Fesselnde Entscheidung (German Edition)
hakte sie zögernd nach.
»Du bist meine Lebensversicherung, Elisa. Mir darf nichts passieren.«
»Man wird mich hier nicht finden, nicht wahr?«
»Mach dir nicht so viele Gedanken.«
Ihre Verzweiflung war nicht zu übersehen, sie kämpfte mit ihren Tränen.
»Du solltest also noch ein bisschen warten, bis du mir den Tod wünscht«, ergänzte er und ließ sie dann in ihrem Verlies allein zurück.
*
Er war mehr als aufgeregt, als er sich auf den Weg machte. Langsam musste er sich beeilen, denn wenn er sich verspäten würde, wäre alles verloren. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Tausendmal war er den Ablauf durchgegangen. Es kam ihm fast zu einfach vor.
Sein Auto parkte er bewusst weit entfernt vom Buchenpark und ging dann zu Fuß weiter. Aufmerksam achtete er auf jede Einzelheit, insbesondere darauf, ob ihn jemand beobachtete oder sogar folgte. Dann hätte er seine Aktion sofort abgebrochen.
Der Mitarbeiter vom Bauhof ging jeden Donnerstagmorgen mit seiner Handsammelkarre durch den Buchenpark und entleerte in einem Zeitfenster zwischen 6:55 Uhr und 7:15 Uhr den besagten Mülleimer. Das hatte er seit Wochen genau beobachtet und sich minutiös notiert. Anschließend – und hier kam er ins Spiel – genehmigte sich der Arbeiter immer am Imbiss neben dem Spielplatz ein Käffchen und unterhielt sich mit der Inhaberin des Kiosks für ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten. Das Gute daran war, dass er seine Handsammelkarre vorher immer schwer einsehbar zwischen dem Kiosk und einem dichten Gebüsch abstellte, damit sie niemandem im Weg stand.
Um 6:32 Uhr hatte er seinen Platz im Gebüsch eingenommen und wartete nervös auf das, was kommen sollte. Ihm war auf dem Weg dorthin nichts aufgefallen, alles normal vorgekommen. Eine innere Unruhe machte sich dennoch in ihm breit. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass dies vielleicht seine letzten Minuten in Freiheit sein könnten. Er umfasste das kalte Metall seiner Pistole und dachte an Elisa. Selbst wenn alles klappen würde, müsste er sie auch noch freilassen. Auch dabei konnte einiges passieren. Er hatte zwar versucht, so wenig wie möglich von sich Preis zu geben, hatte immer die Sturmhaube aufgehabt, aber die Gefahr, dass Elisa die Ermittler auf die richtige Spur bringen würde, bestand natürlich dennoch.
Angespannt blickte er immer wieder auf seine Uhr. Es war 6:44 Uhr, als ein in schwarz gekleideter Spaziergänger seine Aufmerksamkeit weckte. War er ihm nicht auch schon am Parkeingang begegnet? Was machte der zu dieser Uhrzeit hier? Er schien auf etwas zu warten und guckte auffällig hin und her. Schulte war das nicht, den kannte er. Dann ging der Passant weiter und verließ sein Blickfeld.
Nach einer gefühlten halben Ewigkeit sah er um 7:12 Uhr endlich den in orange gekleideten Arbeiter mit seinem kleinen Müllwagen in einem gemächlichen Tempo auf den Kiosk zugehen. Ob und wie er den Mülleimer am Spielplatz geleert hatte, hatte er von seinem Platz aus nicht beobachten können. Aber er war sich sicher, dass es derselbe Arbeiter wie jeden Donnerstagmorgen war. Er spürte wie sein Herz wild in seiner Brust pulsierte, seine rechte Hand wich nicht von der Schusswaffe.
Dann wurde die Karre vor dem Gebüsch direkt vor seinen Augen abgestellt. Er wartete einen Augenblick und versuchte ganz behutsam, indem er vorsichtig Äste und Sträucher beiseite schob, ohne sie brechen oder knacken zu lassen, an den Müllbehälter heranzukommen. Da der Mülleimer beim Spielplatz der letzte vor dem Kiosk war, müsste sein Müllbeutel relativ weit oben liegen, und da lag er schließlich auch. Sein Herz machte einen Sprung, als er den schwarzen Müllbeutel endlich in der Hand hielt. Leicht war er, ungewöhnlich leicht, dachte er noch.
Er traute seinen Augen nicht, als er die vielen kleinen Schnipsel durch die Mülltüte hindurch schimmern sah. Das konnte nicht wahr sein! Es musste der falsche Müllbeutel gewesen sein. Wieder näherte er sich der Müllkarre – diesmal weniger vorsichtig – und durchwühlte den eingesammelten Abfall. Er konnte es nicht fassen. Was sollte das bedeuten? War seine Ansage nicht unmissverständlich klar und deutlich gewesen? Er musste versuchen sich irgendwie zu beherrschen, um jetzt keinen verhängnisvollen Fehler zu machen. Am liebsten hätte er laut geschrien und alles kurz und klein geschlagen. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit.
Verdammte scheiße, dachte er und sah auf einmal nur noch einen einzigen Ausweg. Nur noch eine
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