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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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jetzt her?«, brummte einer der Seeleute und wich zurück.
    »Ist das Mädchen das Risiko wert?«, fragte Gideon fast beiläufig und hielt dabei seine Waffe weiter auf die Männer gerichtet.
    Einen schrecklichen Moment lang wanderte Charis’ Blick zwischen dem Anführer und Gideon hin und her. Nach dem Gesichtsausdruck des Seemannes zu urteilen, rang er zwischen Draufgängertum und Selbsterhaltungstrieb, wobei der Adamsapfel in seinem dicken Hals auf und ab hüpfte. Gideon straffte die Schultern, sein Kiefer nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Sein Entschluss stand fest. Sie zweifelte nicht daran, dass er schießen würde, wenn er müsste.
    Der Grobian kam zu dem gleichen Ergebnis. Seine kleinen Schweinsaugen flatterten, und die Anspannung in seinem Körper ließ nach. »Ach, ich pfeif drauf! Nimm die Schlampe und viel Spaß mit ihr. Das Miststück ist keine verdammte Kugel wert.«
    »Sarah, kommen Sie her.« Sie hörte durch ihre dröhnenden Ohren den eisigen Ton in seiner Stimme. »Sie sind in Sicherheit.«
    Ihre Waffe schien plötzlich schwerer als Stein zu sein, und ihre Hand zitterte, als sie den Arm senkte. Ihre Beine fühlten sich wie Wackelpudding an, und so stolperte sie die Gasse hoch, um sich neben Gideon zu stellen. Sie wollte nur noch die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, doch seine ungeheuere Selbstbeherrschung hielt sie davon ab.
    »Wir werden aus dieser Gasse hinausgehen und unbehelligt unseren Weg fortsetzen.« Gideon schaute sie nicht an. Seine Pistole blieb weiterhin direkt auf die Brust des Anführers gerichtet.
    Der Klang natürlicher Autorität in seiner Stimme zeigte Wirkung. Keiner der Raufbolde stellte sich ihnen in den Weg, als sie und Gideon zur Hauptstraße zurückgingen. Die wenigen Schritte, die für sie Sicherheit bedeuteten, fühlten sich wie tausende Meilen an. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und mit jedem Schritt spannte sich ihre Haut weiter. Könnten sie wirklich unbeschadet davonkommen?
    Sie hatten es fast geschafft und ihre Gesichter bereits zur Straße hingewandt, als Charis einen wütenden Schrei hinter sich hörte. »Mensch, Männer! Wir sind zu viert und der ist ganz allein. Schnappen wir uns den Dreckskerl!«
    Sie hörten das Getrampel von Stiefeln hinter sich.
    »Laufen Sie!«, rief Gideon. »Ich habe die Waffe. Mir wird schon nichts passieren!«
    Charis hob den Mantel hoch und stürzte davon. Ihr war egal, dass ihr Körper von der schnellen Bewegung vor Schmerzen aufschrie.
    Doch es war bereits zu spät. An der Mündung zur Straße kreisten die Raufbolde sie ein. Charis blieb ruckartig stehen, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Bleiben Sie hinter mir«, fuhr Gideon sie an und trat zwischen sie und den sich schließenden Kreis muskelbepackter Seeleute. Aus den groben, geröteten Gesichtern sprach Vergeltung, Gewalt und Pein.
    Zitternd drückte sie sich gegen die Wand. Ihr Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie kaum das geschäftige Treiben der nahen, überfüllten Straße hörte.
    »Ihr macht einen Fehler, ihr Dumpfbacken.« Gideon hörte sich an, als würden die Männer überhaupt keine Bedrohung darstellen. Er hielt noch immer die Pistole in der Hand, doch vermutete Charis, er würde aus Sorge, jemanden auf der Straße treffen zu können, nicht schießen.
    »Machen wir nicht, Sportsfreund.« Die ins Wanken geratene Selbstsicherheit des Anführers war zurückgekehrt. »Zuerst werden wir uns mit dir vergnügen, und dann kommt das Weibsstück an die Reihe.«
    »Das glaube ich nicht.« Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste sie, dass er lächelte.
    Sie öffnete den Mund und schrie, so laut sie konnte. Der schrille Ton hallte zwischen den dichten Mauern hin und her.
    »Gideon.«
    Sie reckte sich, um in Richtung Straße zu sehen. Akash tauchte am Eingang der engen Gasse auf. Neben ihm Tulliver. Gott sei Dank. Sie mussten so nahe gewesen sein, dass sie ihren Schrei gehört hatten. Die Seeleute stürzten sich auf die Neuankömmlinge. Die Welt um sie herum brach in ein wildes Gemenge fliegender Fäuste, tretender Füße und gellender Schmerzensschreie aus.
    Der Gewaltausbruch erinnerte sie an den fürchterlichen Nachmittag, als Hubert sie verprügelt hatte. Sie zog den Kopf ein und kauerte sich gegen die klammen Ziegelsteine. Ihr wurde schwarz vor Augen, als der Kampf um sie herum wütete. Zitternd griff sie mit ihrer verstauchten Hand nach ihrer Brust und betete, dass der Albtraum bald ein Ende hätte. Sie drückte die Augen zu und kämpfte

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