Fesselnde Entscheidung (German Edition)
gekommen waren, hatten sie ihr Lieblingszimmer gefunden. Ein kleines edles, und vor allem diskretes, Hotel außerhalb der Stadt – fernab von Menschen, die ihnen gefährlich werden konnten. Das war Elisas größte Sorge. Niemand dürfe jemals von ihrer Affäre erfahren! Es wäre das gefundene Fressen für die Medien, sie sah schon die Schlagzeile vor sich:
»Pharma-Erbin hat Sex-Beziehung mit Ex-Entführer«
Der Schaden für die Firma wäre immens gewesen, viel schlimmer aber wäre ihr persönlicher Untergang. Basti hätte es ihr nie verzeihen. Zu Recht. Und wenn er dann auch noch die Wahrheit über Amelie erfahren würde. Das wäre das Ende von allem, da war sich Elisa sicher.
Also hieß es unter allen Umständen stets Vorsicht walten zu lassen. Sie reisten nie gemeinsam an, verließen nie gemeinsam das Zimmer und ließen sich außerhalb des Zimmers nie gemeinsam irgendwo sehen. Die Rechnungen beglichen sie abwechselnd. Tim bestand darauf.
Elisa hatte das Fach gewechselt. Sie war von der Meisterin im Vortäuschen zur Meisterin im Fremdgehen geworden.
Nicht nur, dass sie sich ein separates Konto zugelegt hatte, sie hatte auch ein weiteres Handy – nur für ihn. Auch wenn sie Telefonate mit ihm vermied, nutzte sie es, um Kurznachrichten mit ihm auszutauschen. Hauptsächlich aber, um ihm kurzfristig abzusagen, wenn Amelie krank war.
Was blieb, war das schlechte Gewissen. Manchmal redete sie sich ein, Zeit mit dem Vater ihrer Tochter zu verbringen, und ihm mit ihren Erzählungen über Amelie zumindest ein wenig an ihrer Entwicklung teilhaben zu lassen. Damit versuchte sie ihr Gewissen zu besänftigen. Aber in Wirklichkeit wusste sie, dass sie sich damit nur selbst belog.
Und ihren Mann. Ihm erzählte sie von wichtigen Geschäftsterminen, um ein neues interessantes Produkt zu vermarkten und neuen Kunden, die geworben werden mussten.
Da sie auch vorher schon oft geschäftlich unterwegs gewesen war, konnte er keinen Verdacht schöpfen.
Alles war perfekt. Fast perfekt.
Denn wenn sie ihrem Spiegelbild gelegentlich zu tief in die Augen sah, verabscheute sie sich für das, was sie tat - und war dennoch nicht in der Lage, ihrem Verlangen zu widerstehen.
Einem Verlangen, was sich in der Zwischenzeit verwandelt hatte – in so etwas wie Liebe.
7. Kapitel - Fünf Monate später
»Du weißt, dass ich übermorgen wieder dienstlich unterwegs bin? Ist wieder mit Übernachtung, wäre mir sonst zu stressig«, rief sie im Vorbeigehen Basti zu.
Elisa hatte es eilig. Die Zeit lief morgens immer besonders schnell. Eigentlich hatte sie schon längst auf dem Weg in die Firma sein wollen, aber an der Haustür war ihr die Laufmasche in ihrer schwarzen Strumpfhose aufgefallen.
Zum Glück!
Heute traf sie sich mit Pharma-Vertretern aus China, die Interesse an dem nasalen Grippeimpfstoff hatten und eigens zu diesem Termin anreisten. Sehr wichtige Kunden. Umso wichtiger war da ein erstklassiges Auftreten.
Elisa stoppte kurz und ging zurück zu Basti ins Schlafzimmer. Irgendetwas war ihr an seinem Gesichtsausdruck aufgefallen.
»Alles okay?«, fragte sie irritiert.
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Wieso?«
Im gleichen Moment fiel es ihr wie ein Stich ins Herz ein. Wie hatte sie das nur vergessen können? Übermorgen war ihr Hochzeitstag. Ihr fünfter. Elisa merkte, wie sie errötete.
Verdammt, dachte sie, wie konnte ich das nur vergessen? Was mache ich denn jetzt?
Sie hatte Tim schon fünf Wochen nicht gesehen. Als sie bei ihrem letzten Treffen den Termin abgemacht hatten, hatte sie nicht daran gedacht. Sie hatte noch nie ihren Hochzeitstag vergessen. Basti war das schon mal passiert. Aber ihr? Nie.
»Du hast es tatsächlich vergessen«, stellte Basti enttäuscht fest.
»Nein!«, log sie, »doch, ehrlich gesagt schon, ein bisschen.«
Sie biss sich verlegen auf die Lippe.
»Aber der Termin ist schon wichtig«, sagte sie nach einer kurzen Pause und hoffte auf sein Verständnis.
»Ich habe eine Überraschung für dich.«
Auch das noch, dachte Elisa.
»Wieso, was denn?« Sie lächelte gequält.
»Ich wollte es dir eigentlich nicht vorher sagen, aber …«, er überlegte kurz und kratzte sich am Ohr, »ich habe zwei Karten für das neue Musical.«
»Oh Schatz, das ist echt süß!«
Ihre Freude war echt. Aber eine Lösung des Problems wollte ihr nicht in den Sinn kommen.
»Was machen wir denn jetzt?«
»Du kannst den Termin nicht verschieben?«
Elisa überlegte. Auf einmal fühlte sie sich schlecht. Dieses Gefühl hatte sie
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