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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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durch das offene Fenster noch nicht kalt.«
    »Sie könnte überall sein.« Geduckt ging er unter dem niedrigen Türsturz hindurch und betrat einen langen, gefliesten Gang. »Verflucht«, sagte er noch einmal mit Nachdruck.
    »Wieso verflucht?«, fragte Akash und tauchte aus einem Seitengang auf.
    »Miss Watson ist getürmt«, sagte Gideon scharf.
    Akash griff nach seinem Arm. Sofort erstarrte Gideon, und Akash zog die Hand mit einer entschuldigenden Geste zurück. Doch seine Augen blieben in dem düsteren Licht auf ihn gerichtet. Der Blick war ruhig, aufmerksam, mitfühlend.
    »Sie kann dir das, was du verloren hast, nicht wieder zurückgeben. Niemand kann das.«
    Gideon zuckte zusammen, als wäre er von etwas getroffen worden. Hätte irgendjemand anderes als Akash das gesagt, müsste der gebrochene Kiefer desjenigen nun versorgt werden.
    »Meinst du etwa, ich weiß das nicht?«, fragte er mit zusammengepressten Lippen.
    »Dann überlass sie ihrem Schicksal.«
    Er hatte diesem Mann so viel zu verdanken. Seine Gesundheit, sowohl körperlich als auch geistig. Überhaupt, sein ganzes Leben. Doch jetzt hatte er keine Zeit, etwas zu erklären, was er selbst kaum verstand. »Vielleicht kann ich, wenn ich ihr helfe, wenigstens so meine Seele ein wenig reinwaschen.«
    »Sie ist eine Fremde.«
    »Sie steckt in Schwierigkeiten. Wir müssen sie finden.«
    Akash betrachtete ihn einen Moment lang eingehend, den sie an sich nicht zu verschenken hatten. Schließlich nickte er unvermittelt. »Hat sie nicht eine Tante in der Stadt?«
    »Eine Lüge. Sie ist auf der Flucht vor irgendjemandem oder irgendetwas. Ich denke, sie hat vor, sich auf der Straße durchzuschlagen.«
    »Sie ist eine Dame. Sie wird nicht überleben.«
    »Sie wird, wenn wir sie finden.« Bei der Vorstellung, der Stolz und der Mut des Mädchens könnten für sie in einer Katastrophe enden, zog sich Gideons Magen krampfhaft zusammen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er den Flur hinunter zur Hintertür.
    Sie traten hinaus auf einen trostlosen, schneebedeckten Hof hinter den Küchenräumen. Der eisige Wind roch nach unzähligen Kohlefeuern und dem Salz des Meeres. Direkt darüber befand sich der Raum, aus dem das Mädchen geflüchtet war. Der Tag war zwar grau und grimmig, aber dennoch hell genug, eine Spur kleiner Fußabdrücke zu erkennen, die zum hinteren Tor führte.
    Gott sei Dank hatte es aufgehört, zu schneien, doch war es eisig kalt. Gideon hoffte, dass Sarah klug genug gewesen war, seinen Mantel mitzunehmen. Er schob seine behandschuhten Hände in die Jackentaschen und begann der Spur zu folgen. Hinter ihm kamen Akash und Tulliver als Verstärkung.
    Das hohe Holztor führte zu einer schäbigen Gasse, vor dem Wetter durch dicke Ziegelmauern geschützt. Die Fußspur endete dort. Egal. Die Gasse endete zur einen Seite an einer glatten, einfachen Wand. Sie konnte also nur die andere Richtung eingeschlagen haben, hin zur belebten Straße vor dem Gasthaus.
    Fluchend setzte sich Gideon in Trab und stieß hinaus auf die brechend volle Durchgangsstraße. Selbst an einem bitterkalten Tag wie diesem quoll Portsmouth über von Menschen. Matrosen aus den verschiedensten Ländern, angesehene Bürger, die Miliz in ihrer hellroten Uniform und derb gekleidete Landarbeiter aus der nahen Umgebung drängten sich auf der Straße.
    Aber kein zierliches Mädchen mit hellen Haaren, das sich seinen Weg durch die pulsierende, lärmende Menge bahnte, war zu sehen. Gideons Augen wanderten suchend über die Straße, während sein Herz vor Angst einen umbarmherzigen Trommelwirbel schlug. Sie war klein und leicht zu übersehen.
    Sie war klein und leicht zu verletzen.
    »Siehst du sie?«, fragte Akash neben ihm.
    »Nein. Aber sie kann nicht weit gekommen sein. Sie ist Tulliver mal gerade so entwischt. Diese Fußspuren sind ganz frisch. Und sie kennt sich in der Stadt nicht aus. Wir teilen uns auf und treffen uns in einer halben Stunde wieder hier.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schoss Gideon die Straße hinunter.
    Angst legte sich bleiern auf ihn, als er feststellte, dass er auf dem Weg zum Hafen war. Trotz seines brennenden Verlangens, Sarah zu finden, hoffte er inständig, dass sie eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Portsmouth war ein Marinehafen, in dem sich unzählige zwangsrekrutierte Seeleute befanden, brutale Männer, nicht weit davon entfernt, Kriminelle zu sein. Jeder Schritt hin zum Wasser war ein Schritt hin zur Gefahr.
    Das Gedränge der vielen Menschen machte

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