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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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als Bruchbude bezeichnen.« Vorsichtig setzte sie sich auf einen gepolsterten Stuhl, aus dem daraufhin eine Staubwolke aufwirbelte und sie niesen ließ. Sie war todmüde, und jeder Muskel schmerzte von den Schlägen und der tagelangen Kutschfahrt. Sie würde ihre Seele für ein heißes Bad, ein Bett und die Gelegenheit, einen Monat schlafen zu können, verkaufen. Und für einen Schimmer an Freude in den finsteren Augen von Sir Gideon würde sie sie zweimal verkaufen.
    »Wie geht es Ihnen?« Er schaute sie mit einer solch beiläufigen Besorgtheit an, dass sie sich am liebsten in eine Ecke zusammengekauert hätte.
    »Ich wäre froh, mich eine Weile ausruhen zu können«, erwiderte sie. »Wie geht es Ihnen?«
    Er runzelte die Stirn, als ob ihn die Erinnerung an seine Krankheit wurmte. »Mir geht es bestens, danke.« Er drehte sich weg und versuchte so, weiteren Fragen zu seiner Gesundheit aus dem Weg zu gehen. »Sie sollten sich ausruhen, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich werde Ihnen Mrs Pollett schicken, wenn wir gegessen haben. Sie ist zwar nicht Akash, aber sie kennt sich recht gut mit Hausmitteln aus.«
    »Danke.« Sie hatte kein Recht, ihm sein eifriges Bestreben, sie der Obhut anderer Menschen zu übergeben, nachzutragen. Es war beängstigend, welche Macht ein Blick oder ein Wort von ihm auf ihre Gefühle hatte. Sie versuchte, eine Schutzwand aufzubauen, doch sie zerfiel in Schutt und Asche, sobald sie ihn anschaute.
    Sie musste noch einmal niesen und murmelte ihren Dank, während sie nach dem Taschentuch, das er in ihre Richtung hielt, griff. Sie beobachtete mit wässrigen Augen, wie er durch den Raum strich, Dinge anscheinend zufällig hochhob und eingehend betrachtete.
    Eigenartig, wie unbehaglich er sich in seinem eigenen Haus fühlte. Warum verlief seine Heimkehr so angespannt? Er hatte die eine oder andere Bemerkung über eine düstere Familiengeschichte fallen lassen. Quälten ihn alte Erinnerungen? Irgendetwas war es. Die Anspannung drückte sich in seinem steifen Rücken und in den tiefen Falten, die seinen ausdrucksstarken Mund rahmten, aus.
    Die Tür öffnete sich, und ein Mädchen mit einem Tablett schritt herein. Die Tassen passten nicht zusammen. Eine war Meissener Porzellan, die andere Sèvresporzellan. Beide waren erlesen. Irgendwann einmal hatte es auf Penrhyn jemanden mit Geschmack gegeben und das dazugehörige Geld auch, um sich diesen leisten zu können.
    Auf dem Tablett befand sich außerdem ein Teller mit dick geschnittenen Käsebroten. Verlegen stellte Charis fest, dass ihr Magen knurrte. Sie wurde rot. Ihre Großtante Georgiana wäre über einen solchen Fauxpas entrüstet.
    Sir Gideon stellte eine kleine Marmorbüste Platons wieder zurück auf die Fensterbank und wandte sich dem Dienstmädchen zu. »Wie lautet dein Name, Mädchen?«
    Der melodische Bariton übte wie immer seinen Zauber aus. Selbst Charis, die inzwischen an seinen Reiz gewöhnt sein musste, erschauderte als sinnliche Reaktion auf diesen tiefen, melodischen Klang. Die schmalen Schultern des Mädchens entspannten sich, und sie lächelte Sir Gideon schüchtern an, während sie das Tablett auf einen staubigen Beistelltisch aus Rosenholz abstellte.
    »Dorcas, Sir Gideon.« Sie machte einen Knicks. »Ich bin Polletts Enkelin. Sie sich vielleicht nicht mehr erinnern an mich, aber ich mir an Sie, obwohl ich noch klein war, erst fünf, als Sie fortgingen.«
    »Du hast deiner Mutter immer beim Buttern geholfen.«
    »Ja, Sir.« Das Mädchen wurde vor freudiger Überraschung rot. »Wie schön, dass Sie Ihnen erinnern.«
    Gideon deutete mit dem Kopf zu Charis. »Miss Watson braucht ein Dienstmädchen. Hättest du Interesse an dieser Aufgabe, Dorcas?«
    Das Mädchen knickste in Charis’ Richtung. »O ja, Miss. Doch ich sein noch nie vorher Dienstmädchen einer Dame gewesen.«
    »Ich bin mir sicher, du wirst diese Aufgabe hervorragend meistern, Dorcas«, sagte Charis. Wieder hatte sie allen Grund, Gideon für seine Aufmerksamkeit zu danken. Sie war ein schlechter Mensch, mehr zu wollen, als er ihr bereits anbot.
    Das Mädchen grinste voller Freude durch ihre Zahnlücken. »Danke, Miss. Danke.«
    Als Dorcas gegangen war, schaute Gideon hinüber zu Charis. »Sie wird anfänglich etwas unbeholfen sein, doch als Kind begriff sie schnell. Ich glaube, sie wird rasch lernen.«
    »Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen. Dass Sie an mein Wohlbefinden denken, ist sehr nett von Ihnen. Meine Stief… meine Brüder …« Himmel, mit Sir Gideon

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