Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Lösung: Sie musste verschwinden. Und zwar für immer.
21. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Schulte war am Ende seiner seelischen Kräfte. Mit einem starken Angstgefühl, was den ganzen Tag über rasant an Intensität zugenommen hatte, stand er vor dem riesigen Panoramafenster in seinem Büro und betrachtete die unruhige Elbe mit ihren vielen kleinen Wellen, die weiße Schaumköpfe trugen. Windstärke vier, schätzte er.
Löser war auch anwesend und redete unablässig auf ihn ein, faselte irgendetwas von dem Projekt, aber Schulte hörte ihm nicht zu, hing viel zu sehr seinen eigenen Gedanken nach.
Es war 15 Uhr und er hatte weder von den Entführern noch von seiner Tochter irgendetwas gehört. Am allerschlimmsten aber war die Tatsache, dass er Oskar nicht erreichen konnte. Mehrmals hatte er ihn mit dem MP3-Handy angerufen, aber er ging einfach nicht ran.
Schulte rätselte, ob ihm vielleicht bei der Geldübergabe etwas zugestoßen sei. Das würde er sich nie verzeihen können. Sollte er nicht endlich die Polizei einschalten, fragte er sich. Hätte er das nicht längst tun sollen?
Keine Polizei, keine Tricks
, ging ihm wieder durch den Kopf.
Was sollte er nur tun?
Es war zum Verrücktwerden!
Schließlich setzte er sich selbst eine Frist: Wenn er bis 18 Uhr weder von Oskar noch von den Entführern etwas hören würde, werde er die Polizei einschalten.
Plötzlich registrierte er Lösers Stimme im Hintergrund. Ohne Unterlass redete er über das Projekt, wie wichtig es war, gerade jetzt die nächsten Schritte einzuleiten. Schulte konnte es nicht mehr hören! Löser machte ihn ganz kirre! Seine Tochter war vielleicht tot und er sollte irgendwelche Unterschriften auf Dokumente setzen, Zahlungen anweisen und so tun, als ob nichts geschehen sei?
»Löser, verdammt noch mal, nicht jetzt!«, schrie er ihn aus Leibeskräften an, »verlassen Sie mein Büro, sofort!«
Löser blickte ihn feindselig mit zusammengezogenen Augen an und verließ dann hochrot vor Wut das Büro.
Schulte genoss die plötzliche Stille. Setzte sich an seinen Schreibtisch und suchte im Internet die offizielle Telefonnummer von Oskars Detektei heraus. Er fand sie auf Anhieb und tippte sie umständlich in sein Telefon ein.
»Kein Anschluss unter dieser Nummer«, ertönte eine automatische Ansage. Irritiert blickte Schulte den Hörer an, gab die Nummer erneut ein und hörte die Durchsage aufs Neue. Schulte wusste, dass sich in dem Bürohaus, in dem Oskar seine Privatdetektei untergebracht hatte, ein Empfang befand. Schon suchte er nach dieser Telefonnummer und wurde wieder schnell fündig.
Die Worte der freundlichen Dame am Telefon schnürten ihm den Hals zu, er bekam keine Luft mehr, konnte nicht glauben, was sie soeben gesagt hatte.
»Das tut mir leid, Herr Kleinfeldt hat sein Büro gekündigt. Soweit ich weiß, wollte er seine Privatdetektei aufgeben. … Heute Morgen habe ich seine Büroschlüssel im Briefkasten gefunden und den Schlüssel von dem Taxi, was er sich geliehen hatte. Das wird heute wieder abgeholt… Nein, ich denke nicht, dass er wieder kommt.«
22. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Es musste etwas schiefgegangen sein. Da war sie sich sicher. Panikschübe stiegen immer wieder in ihr auf. Immer wieder versuchte Elisa sich selbst zu beruhigen. Vielleicht hatten sie ihn gefasst und waren bereits auf dem Weg zu ihr, um sie zu retten. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Ihren Wasservorrat hatte sie in weiser Voraussicht nur sehr zurückhaltend angetastet. Kekse und Zwieback hatte er ihr reichlich hingestellt. Fünf Tage würde sie überleben können, schätzte sie und versuchte die aufkommende Panik wieder zu unterdrücken.
Verzweifelt hatte sie festgestellt, dass sie tatsächlich keine Chance hatte, allein aus dem Keller herauszukommen. Das Fenster ließ sich zwar öffnen, die Gitterstäbe davor aber waren unbeweglich und die Tür war zweimal abgeschlossen – keine Chance. Sie hatte geschrien, um Hilfe gerufen und sich verzweifelt gegen die Wände geschmissen. Aber es half alles nichts, sie war gefangen und würde es auch für unbestimmte Zeit bleiben.
Je mehr Zeit verging, umso unruhiger wurde sie. Später Nachmittag musste es zwischenzeitlich sein, mutmaßte sie. Die Sonne hatte den ganzen Tag über nicht geschienen.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, ein Geräusch wahrgenommen zu haben. Sie richtete sich auf, horchte aufmerksam und hörte wie die Eingangstür laut zugeschlagen wurde. Dann schnelle Schritte, die
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