Fesselnde Entscheidung (German Edition)
dass es derselbe Arbeiter wie jeden Donnerstagmorgen gewesen war. Er spürte sein Herz unter seinem T-Shirt schnell pochen, seine rechte Hand wich nicht von der Pistole.
Dann wurde die Karre vor dem Gebüsch direkt vor seine Augen abgestellt. Er wartete einen Augenblick und versuchte ganz behutsam, indem er vorsichtig Äste und Sträucher beiseite schob, ohne sie brechen oder knacken zu lassen, an den Müllbehälter heranzukommen. Da der Mülleimer beim Spielplatz der letzte vor dem Kiosk gewesen war, müsste sein Müllbeutel relativ weit oben liegen und da lag er schließlich auch. Sein Herz machte einen Sprung als er den schwarzen Müllbeutel endlich in der Hand hielt. Leicht war er gewesen, ungewöhnlich leicht, dachte er noch.
Er traute seinen Augen nicht, als er die vielen kleinen Schnipsel durch die Mülltüte hindurch schimmern sah. Das konnte nicht wahr sein! Es musste der falsche Müllbeutel gewesen sein. Wieder näherte er sich der Müllkarre – diesmal weniger behutsam – und durchwühlte den eingesammelten Abfall. Er konnte es nicht fassen. Was sollte das bedeuten? War seine Ansage nicht unmissverständlich klar und deutlich gewesen? Er musste sich beruhigen, durfte jetzt keinen Fehler machen. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien und alles kurz und klein geschlagen. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit. Voller Wut wurde er sich bewusst, dass sie dafür würde sterben müssen.
21. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Schulte war am Ende. Es war 15 Uhr und er hatte weder von den Entführern noch von seiner Tochter irgendetwas gehört. Am allerschlimmsten aber war die Tatsache, dass er Oskar nicht erreichen konnte. Mehrmals hatte er versucht, ihn mit dem MP3-Handy zu erreichen, aber er ging einfach nicht ran. Schulte rätselte, ob ihm vielleicht bei der Geldübergabe etwas zugestoßen sein könnte. Das würde er sich nie verzeihen. Zu seiner eigenen Beruhigung setzte er sich selbst eine Frist. Wenn er bis 18 Uhr weder von Oksar noch von den Entführern etwas hören würde, würde er die Polizei einschalten.
Erschwerend kam hinzu, dass Löser ihn ganz kirre machte. Ohne Unterlass redete er über das Projekt, wie wichtig es war, gerade jetzt die nächsten Schritte einzuleiten. Schulte konnte es nicht mehr hören. Seine Tochter war vielleicht tot und er sollte irgendwelche Unterschriften auf Dokumente setzen, Zahlungen anweisen und so tun, als ob nichts geschehen war?
„Löser, verdammt noch mal, nicht jetzt!“, schrie er ihn aus Leibeskräften an „verlassen Sie mein Büro, sofort!“
Löser blickte ihn feindselig mit zusammen gezogenen Augen an und verließ dann hochrot vor Ärger das Büro.
Schulte genoss die plötzliche Stille. Setzte sich an seinen Schreibtisch und suchte im Internet die offizielle Telefonnummer von Oskars Detektei heraus. Er fand sie auf Anhieb und tippte sie umständlich in sein Telefon ein.
„Kein Anschluss unter dieser Nummer“, ertönte eine automatische Ansage. Irritiert blickte Schulte den Hörer an, gab die Nummer erneut ein und hörte die Durchsage aufs Neue. Da Schulte wusste, dass sich in dem Bürohaus, in dem Oskar seine Privatdetektei untergebracht hatte, ein Empfang befand, suchte er nach dieser Telefonnummer und wurde wieder schnell fündig.
Die Worte der freundlichen Dame am Telefon schnürten ihm den Hals zu, er bekam keine Luft mehr, konnte nicht glauben, was sie soeben gesagt hatte.
„Das tut mir leid, Herr Kleinfeldt hat sein Büro gekündigt. Soweit ich weiß, wollte er seine Privatdetektei aufgeben. … Heute Morgen habe ich seine Büroschlüssel im Briefkasten gefunden und den Schlüssel von dem Taxi, was er sich geliehen hatte. Das wird wohl heute wieder abgeholt… Nein, ich denke nicht, dass er wieder kommt.“
22. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
Es musste etwas schiefgegangen sein. Da war sie sich sicher. Panik stieg immer wieder in ihr auf. Immer wieder versuchte Elisa sich selbst zu beruhigen. Vielleicht hatten sie ihn gefasst und waren bereits auf dem Weg zu ihr, um sie zu retten.
Ihren Wasservorrat hatte sie in weiser Voraussicht nur sehr zurückhaltend angetastet, Kekse und Zwieback hatte er ihr reichlich hingestellt. Fünf Tage würde sie überleben können, schätzte sie und versuchte die aufkommende Panik wieder zu unterdrücken.
Verzweifelt hatte sie festgestellt, dass sie tatsächlich keine Chance hatte, alleine aus dem Keller herauszukommen. Das Fenster ließ sich zwar öffnen, die Gitterstäbe davor aber waren
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