Fesselnde Entscheidung (German Edition)
nichts riskieren.“
Von Oskars Bemühungen erwähnte er nichts. Wozu auch?
„Sie wollen das alles wirklich alleine durchziehen?“
„Mir bleibt nichts anderes übrig, oder?“
„Wenn ich irgendetwas tun kann … vielleicht bei der …“, er brach ab.
„Danke, Löser. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ach, und ja, bitte weisen Sie die erste Zahlung an. Das Projekt muss unbedingt starten.“
Löser erhob sich und ging schnellen Schrittes zu Tür. Er drehte sich noch mal kurz zu Schulte um, der unbeeindruckt weiter nach irgendwelchen Visitenkarten suchte, und verließ dann mit besorgter Miene den Raum.
13. Kapitel - Dienstag, 09.09.
Mit einem lauten Knall fiel die Kellertür ins Schloss. Er verriegelte sie von außen, lehnte sich dann mit dem Rücken gegen die kalte Wand links von der Tür, zog sich die Haube vom Kopf und sank in die Knie. Seinen Blick richtete er starr auf die Kellertreppe vor ihm. Ihre Schreie hallten immer noch in seinem Kopf.
Das hatte er nicht gewollt. Er fuhr sich mit der einen Hand durch die Haare, rieb sich mit der anderen über das Auge und spürte wie Blut von seiner Hand rann und auf sein Gesicht tropfte. Mit seinem Ärmel wischte er es schnell weg und betrachtete entgeistert seine blutigen Hände. Wenn er sie doch bloß von Anfang an im Keller gelassen hätte. Aber als er sie dort in der Ecke halbtot vor Angst wie ein Häufchen Elend gesehen hatte, konnte er einfach nicht anders und hatte sie mit nach oben genommen. Ein fataler Fehler. Mochten ihm seine empathischen Fähigkeiten sonst auch noch so behilflich sein, so stellte er fest, dass sie ihm im kriminellen Bereich absolut im Weg standen. Selbst ihren unüberlegten Fluchtversuch aus purer Verzweiflung konnte er ihr nicht verübeln. Was hätte er an ihrer Stelle getan? Von dem gestrigen Häufchen Elend war nicht mehr viel übrig geblieben. Irgendetwas hatte ihren Kampfeswillen geweckt. Wahrscheinlich war er selbst nicht ganz unschuldig daran.
Wie sollte es jetzt weiter gehen? Er musste seinen Plan in die Tat umsetzen. Daran bestand kein Zweifel. Wie elektrisiert richtete er sich schlagartig auf und ging die Kellertreppe hinauf, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er hatte das dringende Bedürfnis, seine Hände zu waschen.
14. Kapitel - Mittwoch, 10.09.
So sehnsüchtig hatte Schulte noch nie Frau Seibel erwartet. Meistens kam sie gegen halb zehn zur Arbeit. Ausgerechnet heute aber erst gegen zwölf, da sie noch einen privaten Termin wahrnehmen wollte. Der war zwar seit Wochen mit Schulte abgesprochen, doch das war ihm erst wieder eingefallen, als er sie empört auf dem Handy angerufen hatte. Er hatte sich bei ihr entschuldigt und wartete nun ungeduldig auf ihr Erscheinen.
Eigentlich wollte er erst mit Frau Seibel sprechen und dann Oskar anrufen, um ihm alle neuen Erkenntnisse mitteilen zu können. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits 12:02 Uhr war. Entnervt schloss er seine Bürotür von innen ab, zog das MP3-Handy aus seiner Sakkotasche und tippte auf Oskars Nummer.
„Na, Alter!“ meldete sich Oskar unvermittelt.
„Hallo Oskar! Hast du etwas Herausfinden können?“
„Immer langsam. Wie viel Geld hast du zusammen?“
„Bis heute Abend werde ich ungefähr 550.000 haben. Mehr war absolut nicht drin. Ich musste mir schon so allerhand von den Bankmenschen anhören. Was meinst du, soll ich vielleicht noch ein befreundetes Ehepaar fragen, ob sie mir kurzfristig was leihen?“
„Wieso leihen? Hast du nicht so viel Geld?“
„Doch schon, aber ein Großteil ist halt fest angelegt. Da komme ich nicht so einfach ran.“
Und wenn nur mit großen Verlusten, ergänzte Oskar in Gedanken.
„Vorerst brauchst du sie nicht ansprechen. Wir versuchen es erst mal so und bitten die Täter um eine Fristverlängerung. Je mehr Leute davon Wind kriegen umso größer wird die Gefahr für Elisa. Hast du irgendjemand von der Entführung erzählt?“
„Nein, nur meinem engsten Mitarbeiter.“
„Wem? Wie heißt er?“
Schulte wusste zwar nicht, wozu das wichtig war, antwortete aber bereitwillig.
„Jens Löser.“
„Sprich mit niemandem darüber! Verstanden?“
„Ja, ja klar. Wie geht es jetzt weiter?“
„Ich habe den Übergabeort sondiert. Er befindet sich gut einsehbar in der Nähe eines Kinderspielplatzes. Ich hole dich heute Abend um 19:00 Uhr wieder von der Firma ab. Du gibst mir das Geld – am besten in einem neutralen Koffer. Ich packe es dann um und platziere es zur rechten Zeit am
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