein Liebling.«
Seine Stimme hatte genau den gleichen Ton, als er hartnäckig darauf bestanden hatte, sie hätten keine gemeinsame Zukunft. Instinktiv wusste sie, dass sein Entschluss feststand und sie ihn durch nichts davon abbringen konnte.
Sie musste etwas tun. Sie musste ihn aufhalten. Er setzte sich für sie seinen schlimmsten Albträumen aus, und sie war es nicht wert.
Sie schluckte den Kloß, der durch ihre aufgebrachten Gefühle in ihrem Hals entstanden war, hinunter, um wieder keine Worte zu finden, als Gideon ihre behandschuhte Hand hob und flüchtig ihre Fingerknöchel küsste. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen.
Felix und Hubert waren rücksichtslose, gewalttätige Tyrannen. Sie würden ihre Wut an ihrem Gefangenen auslassen. Selbst ohne sein Leiden sah Gideon in ihren Fängen Schmerz und Erniedrigung entgegen. Mit seinem Leiden könnten die Folgen katastrophal sein.
»Nein …«
Gideons Kiefer nahm wieder diesen unerbittlichen steinernen Zug an. »Ich habe geschworen, dass diese Dreckskerle dich nie wieder anfassen werden.«
»Wahrhaftig, dein Edelmut rührt mein Herz«, sagte Felix sarkastisch und rückte unmissverständlich und bedrohlich näher. »Doch ich glaube, es ist besser für uns, die Schlampe zu behalten.«
»Ausgeschlossen.« Gideon sah Felix nicht an und sprach, als behielte er bei dieser hässlichen Szene die Oberhand.
Felix lachte barsch auf. »Bei Gott, du bist wirklich sehr von dir selbst überzeugt. Was sollte uns daran hindern?«
»Ich werde dich daran hindern.«
»Du vergisst, wer hier die Waffe hat.« Selbst Felix hielt inne.
Gideons Lächeln war überlegen, als er sich ihrem Stiefbruder zuwandte. »Wenn du einen von uns beiden umbringst, ist die Chance auf das Geld für dich vertan.«
»Dafür bist du dann aber tot«, sagte Felix grimmig und hob die Pistole.
Gideon nahm die Stichelei gelassen hin. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie du aus diesem Schlamassel herauskommen willst. Wir werden die erstbeste Gelegenheit nutzen und den Gesetzeshütern die Tatsachen auf den Tisch legen.«
Wie konnte er nur so sicher klingen, wenn er doch wissen musste, was voraussichtlich passieren würde? Bei seinem waghalsigen Mut drehte sich Charis vor Übelkeit der Magen um.
»So dumm sind wir nun auch nicht, hier zu warten wie Lockenten. Hubert und ich werden uns aufs Festland begeben.«
»Während du dich mit der Schlampe vergnügen kannst«, sagte Hubert. »Selbst wenn du es schaffst, ihr Vermögen zu behalten, wirst du schon bald merken, was für ein schlechtes Geschäft du gemacht hast.«
Charis nahm die Beleidigungen kaum wahr. Ihr Verstand war zu sehr damit beschäftigt, Gideon von seinem gefährlichen Vorhaben abzubringen. Er hatte schon so viele Opfer für sie gebracht, doch das hier ging weit über alles hinaus, was von ihm erwartet werden konnte. Für ihn wäre es so, als müsste er Rangapindhi noch einmal durchleben.
Gideon schaute ihre Brüder nicht an, sondern sprach direkt zu ihr. Seine Stimme war tief und ernst. »Meine Frau ist kostbarer als sämtliche Juwelen. Und wenn sie nicht mehr besäße als das Hemd an ihrem Körper, wäre ich immer noch über alle Maßen reich.«
Diese außergewöhnliche Erklärung galt ihr, sollte etwas schiefgehen. Charis’ Herz schäumte über vor
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