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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Ich werde das bedauernswerteste Geschöpf überhaupt sein: eine Frau, die einen Mann liebt, der sie nicht ertragen kann.«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, mehr aus Bedauern als aus Zorn. »Ich habe eine hohe Meinung von dir. Würden die Dinge anders liegen …« Er brach ab und holte zitternd Luft, während er sich aufrichtete.
    »Du hast eine so hohe Meinung von mir und entlässt mich doch in eine Zukunft, die aus Lug und Betrug und Ehebruch besteht.«
    Sie hatte nicht das Recht, ihn zu beschimpfen. Ihr Magen zog sich vor Schuldgefühlen zusammen. Eine Entschuldigung lag ihr auf der Zunge, aber sie brachte sie nicht heraus. Sie schwenkte weg und stellte sich ans Feuer, dessen Wärme jedoch das Eis in ihr nicht zu schmelzen vermochte.
    »Wenn dieser Weg für dich zu widerwärtig ist, müssen wir ihn nicht gehen«, sagte er mit gleichbleibendem Ton. Wie sehr wünschte sie sich doch, er würde statt seines ewigen Verständnisses Wut zeigen. Sie verdiente ihn nicht. Sie verdiente diese erstaunliche, heldenhafte Tat nicht, die er ihretwegen unternahm.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Was bleibt uns anderes übrig?«
    »Wir können davonlaufen. Wir können uns verstecken. Oder darauf hoffen, dass deine Brüder uns nicht finden.« Er nahm seinen Wein und schaute in das Glas, als ob die Antwort auf alle Fragen des Universums darin steckte. »Oder wir bleiben hier, und ich mache sie glauben, ich hätte mit deinem Verschwinden nichts zu tun. Ich denke kaum, dass sie dich in dem Versteck der Schmuggler finden werden.«
    »Wenn ich entdeckt werde, landest du im Kerker.«
    Als er sie anschaute, war sein Gesichtsausdruck grimmig. »Das ist nicht der Plan, den ich favorisiere. Doch die Entscheidung liegt bei dir.«
    Sie hielt ihr Weinglas genauso umklammert wie seine Hände auf den Klippen, als sie ins Stolpern geraten war. Er hatte sie damals gerettet. Sie wusste, er würde es auch jetzt tun.
    Aber zu welchem Preis?
    »Wie soll ich eine Ehe, die nur auf einer kaltherzigen Vereinbarung beruht, ertragen?«, fragte sie rau.
    Sie erwartete eine weitere, herablassende Bemerkung zu ihrer nicht wahrhaftigen Liebe. Stattdessen warf er ihr ein Lächeln voller Zärtlichkeit zu. »Du bist der tapferste Mensch, den ich kenne. Zwei Dummköpfe wie die Farrells können eine Frau mit deinem Mut nicht besiegen.« Sein Lächeln verging. »Charis, da gibt es noch etwas.«
    Sie verzog den Mund und sank zurück auf den Stuhl. »Ich denke nicht, dass ich es wissen möchte. Kannst du mir das nicht morgen sagen?«
    »Die Wahrheit wird morgen nicht einfacher sein. Das ist sie nie.«
    »Was für eine trostlose Aussicht.«
    Sie bemerkte das Unbehagen in seinem Gesichtsausdruck. Das war, als er ihr geraten hatte, mit einem anderen Mann das Bett zu teilen, nicht so gewesen. Oder als sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte. Nein, da hatte er niedergeschlagen ausgesehen. Als wäre jedwede Hoffnung, an die er sich geklammert hatte, in sich zusammengefallen.
    »Obwohl der Nichtvollzug einer Ehe keinen Grund für ihre Annullierung darstellt, werden deine Stiefbrüder unsere Heirat auf jeder ihnen möglichen Grundlage anfechten. Du bist noch nicht volljährig und handelst gegen ihren Willen.«
    »Wenn wir auf Jersey heiraten, ist die Ehe doch sicherlich legal.«
    »Ja. Doch deine Brüder werden nach Anzeichen einer geheimen Absprache, Nötigung oder Betrug suchen oder Beweise dafür fabrizieren. Es ist sicherer, wenn wir den Schein wahren.«
    Sie schluckte. »Und die Tage miteinander verbringen?«
    »Und mindestens eine Nacht.«
    Einen Moment lang war sie verwirrt und verstand nicht, was er meinte. Seine Äußerung schien dem zu widersprechen, was er vorher gesagt hatte.
    Sie brauchte ein paar Augenblicke, um zu sprechen, und die Worte kamen ihr nur stotternd über die Lippen. »Du meinst, das Bett miteinander zu teilen?«
    »Als Eheleute.« Gideon hielt inne und der verräterische Muskel in seiner Wange zuckte wieder, während er sichtlich um Fassung rang. »Charis, du kannst nicht als Jungfrau nach Penrhyn zurückkehren.«

11

    Charis stand am Bug des schnittigen kleinen Bootes, als es in den Hafen von St. Helier einlief. Über grünes Wasser glitten sie an einem Schloss vorbei, das auf einem Damm lag, zum Kai.
    Normalerweise hätte sie sich auf die Insel gefreut.
    Normalerweise? Was war in ihrem Leben denn schon normal verlaufen, seitdem ihre Stiefbrüder sie gezwungen hatten, ihre Großtante zu verlassen und mit ihnen zu gehen? Und in den vergangenen

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