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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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bleiben wollte. Obwohl der Geruch des Meeres und der wilden Kräuter beharrlich behauptete, dass er hierher gehörte. So nahm er gezwungenermaßen hin, durch und durch ein Trevithick zu sein. Geboren auf Penrhyn wie alle Trevithicks und verurteilt, auch dort zu sterben. So sehr Teil dieses Ortes wie die Klippen, die Wellen und die kreisenden, schreienden Möwen.
    »Davor war ich Sir Harolds Gutsverwalter.« Der langsame, tiefe, rollende Akzent von Polletts Kornisch hörte sich wie Musik in Gideons Ohren an. »Hat Ihnen das niemand gesagt?«
    Möglich war es, doch hatte er sich immer nur für das Allernötigste in den Briefen seiner Anwälte interessiert. So schwierig es auch für ihn war, er brachte ein Lächeln zustande. »Ich kann mir keinen Besseren als Verwalter für das Gut vorstellen als Sie, Pollett.«
    Das war wahr. Und so hatte es überraschenderweise auch sein Bruder gesehen. Gideon hatte Harry eine so gute Menschenkenntnis nicht zugetraut.
    Polletts Gesicht legte sich in Sorgenfalten. »Das Anwesen ist nicht in dem Zustand, in dem es sein sollte. Ich habe mein Bestes getan, aber …«
    Gideon winkte ab. »Das macht nichts.« Das Haus stand, und alles andere konnte gerichtet werden. Sollte er sich für diese Aufgabe ein Herz fassen können.
    »Wir hatten nicht genügend Leute. Und Sir Harold …«
    Die Blicke der Männer trafen sich, eine Botschaft stillen Verständnisses lag darin. Harry hatte mit dem Trinken schon begonnen, als Gideon das Haus verließ, und da war er erst neunzehn gewesen.
    Sir Barker war ein Mann unumstößlicher Meinungen gewesen. Trinken, draufgängerisches Reiten und ständige Frauengeschichten hatte er als grundlegende männliche Eigenschaften erachtet. Gideons offen gezeigte Verachtung für das gemeine Trachten seines Erzeugers war nur einer der vielen Konfliktpunkte zwischen ihnen beiden gewesen.
    Gideon befiel eine Erinnerung an Harry, als dieser noch nicht dem Alkohol verfallen war, und echtes Mitleid stieg in ihm auf. Sein Bruder war so groß und blond gewesen wie ein nordischer Gott. Stark. Herzlich. Zwar dumm wie ein Esel, aber nicht gemein.
    Die Gemeinheit in dieser Familie hatte ganz bei seinem Vater gelegen.
    Pollett schluckte sichtlich, als Harrys vermeintlicher Geist über ihnen schwebte und dann entschwand. »Alles wird gut, jetzt wo ein richtiger Trevithick wieder die Zügel in der Hand hält.«
    O Gott, wie viel mehr konnte er noch ertragen? Die Hoffnung und Freude in Polletts Miene ließen Gideon zusammenzucken. Er hatte eine so herzliche Begrüßung nicht verdient.
    Um dem Blick des Mannes auszuweichen, drehte sich Gideon zurück zur Kutsche. Er schaute hinein, wo Sarah sich im Dunkel zurückgezogen hatte. »Kommen Sie heraus, Miss Watson.«
    Er trat etwas zurück, als sie ihm widerwillig gehorchte. Sie stieg aus und Polletts Gesicht leuchtete vor Neugierde. »Sind Glückwünsche angebracht, Sir Gideon?«
    Wenn ein Mann mit einer Frau alleine reiste, gab es nur wenige Rollen, die sie in seinem Leben einnehmen konnte. Die einer Verwandten, doch Pollett kannte sich in dem dürftigen Stammbaum der Trevithicks genau aus. Die einer Ehefrau. Oder die einer Geliebten.
    Gideon unterdrückte ein grimmiges Lachen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als so normal zu sein, eine Geliebte haben zu können. Und wenn dem dann so wäre, wäre ihr Anblick verdammt noch mal besser als der von Miss Watson. Wie tief die Trevithicks auch sinken mochten, ihre Bettgenossinnen kleideten sie immer comme il faut .
    Das Mädchen stand erkennbar unsicher neben ihm. Sie hatte den Kragen des Mantels hochgestellt und um ihr Gesicht geschlagen. Ihre Schultern waren hochgezogen.
    Scham kannte er so gut, dass er sie sofort bei anderen bemerkte. Er hasste es, einen so stolzen Geist am Boden liegen zu sehen. Sie verbarg ihre Verletzungen, als kennzeichneten sie sie als unrein und ansteckend. Mehr noch, ihr musste klar sein, dass ihre Tugendhaftigkeit in Frage stand.
    Sie wartete ruhig neben ihm und starrte zu Boden. Arme Sarah. Verletzt. Alleine. Hoffnungslos.
    Die Gewalt ihrer Brüder hatte sie in eine unbarmherzige Welt hineingeworfen. Wie sehr musste sie es hassen, auf die Gunst Fremder angewiesen zu sein. Sie konnte an diesem entlegenen Ort nirgendwo hinlaufen, sich nirgendwo verstecken.
    Sein Blick glitt über die kleine, vor ihm aufgestellte Menschenmenge. Schon seit Generationen standen diese Männer und Frauen im Dienste der Familie Trevithick und waren mit ihr auf diese Weise verbunden. Er

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