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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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besuchen. Dann kehrte er nach Hause zurück.

    Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Charlotte kein einziges Wort mit ihrem Vater gesprochen.
    «Dräng mich nicht, Hortensia! Ich werde nie wieder mit diesem Mann sprechen. Ich hasse ihn!»
    «Sag das nicht, Charlotte. Was auch immer er getan hat, er bleibt doch noch unser Vater.»
    «Er hat uns getäuscht!», schrie sie verletzt. «Die ganzen Jahre habe ich ihn bewundert und war stolz auf ihn, und er ist nur ein …»
    Besänftigend legte Hortensia ihrer Schwester die Hand auf die Schulter, damit sie nichts sagte, was sie später bereuen würde. «Urteile nicht so streng über ihn, Charlotte. Er ist nur ein Mann.»
    Überrascht sah Charlotte sie an. «Die Tatsache, dass er ein Mann ist, rechtfertigt also, was er getan hat?»
    «Nein, natürlich nicht. Aber trotzdem ist er doch immer noch unser Vater.»
    «Und was wird aus uns werden?»
    Hortensia blickte Charlotte fest an. «Uns wird gar nichts geschehen, Charlotte. Unser Geheimnis ist gut aufgehoben.»
    Davon war Charlotte allerdings nicht gerade überzeugt. In den letzten Tagen hatte sie festgestellt, dass das Leben sonderbare Möglichkeiten fand, einem die Rechnung zu präsentieren.
    Die beiden Schwestern traten aus dem Wald und gingen über einen schmalen Seitenweg zum Herrenhaus. Davor erblickten sie einen alten Karren, um den eine Gruppe Sklaven stand.
    «Was ist da los?», sagte Charlotte beunruhigt. «Es sieht aus, als ob sie jemanden mitnehmen würden!»
    «Das kann nicht sein. Auf New Fortune wurde schon seit Jahrzehnten kein Sklave mehr verkauft.»
    Als sie bei dem Wagen angekommen waren, machten die Sklaven ihnen Platz und gaben den Blick auf Noahs hochgewachsene Gestalt frei. In genau diesem Moment wurden seine Hände von einem weißen Mann in Ketten gelegt.
    «Was tun Sie da?», fuhr Charlotte den Unbekannten an. Ärgerlich warf der Mann dem Vorarbeiter einen Blick zu. Charlotte hatte Owen zuerst gar nicht bemerkt.
    «Was ist hier los, Owen? Was macht dieser Sklavenhändler auf New Fortune?»
    «Es tut mir leid, Miss Charlotte. Es ist der Befehl Ihres Vaters.»
    «So etwas würde er nicht erlauben», protestierte Charlotte. «Auf New Fortune werden keine Sklaven verkauft. Das muss ein Irrtum sein.»
    Der Sklavenhändler wollte Einspruch erheben, aber Charlotte unterbrach ihn drohend: «Sie bewegen sich nicht von hier fort. Ich werde meinen Vater holen, und er wird das klarstellen.»
    Noch bevor Owen Graham der jungen Frau erklären konnte, was vor sich ging, war sie schon ins Haus gelaufen. Hortensia folgte ihrer Schwester, so schnell sie konnte.
    Der weiträumige Eingangsbereich war leer. Die Bilder ihrer Mutter waren mit schwarzem Trauerflor verhängt worden. Laut rief Charlotte nach ihrem Vater, bekam aber keine Antwort. Dann ging sie in die Bibliothek.
    David Parrish saß am Schreibtisch, als seine Tochter aufgeregt in den Raum stürzte und vor ihm stehen blieb.
    «Vater!», rief sie atemlos und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch auf. «Sie bringen Noah weg.»
    Ihr Vater blickte kaum von seiner Arbeit auf.
    «Ich weiß.»
    «Was?»
    «Es ist ganz einfach. Ich will ihn hier nicht mehr sehen.»
    Charlotte trat vom Schreibtisch zurück, als hätte sie sich an der polierten Holzplatte verbrannt.
    «Das darfst du nicht tun! Er ist dein Sohn!»
    «Nein!», schrie er und schlug mit den wütend geballten Fäusten auf den Tisch. Dann stand er auf. «Das ist nicht mein Sohn!», brüllte er. «Und genauso wenig ist eine von euch beiden meine Tochter», verkündete er und heftete seine Augen auf Hortensia, die gerade eingetreten war und unter dem kalten Blick ihres Vaters wie versteinert stehen blieb.
    «Bist du verrückt geworden?», schimpfte Charlotte, die kaum glauben konnte, was sie hörte.
    «Nein, Charlotte. Ich bin bei vollem Verstand. Willst du mir etwa erzählen, dass eure Mutter – nein, besser meine Ehefrau und die Mutter von einer von euch beiden – euch nicht die Wahrheit erzählt hat, bevor sie starb? Dass sie euch nicht erzählt hat, dass eine von euch die Tochter einer Sklavin ist?»
    «Genau, Vater, einer Sklavin, die die Unverschämtheit besaß, zu weiß zu sein.»
    «Sei still!», befahl er ihr und hob drohend die Hand.
    «Nein! Ich werde nicht still sein!», schleuderte Charlotte ihm ebenso hitzköpfig entgegen. «Es ist nämlich nicht wichtig, wer unsere Mutter war. Wir kannten nur eine Mutter. Und auch wenn es dir nicht passt, sind wir beide deine Töchter. Genauso wie auch Noah

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