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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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gestelzten Gesten ließen keine menschliche Wärme zu.
    »Wo in Gottes Namen ist Tulliver?«, murmelte Akash neben Charis.
    »Ich habe ihn nicht gesehen.« Charis reckte den Hals, um Gideon zu beobachten. In ihrem Kopf bekämpften sich Neugierde und Verwirrung. Sie dachte, sie hätte begonnen den Mann, der sie in Winchester gerettet hatte, zu verstehen. Dabei stellte sich gerade heraus, dass sie ihn so wenig kannte wie die Schneewüsten Grönlands.
    Seinen Bewunderern schien Gideons Barschheit nichts auszumachen. Sie schüttelten seine Hand und schlugen ihm anerkennend auf die Schulter. Allesamt schauten sie ihn an, als wäre er gerade vom Berg Olymp herabgestiegen.
    Eine Kutsche, deren Räder auf den Pflastersteinen klapperten, bahnte sich ihren Weg durch die Menschen.
    Eine vertraute Kutsche mit einem vertrauten Fahrer.
    »Wurde auch höchste Zeit«, sagte Akash wütend und legte einen Arm um Charis. »Kommen Sie. Los. Und halten Sie den Kopf gesenkt.«
    Das musste er ihr nicht sagen. Ihr war nicht danach, irgendjemandem ihr Gesicht zu zeigen. Sie tippelte neben ihm her und mühte sich, mit dem Mann Schritt zu halten, der auf ihre kürzeren Beine oder ihre Verletzungen keine Rücksicht nahm. Das wahnwitzige Tempo ließ die abgeklungenen Schmerzen auf ein fast unerträgliches Maß wieder aufleben, sodass es in ihrem Kopf nur so pochte, als sie endlich die Kutsche erreichte.
    Akash riss den Verschlag auf und stieß sie hinein. Mit einem Schlag, der ihr durch den ganzen Körper fuhr, landete sie auf dem Sitz. Sie unterdrückte einen Schrei und ballte die Hände zu Fäusten, während sie gegen den Schwindel ankämpfte. Zischend holte sie Luft. Und noch mal.
    Die arge Benommenheit ließ langsam nach. Sie überging ihr Unwohlsein und rutschte über den Sitz, um ihr Gesicht an das Fenster der Kutsche zu drücken.
    Beide Männer waren so groß, dass sie einfach auszumachen waren. Akash bahnte sich seinen Weg durch die erfreuten Massen zu seinem Freund. In Gideons Gesicht lag immer noch dieser eisige, unnahbare Ausdruck, doch riss er sich nicht los von seinen Anhängern.
    Sie konnte über den Krawall hinweg nicht hören, was Akash zu Gideon sagte. Sie sah nur, wie Gideon sich umdrehte und zur Kutsche ging. Die Menge machte den Weg mit sichtbarem Widerwillen für ihn frei. Gierige Hände streckten sich nach ihm aus, um an seiner Kleidung zu zupfen, wodurch sie ihn aufhalten und seine Aufmerksamkeit erzwingen wollten. Beharrlich ging er weiter.
    Er stieg in die Kutsche und setzte sich ihr ohne ein Wort und ohne sie anzusehen gegenüber. Es schien, als würde er nicht wissen, dass sie überhaupt da war.
    Akash schlug die Tür von außen zu.
    »Kommen Sie nicht mit uns mit?«, fragte sie hektisch. Plötzlich erschien Gideon ihr wie ein beängstigender Fremder.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe, um mich um die Pferde zu kümmern. Ich komme nach, sobald ich kann.«
    Auf der Straße brach patriotischer Jubel aus. Irgendjemand stimmte die Nationalhymne an. Die Menschen von Portsmouth waren immer noch aufgewühlt, eine solche Berühmtheit in ihrer Mitte zu haben.
    Die Berühmtheit richtete sich auf und warf Akash einen verärgerten Blick zu. »Um Himmels willen, lass uns gehen.«
    »Gott schütze dich, mein Freund. Wir werden uns bald wiedersehen.« Er trat zurück und verbeugte sich elegant in Richtung Charis. »Miss Watson, zu Ihren Diensten.«
    Bevor Charis antworten konnte, peitschte Tulliver die Pferde zu einem Tempo an, das für die Straßen in der Stadt gefährlich war. Der Ruck, mit dem die Kutsche anfuhr, warf Charis fast von ihrem Sitz. Sie umklammerte den Halteriemen und starrte verwirrt auf ihren Begleiter.
    Er sah krank aus. Als leide er unerträgliche Schmerzen. Bestürzt stellte sie fest, dass sein Gesicht nicht von Verachtung gezeichnet war, sondern von der Notwendigkeit durchzuhalten.
    Sie streckte automatisch die Hand nach ihm aus. »Sir Gideon …«
    »Verflucht! Fassen Sie mich nicht an!«
    Er rückte von ihr ab. Aber da hatte sie bereits sein verzweifeltes, unkontrollierbares Zittern gespürt.

4

    Gideon wusste durch das erstickende Miasma hindurch, dass er das Mädchen geängstigt hatte. Doch sein schlechtes Gewissen war gegen die kreischenden Dämonen in seinem Schädel ein leises Flüstern. Mit zittrigen Händen umfasste er seinen Kopf, um die schreienden Teufel zum Schweigen zu bringen. Doch es half nichts.
    Nie half etwas.
    Er vermochte nicht mehr klar zu sehen, und das Gesicht des Mädchens

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