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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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die Augen, und das Herz wurde ihr eng. Sie hätte ihn damals schon verlassen sollen. Vielleicht wäre Molly dann jetzt noch am Leben. Bis jetzt war sie ihren Töchtern die Wahrheit schuldig geblieben. Aber plötzlich wusste Katherine, dass sie mit ihnen sprechen müsste. Die Zeit der Geheimnisse war vorbei.
    Nachdem sie Kraft geschöpft hatte, legte sie einen Strauß frischer Dahlien auf das Grab, stieg auf und ritt zum Haus zurück. Vorher wollte sie noch beim Lagerhaus vorbei. Sie wollte mit Noah reden. Über die Jahre war er zu einem Freund geworden und hatte die Lücke ausgefüllt, die ihre geliebte Molly damals hinterlassen hatte.
    ***
    Die starken Stürme, die in der vergangenen Woche über Virginia hinweggefegt waren, hatten die Pflanzungen zum Glück nicht beschädigt, aber das Lagerhaus der Plantage in einen üblen Zustand versetzt. Owen Graham hatte die Sklaven in Schichten organisiert, um es zu reparieren, bevor die Regenfälle anfingen und die gelagerte Baumwolle Schaden nehmen könnte.
    Freundlich hob der Vorarbeiter die Hand an den Hut. «Guten Abend, Mrs. Parrish.»
    Auch an dem rauen Gebirgsbewohner war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Von seinem lockigen Haar hatte er allerdings jedes einzelne behalten, auch wenn es inzwischen grau geworden war. Owens Blick traf auf Katherines. Sie war noch immer eine schöne Frau.
    «Guten Abend, Owen», begrüßte Katherine ihn freundschaftlich. «Ich sehe, dass die Schäden gravierend sind.»
    Die beiden drehten sich um und betrachteten den Holzbau, der dicht am Ufer stand. Ein Teil des Daches war vollkommen weggerissen worden.
    «So ist es, Mrs. Parrish. Die Männer arbeiten hart. In der Nacht wird in Schichten gearbeitet, und ich hoffe, dass das Dach fertig ist, bevor die Regenfälle anfangen.»
    Als Katherine die grauen, dichten Wolken betrachtete, die von der Küste heraufzogen, dachte sie, dass die Männer sich beeilen mussten.
    «Ist Noah hier?»
    Er lächelte und zeigte zum höchsten Teil des Gebäudes. Mit den Jahren hatte er sich an die freundschaftliche Beziehung zwischen Katherine und Noah gewöhnt. Sie erwiderte sein Lächeln und folgte mit den Augen seinem Finger. Es war nicht schwer, Noah zwischen den Männern auszumachen, die ohne Unterlass auf dem Dach arbeiteten.
    Als Katherine gerade einen Fuß aus dem Steigbügel genommen hatte, kroch plötzlich eine Schlange aus dem Gebüsch. Im Bruchteil einer Sekunde stieg das Pferd und warf Katherine vor den entsetzten Augen Owens und der Sklaven zu Boden.
    Schnell hatte sie sich schützend die Arme vor den Kopf gehalten und sich instinktiv zusammengerollt. Aber das Pferd raste vor Angst und trat wie wild auf sie ein. Der erste Tritt traf sie an den Rippen. Katherine schrie vor Schmerz laut auf, da wurde sie bereits erneut getroffen.
    Owen versuchte, die Zügel des Tieres zu packen und es von der Frau wegzuziehen. Das Pferd würde Katherine sonst töten. Aber es stieg erneut und schüttelte den Vorarbeiter ab, der zu Boden fiel und von einem Huf am Arm getroffen wurde.
    Inzwischen waren einige der Sklaven eilig vom Dach heruntergeklettert. Ihnen gelang es endlich, das Tier zu beruhigen.
    Katherine lag regungslos am Boden.
    Owen kniete sich neben sie. Er war wie gelähmt vor Angst, während die Sklaven aufgeregt um ihre Herrin herumliefen. Nur Noah warf sich neben sie auf den Boden.
    «Herrin Katherine!», rief er und legte sein Ohr auf ihre Brust. Ganz schwach konnte er ihren Herzschlag hören.
    «Sie lebt!», rief er. Die Männer ließen ein paar Freudenschreie hören, und Owen spürte grenzenlose Erleichterung.
    Katherine öffnete die Augen.
    «Alles wird gut», sagte Noah beruhigend.
    Sie lächelte ihn an.
    «Noah, du kannst nichts tun», flüsterte sie schwer atmend.
    «Sie werden das überleben. Das verspreche ich Ihnen!»
    Ohne das Einverständnis des Vorarbeiters abzuwarten, holte Noah ein Brett und schob es unter Katherines geschundenen Körper. Danach band er ihr mit Hilfe eines Tuchs den Kopf an der improvisierten Trage fest.
    «Was tust du da?», fragte Owen schroff und hielt den Arm des Sklaven fest.
    «Ich will verhindern, dass sie sich bewegt. Eine plötzliche Bewegung könnte eine Blutung verursachen.»
    Owen dachte einen Moment lang nach und ließ den Sklaven dann gewähren. Noahs Interesse für die Medizin war ein offenes Geheimnis auf der Plantage, und Owen hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass Noah intelligenter und gebildeter war, als er selbst es je sein würde.
    «Ich

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