Fesseln des Schicksals (German Edition)
zusammen sein, wie wir es immer gewesen sind. Und diesmal werde ich dir Halt geben.»
Obwohl ihr noch immer Tränen über die Wangen rollten, lächelte Charlotte jetzt. «Ich hätte niemals geglaubt, dass du mich festhalten kannst.»
«Ich auch nicht», gab Hortensia zu, die sich selbst kaum wiedererkannte. «Aber für dich würde ich alles tun.»
· 21 ·
D ie Zeit bis zu Camilles und Richards Hochzeit verging schnell.
Charlotte sah glänzend aus. Die dunklen Augenringe, die ihren Blick während der letzten beiden Wochen verdüstert hatten, waren verschwunden, und als sie ihr hübsches Gesicht im Spiegel sah, schienen die langen Nächte voller Tränen und Schmerz so weit weg, als wären sie eine Erinnerung an einen schrecklichen Albtraum, der in den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen verfliegt und nur einen bitteren Nachgeschmack in der Seele zurücklässt. Hortensia war sich sicher, dass ihre Schwester die schönste Frau auf der Hochzeit sein würde. Aber trotzdem ließ sie sich nicht täuschen. Etwas hatte sich verändert. Charlotte war nicht mehr die unbekümmerte junge Frau, die das Leben mit jedem Atemzug in sich einsog. Das Leben hatte ihr einen heftigen Schlag versetzt, und nichts würde je wieder so sein wie früher.
***
Schon zum zweiten Mal seit er nach Virginia gekommen war, zog Klaus sich seine Galauniform an. Er blickte in den Spiegel und nickte zufrieden. «Wer hätte vor ein paar Tagen gedacht, dass Richard so bald heiraten würde.»
Scott lag auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und blickte gedankenverloren an die Decke. Er antwortete nicht.
«Und was ist mit dir?», fragte Klaus und drehte sich zu Scott um, mit dem er das Zimmer teilte. «Willst du den ganzen Tag hier herumliegen?»
Ein Klopfen unterbrach Scotts Schweigen. Schnell öffnete Klaus die Tür.
«Richard!», sagte er erstaunt.
«Hallo. Kann ich hereinkommen?»
Klaus trat zur Seite. Richard hatte bereits seinen Hochzeitsanzug an, obwohl bis zur Zeremonie noch ein paar Stunden Zeit waren.
«Und, Richard? Nervös?»
«Ein bisschen.»
Richards ausweichender Blick und die Geschwindigkeit, mit der Scott vom Bett aufstand, waren für Klaus Zeichen genug, kurz in den Garten zu verschwinden.
«Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?», fragte Richard, kaum dass er mit Scott allein war.
Als er seinem Freund in die Augen sah, fand er nur Trauer darin. «Unter anderen Umständen wäre es eine Ehre für mich gewesen. Aber so … es tut mir leid, Richard, ich kann das nicht.»
Richard wirkte nicht überrascht. Eigentlich wäre er über eine andere Antwort enttäuscht gewesen.
«Klaus wird mit Vergnügen dein Trauzeuge werden.»
«Mal sehen. Bleibst du wenigstens bis zur Zeremonie?»
Scott senkte den Kopf.
«Verstehe.» Resigniert drehte Richard sich um und wollte schon das Zimmer verlassen, als Scott ihn am Arm packte.
«Sag mir wenigstens, warum, Richard. Erkläre mir, warum du eine Frau heiratest, die du nicht liebst, obwohl du bis über beide Ohren in eine andere verliebt bist, die deine Liebe noch dazu erwidert und noch heute deine Frau werden würde.»
«Ich tue, was ich tun muss.»
«Nein, Richard. Du bist kurz davor, den größten Fehler deines Lebens zu begehen. Und ich wäre kaum dein Freund, wenn ich tatenlos zusehen würde, wie du dich in einen Abgrund stürzt. Du bist nicht bei Verstand, eine Frau wie Charlotte Parrish gehen zu lassen. Sie betet dich an! Sie ist verrückt nach dir! Und du nach ihr. Warum unglücklich sein, wenn das Glück zum Greifen naheliegt?»
«Das ist nicht so einfach.»
«Warum?»
«Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt.»
«Was für Dinge, Richard? Was kann so schwerwiegend sein?»
«Es ist doch egal, warum, Scott», sagte er. Das Geheimnis lag ihm schwer auf der Seele. «Es ist nur wichtig, dass ich sie niemals heiraten kann.»
«Warum? Weil ihre Mutter eine Sklavin war?»
Richard erbleichte.
«Seit Jahren weiß ich, was dich quält. Seit jener Nacht, in der du dich nach dem Besuch deines Onkels fast bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hast und ich dich in die Akademie zurückschleppen musste.»
«Dann hast du, am nächsten Tag, als ich dich gefragt habe …»
«Ich habe gelogen. Was hätte ich tun sollen. Ich konnte dir doch nicht sagen, dass du mir im Rausch das größte Geheimnis der Frau anvertraut hast, die du liebst.»
Angst spiegelte sich in Richards Augen.
«Du musst es mir schwören!», befahl er verzweifelt. «Niemand darf es jemals
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