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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Sterne
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hießen?

Voller Tatendrang stand er auf und öffnete die Klappe von seinem Reißwolf, der neben dem Schreibtisch stand. Typisch, dachte er. Wie immer hatte die Reinigungskraft wieder vergessen, die Schnipsel aus dem Behältnis des Schredders zu entfernen. Den Abfalleimer entleerte sie immer, aber wie oft hatte er sie schon daran erinnert, auch den Reißwolfmüll mitzunehmen? Er spannte die schwarze Mülltüte über den Behälter des Schredders, drehte den Eimer auf den Kopf und schüttelte die Schnipsel in den Müllbeutel. Dann machte er einen Knoten in den Beutel, ließ ihn achtlos auf den Boden fallen und ging zum Fenster.

Oskar genoss den letzten Blick über die Stadt. Drehte sich dann um, sah sich noch mal in seinem Büro um, nahm die in der Ecke stehende Reisetasche in die rechte Hand, den Geldkoffer und den Müllbeutel in die linke und schaltete mit dem Ellenbogen das Licht aus.

Wehmut überkam ihn nicht, als er das Bürogebäude für immer verließ. Eine Kleinigkeit hatte er nur noch zu erledigen. Den Entführern, die wahrscheinlich der Himmel geschickt hatte, den Müllbeutel in den gewünschten Abfalleimer zu werfen. Er wollte sich zumindest erkenntlich zeigen, dass er an sie gedacht und nicht vergessen hatte – auch wenn es noch nicht vier Uhr nachts war. Aber egal. Darauf kam es nun wirklich nicht mehr an.

Nachdem auch das erledigt war, ließ er sich mit einem Taxi zum Flughafen fahren. Er bezahlte in bar, davon hatte er jetzt nämlich genug.

Der Regen hatte sich zu einem ordentlichen Platzregen entwickelt. Es regnete Rache.  

20. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
     

    Seine Anspannung spürte Elisa deutlich, als er frühmorgens zu ihr in den Keller kam. Es war der Tag der Geldübergabe.
Endlich!  

    *
     

    Am Abend zuvor hatte er auf Elisa noch relativ entspannt gewirkt. Er hatte sie nach oben geholt, sie auf die Toilette gehen lassen und ihr dann die noch warmen Reste seiner Pizza angeboten. Sehr gern hatte sie zugegriffen. Er war sogar so gut drauf gewesen, dass er ihr die Handschellen abgenommen hatte, damit sie besser essen konnte. Entweder war er auf den letzten Metern nachlässig geworden, überlegte Elisa, oder sie hatte tatsächlich sein Vertrauen gewonnen, denn er hatte ihr die Handschellen auch nicht mehr angelegt, als er sie kurze Zeit später wieder in den Keller gebracht hatte.  

    *
     

    Er hatte ihr ein Brot gemacht und beobachtete sie nun dabei, wie sie es hungrig verschlang.

»Muss ich dich knebeln?«, fragte er sie übergangslos im ernsten Ton.

Fast hätte sie sich an den letzten Brotkrumen verschluckt.

»Nein, … Quatsch … wer sollte mich hier auch hören?«

Sie schaute ihn verunsichert aus ihren großen Augen an. Unwillkürlich nahm sie wieder ihr schneller klopfendes Herz wahr.
Er zog die Handschellen aus seiner Gesäßtasche und ließ sie vor ihr baumeln.

»Aber die müssen wieder sein.«
»Nein, müssen sie nicht!«, widersprach sie ihm, »wir wissen beide, dass ich hier nicht rauskommen kann«.

Er griff nach ihrem Arm, den sie aber schnell von ihm wegzog.

»Elisa, jetzt mach bitte keine Metzchen«, sagte er gereizt.
»Bitte nicht! Mir tun meine Handgelenke echt weh, und wenn die Dinger da wieder dran sind noch mehr. Vor dem Fenster sind Gitter und ich kann nicht durch Wände gehen«, leise fügte sie hinzu, »auch wenn ich es gern würde.«

Er schien unentschlossen zu sein und blickte kurz um sich, als ob er sich fragte, welches Risiko er eingehe, wenn er ihr die Handschellen nicht anlegen würde.

»Okay, Elisa, aber ich will das nicht wieder bereuen, verstanden? Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, ist heute Mittag alles vorbei. Du bist frei und ich bin weg.«

Sie nickte langsam.

Solange sie sein Gesicht nicht gesehen hatte, konnte er sie gehen lassen. Dieses Wissen hatte Elisa die ganze Zeit über beruhigt, hatte sie durchhalten lassen, als sie immer wieder kurz vorm Durchdrehen war. Auch wenn sie der Kriminalpolizei bei den Ermittlungen wahrscheinlich nicht sehr viel würde helfen können, ihr oberstes Ziel war einfach zu überleben. Vielleicht würde es ihr irgendwann doch gelingen, ihn an seinem schlanken Körperbau und seiner Stimme identifizieren zu können, damit er seine gerechte Strafe bekommen würde, vielleicht aber auch nicht. Das war momentan absolute Nebensache.

Er war im Begriff zu gehen und wollte gerade die Türklinke hinunterdrücken.

»Was ist, wenn dir was zustößt?«
Er drehte sich zu ihr um.
»Was passiert dann mit mir?«,

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