Fesselnde Entscheidung (German Edition)
eiligst die Kellertreppe hinunter eilten. Sekunden später schloss jemand die Tür auf.
Sie erstarrte.
Das Erste was sie sah, war die auf sie gerichtete Schusswaffe. Reflexartig ging sie rückwärts, bis sie die kalte Wand an ihrem Rücken spürte. Sie wusste sofort, dass es das Ende war. Sie sah erstmals in sein unmaskiertes, aufgebrachtes Gesicht und betete, dass es hoffentlich schnell gehen werde. Warum drückte er nicht einfach ab?
Auf einmal wurde sie ganz ruhig. Woher diese unerwartete innere Ruhe kam, wusste sie selbst nicht. Sie atmete bewusst in tiefen Zügen ein und aus, wohl wissend, dass jeder ihr letzter sein konnte.
»Verdammt noch mal! Wieso will dein Vater deinen Tod?«, brüllte er sie an, die Waffe auf sie gerichtet.
Sie zuckte erschrocken zusammen.
»Ich weiß nicht. … Wieso? … Was ist passiert?«, flüsterte sie leise.
»Das ist passiert!«, schrie er und warf ihr die Mülltüte vor die Füße.
Tausend kleine Schnipsel flatterten wild um sie beide herum.
»Das kann nicht sein«, sagte sie kopfschüttelnd und wiederholte ganz leise, »das kann nicht sein.«
Ihre Knie wurden weich und sie ließ sich langsam an der Wand hinunterrutschen. Eng zog sie ihre Knie an ihren Körper, umfasste sie schützend mit ihren Händen und starrte vollkommen verstört auf den Boden.
Sie konnte es nicht fassen, ihr Vater hatte sie tatsächlich geopfert, hatte kein Lösegeld für sie gezahlt. Das konnte nicht wahr sein!
Elisa hatte nicht gesehen, wie er mit langsamen Schritten auf sie zugegangen war. Merkte erst, dass er vor ihr stand, als sie den kalten Lauf der Pistole auf ihrer Stirn spürte.
Sie sah ihn nicht an, sondern schloss die Augen und atmete ganz bewusst ihre letzten Atemzüge.
23. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Schulte war speiübel geworden, und er hatte es gerade noch geschafft den Kurzwahlknopf von Frau Seibel zu drücken. Als sie widerwillig in sein Büro hinein trat, sah sie, wie er mit beiden Händen krampfhaft versuchte, sich die Krawatte vom Hals zu reißen und keuchend nach Luft rang. Sein Gesicht war tiefrot angelaufen. Ihr spitzer Schrei ließen Löser und andere Kollegen herbeieilen. Dann ging alles ganz schnell.
*
Schulte hatte Glück gehabt. Alle hatten damit gerechnet, dass er einen Herzinfarkt erlitten hatte, stattdessen diagnostizierten die Ärzte im Krankenhaus eine psychogene Dyspnoe, eine durch Stress und Angst verursachte Atemnot, die im schlimmsten Fall tödlich enden konnte.
*
Erst im Krankenzimmer wurde Schulte bewusst, dass er es Löser durch sein schnelles Handeln und die gekonnten Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verdanken hatte, dass nichts Schlimmeres passiert war.
Schulte hatte ihm noch, bevor ihn die Sanitäter auf einer Liege zum Krankenwagen gebracht hatten, den Erpresserbrief in die Hand gedrückt und ihn gebeten die Polizei einzuschalten.
*
Löser saß erleichtert, aber dennoch aufgewühlt neben dem Krankenbett seines Chefs.
Das Projekt war wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig für die Firma, aber Schulte selbst war das Wichtigste an der Firma. Ohne ihn würde definitiv alles zusammen brechen, da war sich Löser sicher. Sein penetrantes Verhalten war ihm jetzt sehr unangenehm. Jetzt, nachdem ihm sein Chef alles erzählt hatte.
Oskar Kleinfeldt, der ehemalige leitende Kriminaldirektor, der tief gefallen war - scheinbar zu tief. Er hatte sich als Schultes Freund in der Not ausgegeben und entpuppte sich in Wahrheit zum bösesten Feind. Er hatte nicht nur Schulte betrogen, sondern das Leben seiner Tochter auf dem Gewissen.
Löser hatte keine eigenen Kinder und konnte nicht nachfühlen, wie es sein müsse, wenn einem das Liebste auf der Welt genommen wurde. Aber er merkte Schulte an, dass es wohl das Schlimmste für Eltern sein musste.
»Sie ist tot, sie ist tot«, wiederholte Schulte immer wieder apathisch, »ich weiß es, ich fühle es.«
»Nein, Herr Schulte, die Polizei wird die Täter aufspüren und Elisa wohlbehalten und unversehrt nach Hause bringen«, versuchte er Schulte immer wieder zu beruhigen.
Tatsächlich hatten ihm die Polizeibeamten nicht gerade große Hoffnungen gemacht. Die Ermittlungen liefen zwar auf Hochtouren in unterschiedliche Richtungen. Aber die Zeit, die seit der Entführung vergangen war, spielte eindeutig gegen sie. Einerseits wurde gegen Oskar als möglichen Täter ermittelt. Anderseits wurde davon ausgegangen, dass die Lösegeldübergabe geplatzt war und kein Mensch wusste, wie die
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