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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Tulliver trieb die Pferde zum Trab an, während sie in die Einfahrt zum Haus einbogen. Gideon zog sich in seine Ecke zurück und starrte aus dem Fenster.
    Als sie durch einen bröckeligen Steinbogen auf den befestigten Hof vor Penrhyn fuhren, versank die Sonne flammend im Meer. Bei näherem Betrachten stellte sich heraus, wie schäbig und ungepflegt das Haus war, doch nichts konnte den Zauber, den es auf Charis ausübte, zerstören. Einen Zauber, der unauslöschlich mit der Sehnsucht, die sie für seinen Besitzer empfand, verbunden war.
    »Teile des Hauses gehen auf das fünfzehnte Jahrhundert zurück, obwohl das meiste elisabethanisch ist.« Das waren Gideons erste Worte seit diesem angespannten, aufschlussreichen Augenblick auf der Anhöhe.
    »Es ist wunderschön.«
    Er lachte kurz auf. Durch das Halbdunkel sah sie den Spott in seinem Gesicht. »Glauben Sie mir, Ihre Begeisterung wird nachlassen, wenn Sie erst einmal dieses kalte Haus betreten haben und Sie außer feuchten Laken und einem notdürftigen Abendessen nichts erwartet - sollten wir ein solches überhaupt zustande bringen.«
    »Das ist mir egal.« Sein Zynismus konnte ihre Freude an Penrhyn nicht schmälern. Die alten Steine drückten Wärme aus. Dieses Haus war geliebt worden, und es würde wieder geliebt werden. Es war alt und konnte warten.
    Holcombe Hall war ein weißer, im palladianischen Stil errichteter Steinhaufen. Architektonisch perfekt. Entstanden im letzten Jahrhundert für einen Marquis von Burkett, als die Familie Farrell noch Geld und Ansehen besaß. Sie hatte es von dem Moment an gehasst, als sie es mit ihrer Mutter nach deren Heirat mit dem inzwischen verstorbenen Lord Burkett das erste Mal betreten hatte. Seine elendige Seele soll für immer und ewig in der Hölle schmoren.
    Während die Kutsche zum Stehen kam, eilten zwei Männer heraus, um die müden Pferde festzuhalten. Vier Frauen standen aufgereiht auf den ausgetretenen Stufen einer Treppe, die hinauf zu einer schweren Tür führte.
    »Auf dass der Zirkus beginne«, sagte Gideon missmutig. Unvermittelt öffnete er die Tür und sprang hinaus, noch bevor die Kutsche endgültig zum Halten gekommen war.

    Gideon sog tief die Luft in seine Lungenflügel, die sich vor unerklärlichem Zorn zusammengezogen hatten. Er hatte nicht damit gerechnet, die Rückkehr ins Haus seiner Kindheit würde so voller Emotionen sein. Doch schon beim ersten Anblick des alten Gemäuers fühlte er sich hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen zu fliehen und der Sehnsucht, für immer zu bleiben.
    Er atmete noch einmal tief durch in dem vergeblichen Versuch, seinen rasenden Puls zu beruhigen. Penrhyn überwältigte seine Sinne, fegte die letzten Spuren des gestrigen Laudanums aus seinem Körper. Und rief tausend quälende Erinnerungen wach.
    Noch immer sog er die Luft ein, die durchdringend nach Salz, wildem Thymian, der Sonne auf altem Gemäuer und guter kornischer Erde schmeckte. Er war zu Hause, und die süße, duftende Wirklichkeit brach ihm das Herz.
    »Sir Gideon, willkommen zu Hause!«
    Die bekannte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er richtete sich auf, bemüht darum, seine stürmischen Reaktionen zu verbergen. Ein Blick aus gewitzten, blauen Augen in einem faltigen Gesicht traf ihn. Ein Gesicht, das er kannte. Die Dienerschaft verbeugte und knickste hinter dem großen, spindeldürren Mann.
    Überraschung und ein Gefühl, das dem von Freude nah kam, stiegen in ihm hoch. »Pollett? Elias Pollett?«
    Die Augen des Mannes leuchteten hell, um Gideon willkommen zu heißen. »Ja, mein Junge … Sir Gideon.«
    Pollett war der Stallmeister seines Vaters gewesen. Selbst als Junge war er ihm schon alt erschienen. Gideons Erinnerungen an seine Familie waren stets traurig. Seine Erinnerungen an die der einheimischen Bevölkerung weniger. Meistens hatten sie ihm kaum Beachtung geschenkt, was immer noch freundlicher gewesen war als jedwede Behandlung durch seinen Vater. Doch Pollett war ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten immer ein Verbündeter gewesen. Er hatte Gideon heimlich das Reiten beigebracht, nachdem Sir Barker seinen Sohn als hoffnungslosen Fall aufgegeben hatte.
    »Woher wussten die Anwälte, Ihnen eine Stellung anzubieten?«
    »Ich habe Penrhyn nie verlassen, Sir. Ein paar von uns blieben, um so lange auf das Haus aufzupassen, bis Sie aus dem Ausland zurückkommen und das Kommando übernehmen würden.«
    Das Kommando übernehmen? Das war wohl ein Witz. Gideon war sich noch nicht einmal sicher, ob er

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