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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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bemerkbar, selbst als wohltuende Wärme durch ihre Adern zog.
    Sie gab die Flasche zurück. Ihre kurz aufgeflammte Energie ließ nach. Erschöpfung übermannte sie und machte ihre schmerzenden Glieder schwer. Ihr angeschwollener Kiefer tat ihr weh, als sie ein Gähnen unterdrückte.
    Nein, sie würde nicht einschlafen. Sie vertraute ihren Begleitern nicht genug, um sich derart fallen zu lassen. Außerdem musste sie wach bleiben, um ihre Chance zur Flucht zu ergreifen.
    Nein, sie würde nicht einschlafen. Sie würde nicht …

    Am nächsten Morgen rollte die Kutsche in Portsmouth ein. Gideon hatte immer mal wieder vor sich hingedöst. Mehr als das war ihm an Schlaf nicht vergönnt, egal ob er in einer schnell fahrenden Kutsche saß oder im schönsten Federbett schlief. An manchen Tagen dachte er daran, für einen ungestörten Schlaf seine Seele verkaufen zu können, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass er keine Seele mehr zum Verkaufen hatte.
    Wenigstens war seine Angst vor geschlossenen Räumen nicht mehr ganz so erdrückend wie damals, als er gerade Indien verlassen hatte. In der Kutsche eingesperrt zu sein war zwar unangenehm, doch kam er Gott sei Dank damit zurecht.
    Akash beobachtete ihn von der Bank gegenüber. Es hatte vor der Morgendämmerung angefangen zu schneien, und sein Freund hatte Zuflucht in der Kutsche gesucht. Sie hatten Tulliver vorgeschlagen, an einem Gasthaus auf dem Weg zu halten, doch Tulliver hatte sich der englischen Kälte gegenüber genauso unempfindlich gezeigt wie der glühenden Hitze auf dem Schiff auf der Rückreise von Indien.
    Gideons Blick fiel auf das schlummernde Bündel neben Akash. Sarah hatte sich in der Ecke eingerollt und presste sich in das Polster, so als bliebe sie selbst im Schlaf wachsam.
    Bei dem Gedanken, wer sie so zugerichtet haben könnte, drehte sich Gideons Magen um. Der Feigling verdiente es, in der Hölle zu schmoren.
    Er schob den Vorhang zurück und erhaschte zum ersten Mal einen Blick auf Miss Sarah Watson bei Tageslicht. Die Blutergüsse in ihrem Gesicht sahen trotz Akashs geheimnisvoller Fertigkeiten an diesem Morgen schlimmer aus. Ihre Frisur glich einem Krähennest. Mit einer ihrer zerkratzten Hände umklammerte sie seinen dicken Wintermantel, unter dem sich die Rundungen ihres schlanken Körpers verbargen, an die er sich, auch wenn er nicht wollte, nur zu gut von letzter Nacht erinnerte. Die andere Hand, die aus der von Akash notdürftig hergestellten Schlinge heraushing, baumelte locker gegen ihre Brust.
    »Soll ich sie wecken?«, murmelte Akash.
    Gideon nickte. Akash berührte ihre Hand dort, wo sie den dicken schwarzen Wollstoff des Mantels umfasste. Gideon beneidete seinen Freund darum, sie so beiläufig berühren zu können.
    Er blieb ruhig sitzen und beobachtete, wie sich das Mädchen rührte. Ihre Augen - ein rauchiges Haselnussbraun, in dem sich der helle Schein des Schnees von draußen spiegelte - öffneten sich und nahmen ihn langsam wahr. Anklagend.
    »Sie haben mir ein Schlafmittel gegeben.« Sie sprach undeutlich. Wegen ihrer Schlaftrunkenheit oder ihres geschwollenen Gesichtes. Oder wegen des Opiums.
    »Sie brauchten Ruhe. Es war lediglich ein Tropfen Laudanum.« Es war mehr als das gewesen. Aber wie hätte er ihr sonst zu ihrem so nötigen Schlaf verhelfen können?
    »Tun Sie das ja nicht noch mal«, stieß sie aus und hörte sich mit einem Mal wach an. Ihre bemerkenswerten Augen hellten sich zu einem Tiefgrün mit vereinzelten goldenen Sprenkeln auf, die wie gebrochenes Sonnenlicht funkelten. Nur diese Augen ließen auf ihre eigentliche Schönheit schließen.
    Er nickte. »Das werde ich nicht.« Er hielt inne. »Wie geht es Ihnen?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dann zuckte sie zusammen, da ihre aufgesprungene Lippe ihr dabei wehtat. Dennoch schwang trockener Humor in ihrer Stimme mit. »Als wäre ich von einem Esel getreten worden. Einem riesigen, wütenden Esel.«
    Sie stellte sich ihrem Schicksal hoch erhobenen Hauptes. Ohne zu jammern oder ihm auszuweichen. Ihre Einstellung verschlug ihm die Sprache. Und ließ ihn mehr über sie wissen wollen, als ihm zu fragen erlaubt war.
    Wie sie bereits gesagt hatte: Sie waren Fremde, deren Wege sich rein zufällig gekreuzt hatten. Und so war es vollkommen sinnlos, sich gegen das unausweichliche Schicksal zu stellen. Sie war nicht für ihn bestimmt. Und könnte es auch nie. Keine Frau könnte das.
    Dieser niederschmetternden Einsicht hatte er sich bereits vor Monaten

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