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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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gestellt.
    Er hoffte, sie würde nicht den verräterischen rauen Ton in seiner Stimme bemerken, als er sich zu einer trockenen Antwort zwang. »Dann fühlen Sie sich also um einiges besser?«
    Sie kicherte bei seinem Versuch zu scherzen in sich hinein und hielt eine Hand an ihre geprellte Wange. »Mir tut das Lachen weh.«
    »Das tut es bestimmt.« Nur eine äußerst tapfere Frau würde unter diesen Umständen lachen.
    »Wo lebt Ihre Tante, Miss Watson?«, fragte Akash.
    Sein Freund hatte ihm einen prüfenden Blick zugeworfen und konzentrierte sich nun auf das Mädchen. Hitze kroch Gideon den Nacken hoch, als er realisierte, dass Akash seine Bewunderung für Miss Watson erahnte. Und ihn deshalb bedauerte, was wiederum Gideons Stolz verletzte.
    Der singende Tonfall in der Stimme des Mädchens erstarb, und sie hörte sich so hölzern wie immer an, als sie ihn anlog. »Nicht weit weg. Wenn Sie mich in der Stadtmitte absetzen, werde ich meinen Weg schon finden. Ich bin Ihnen bereits genug zur Last gefallen.«
    Gideons Lippen verzogen sich vor grimmigem Vergnügen zu einem schiefen Grinsen, während sie vermied, ihm in die Augen zu schauen. »Wir können eine Dame unmöglich sich selbst überlassen.«
    Sie schaute hinunter auf die geballte Hand in ihrem Schoß. Ihr Unbehagen war spürbar. »Meine … meine Tante ist eine unverheiratete Dame, die sehr zurückgezogen lebt. Ich würde sie in Angst und Schrecken versetzen, wenn ich in Gesellschaft zweier unbekannter Herren vor ihrer Haustüre stünde.«
    »Und wenn sie bei ihr verletzt, zerlumpt und alleine ankämen, das würde ihr nichts ausmachen?«
    Sie warf ihm einen verärgerten Blick durch ihre dichten Wimpern mit den goldfarbenen Spitzen zu. »Wenn ich es ihr erkläre, wird sie es verstehen.«
    Die Kutsche fuhr vor dem besten Gasthaus von Portsmouth vor, das am Abend zuvor von ihrem Besuch unterrichtet worden war. Die Hände des Mädchens verkrampften sich, bis die Knöchel weiß wurden. »Wo sind wir?«
    »Wir wechseln die Pferde und legen einen Halt ein, um zu frühstücken. Danach werden Akash und ich Sie zu Ihrer Tante begleiten.«
    »Nein.«
    »Heißt das nein zum Frühstück oder nein zu unserer Gesellschaft?«
    Sie besaß so viel Anstand, nach dieser unverblümten Antwort zumindest ein bisschen beschämt auszusehen. »Ich muss zugeben, dass mir ein Frühstück schon zusagen würde.«
    Er vermutete, sie wollte damit andeuten, sich nicht eine letzte Mahlzeit entgehen zu lassen, bevor sie Reißaus nehmen würde. Auf jeden Fall wäre es genau das, was er tun würde, wenn er mittellos und in Gefahr wäre. »Nun gut, dann Frühstück«, sagte er mit neutralem Ton in seiner Stimme.
    Die Kutsche hielt an. Akash drehte sich zu ihr um. »Ich werde Sie hineintragen.«
    Der Blick des Mädchens schoss hinüber zu Gideon. Er konnte sich des eigenartigen Gefühles nicht erwehren, sie wollte, dass er sich dafür anböte. Dabei war er doch ein solch armseliges Exemplar von Mann. Nicht einmal das konnte er. Er ballte die Hände zu Fäusten und redete sich ein, sich mit dieser trostlosen Wahrheit schon seit langem abgefunden zu haben. Doch da er heute dieses wunderbare Mädchen in die Arme eines anderen geben musste, erkannte er es als hohle Lüge.
    »Danke, aber ich kann gehen.«
    »Ihre Verletzungen werden nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, wenn ich Sie trage«, sagte Akash und beobachtete dabei genau die wortlose Kommunikation zwischen Gideon und Sarah.
    »Miss Watson, es wird so das Beste sein«, sagte Gideon.
    Ein Schatten der Enttäuschung zog über ihr Gesicht. Eigenartig, wie ausdrucksstark es trotz ihrer Verletzungen war. Sie hob das Kinn, als wappnete sie sich gegen eine Herausforderung.
    »Wie Sie wünschen«, sagte sie ruhig.

    Akash trug Charis mit einer distanzierten Unbekümmertheit die Treppe hoch, die ihr jegliche peinliche Berührtheit ersparte. Sie konnte sich nicht vorstellen, so gelassen in Sir Gideons Armen liegen zu können. Der Gedanke, Gideon hielte sie an seiner breiten Brust, ließ ihre Wangen erröten, und sie neigte den Kopf nach vorne, um es zu verbergen.
    Warum fühlte sie sich so eigenartig von Sir Gideon angezogen? Seine physische Präsenz hatte auf eine Weise von ihren Gedanken Besitz ergriffen, die sie so vorher noch nie erlebt hatte.
    Es war erstaunlich, wie sehr er ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Aufmerksamkeit, die sie ausschließlich ihrer Flucht und ihrer Sicherheit in den nächsten drei Wochen widmen sollte. Seit sie ihn das erste

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