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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Mal gesehen hatte, war er zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Gedanken und Gefühle geworden. Mit jedem Moment wuchs ihre Besessenheit. Lag es nur daran, dass er sie vor ihrer Entdeckung und weiterem Unheil gerettet hatte? Oder war dieses aufwühlende Gefühl etwas vollkommen anderes?
    Gott sei Dank hatte sich ihr unbesonnenes Herz wieder gefangen, als Akash sie in dem großen separaten Raum, um den Sir Gideon bei ihrer Ankunft gebeten hatte, zurück auf die Füße stellte. Ihr Puls fing jedoch sofort wieder an zu rasen, als das Objekt ihrer lächerlichen Phantasie hinter ihnen den Raum betrat. Sie kämpfte darum, ihre verwunderliche, unerwünschte Reaktion zu unterdrücken, doch nichts hielt das Prickeln auf, das sie bei seinem Anblick verspürte, als er hinüber zum Feuer schritt.
    Gleich nachdem sie Tulliver losgeschickt hatten, ein reichhaltiges Frühstück zu bestellen, wandte sich Akash mit seiner für ihn typischen Ernsthaftigkeit Charis zu. »Dürfte ich mir Ihre Verletzungen noch einmal ansehen, Miss Watson? Ich konnte in der Dunkelheit nicht viel tun.«
    »Danke. Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Außer dem bitteren Geschmack in ihrem Mund von dem von ihr so verabscheuten Laudanum fühlte sich Charis in Wahrheit um einiges besser. Ihre erstarrten Muskeln tauten durch die Wärme im Raum auf.
    Sir Gideon hatte es sich auf einer geschnitzten Holzbank in der Nähe des Feuers gemütlich gemacht, das hinter dem Kaminrost loderte. Seine Augen waren gebannt auf sie gerichtet, als sie sich vom Stuhl erhob. Mit zittrigen Beinen ging sie in die Mitte des Raumes, wo Akash wartete.
    Sie nahm das dicke Tuch von ihrem Kopf, zog den Mantel von ihren Schultern und ließ beides zu Boden gleiten. Es war absurd, aber sie hatte das Gefühl, sich für Sir Gideon zu entkleiden. Dieser schamlose Gedanke kam aus dem Nichts. Sie war darüber schockiert, konnte aber nicht davon ablassen.
    In Sir Gideons unbeirrtem, starrem Blick schien Verlangen zu liegen. Was keinen Sinn ergab, wusste sie doch, dass sie wie ein wahrhaftiges Monster aussehen musste. Aber ihre Haut prickelte vor Hitze, und sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen.
    Seine Augen flackerten auf, als er das sah.
    Das Herz schlug ihr gegen die Rippen. Etwas an Gideons Blick traf sie bis ins Mark. Es war, als blickte er in ihre Seele.
    Sie bewegte sich unruhig unter Akashs Händen.
    »Habe ich Ihnen wehgetan?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Nein«, murmelte sie.
    Es mussten Akashs medizinische Fähigkeiten sein, weshalb er ihre Pflege übernommen hatte. Was immer er auch letzte Nacht auf ihre Blutergüsse aufgetragen hatte, es hatte gewirkt. Ihr tat zwar immer noch alles weh, aber das war nichts im Vergleich zu gestern.
    Eigenartig. Dieser gut aussehende, rücksichtsvolle Gentleman berührte sie zwar mit seinen Händen, doch machte ihr das rein gar nichts aus. Sir Gideon befand sich in der Mitte des Raumes und raubte ihr den Atem.
    Was war nur passiert? In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie versuchte, ihren noch nie da gewesenen Empfindungen auf den Grund zu gehen. Sie war schon so vielen Männern, attraktiven Männern, kultivierten Männern, aufmerksamen Männern in Ballsälen und Salons begegnet. Keiner von ihnen hatte etwas Ähnliches in ihr ausgelöst wie dieser wortkarge, schwarzhaarige Adonis mit seinen glänzenden Augen und seiner bekümmerten Miene. Ihre Gefühle ließen sie zu Tode erschrecken.
    Während sie Akashs Fragen zu ihren Verletzungen beantwortete, fiel ihr Blick auf Sir Gideons behandschuhte Hände, die einen unberührten Bierkrug umfassten. Sie zitterte vor Erregung bei dem sündigen Gedanken, diese Hände würden sie berühren. Bis jetzt hatte er nicht einmal ihren Arm angefasst.
    Begierig nahm sie jedes Detail seiner Gesichtszüge auf. Sein Gesicht war ernst und rein wie das steinerne Abbild eines Kreuzritters. Seine Wangenknochen und seine Kieferpartie waren im perfekten Winkel geschnitten. Sein Mund war streng, entschlossen und schön, und zeugte mit seiner vollen Unterlippe doch von Sanftheit. Er wirkte wie ein in Stein gemeißelter Heiliger, bis der Blick auf seine brennenden Augen fiel.
    Von Heiligkeit war dort nichts mehr zu sehen.
    Sie waren dunkel, fast schwarz. Intensiv. Funkelnd. Voller unterdrückter Leidenschaft und Schmerz.
    Und Zorn.
    Weil jemand gewagt hatte, ihr weh zu tun.
    Wärme drängte sich in ein Herz, in dem seit langem Kälte herrschte. Sie konnte sich diesen Männern nicht anvertrauen. Zu viel hing

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