Fesselnde Entscheidung (German Edition)
bringen“, versuchte er Schulte immer wieder zu beruhigen.
Tatsächlich hatten ihm die Polizeibeamten nicht gerade große Hoffnungen gemacht. Die Ermittlungen liefen zwar auf Hochtouren in unterschiedliche Richtungen. Aber die Zeit, die seit der Entführung vergangen war, spielte eindeutig gegen sie. Einerseits wurde gegen Oskar als möglichen Täter ermittelt. Anderseits wurde davon ausgegangen, dass die Lösegeldübergabe geplatzt war und kein Mensch wusste, wie die Entführer darauf reagieren würden. Natürlich hatten sie Krüger verhört und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras beschlagnahmt. Aber eine heiße Spur hatte sich daraus nicht ergeben.
Es gab nur einen einzigen, winzigen Hoffnungsschimmer. Löser hatte aber seinem Chef noch nichts davon gesagt. Er wollte ihn nicht unnötig aufregen und ihm vor allem keine falschen Hoffnungen machen. Vielleicht war es besser, er würde sich mit dem Gedanken abfinden, seine Tochter nie wieder zu sehen – zumindest nicht lebendig.
24. Kapitel - Donnerstag, 11.09.
„Verdammte scheiße!“, schrie er voller Wut und schmetterte die Pistole gegen die Wand links neben ihr. Als sie den Knall hörte, hatte sie sich vor Schreck aus Versehen auf die Zunge gebissen. Aber sie lebte noch, es war kein Schuss gewesen, schlussfolgerte sie, er hatte die Waffe weggeworfen. Geistesgegenwärtig schlug sie die Augen auf, war blitzartig aufgesprungen und hielt plötzlich die Pistole in ihren Händen. Sofort richtete sie sie auf ihn und warnte ihn, „keinen Schritt weiter oder ich schieße!“
„Du musst sie noch entsichern“, sagte er ganz ruhig.
„WAS?“, ihre Hände begannen zu zittern.
„Den Sicherungshebel nach unten drücken. Der befindet sich oben am Lauf. Dann kannst du schießen, durchgeladen ist sie.“
Was sollte das? Wollte er sie mit seinen Anweisungen verunsichern?
„Lass mich hier raus!“, sagte sie mit erstickter Stimme.
Langsam ging sie um ihn herum, um an die Tür zu gelangen. Sie hatte ihre Hände nicht unter Kontrolle, sie zitterten wie verrückt. Statt ihr aus dem Weg zu gehen, stellte er sich vor die Tür und versperrte ihr den Weg.
„Versuch hier hin zu schießen“, er zeigte auf seinen Brustkorb, wahrscheinlich meinte er sein Herz.
„Was soll das? Lass mich gehen!“, schrie sie ihn verzweifelt an, „geh mir aus dem Weg!“
„Schieß, verdammt noch mal, schieß endlich!“, schrie er zurück.
Sie zuckte wieder zusammen, schaute auf die Pistole und meinte den Sicherungshebel zu erkennen, sie drückte ihn herunter.
„Braves Mädchen!“
„Wenn du mich nicht sofort gehen lässt, schieße ich dir die Eier weg!“
Ihre Stimme war ganz ruhig. Sie kam ihr selbst fremd vor. Mit immer stärker zitternden Händen versuchte sie, auf seinen Hosenschlitz zu zielen. Er fasste sich an die Stirn, wahrscheinlich fand er die Vorstellung weniger angenehm. Doch statt ihr den Weg zur Tür freizumachen, trat er einen Schritt auf sie zu. Sie wich zurück und zitterte am ganzen Körper. Er ließ seinen Blick nicht von ihren Augen weichen und ging mit langsamen Schritten weiter auf sie zu.
Sie verfluchte sich, warum konnte sie nicht einfach abdrücken? Gleich hatte er sie erreicht. Sie konnte nicht weiter zurückgehen, spürte die Wand hinter sich. Die Arme hielt sie weit von sich gestreckt. Die Waffe richtete sie weiterhin mit zitternden Händen unkontrolliert auf ihn. Als er fast direkt vor ihr stand, umfasste er mit seiner rechten Hand in Zeitlupe den Lauf der Pistole und presste ihn fest gegen seine Brust. Dann legte er seine Daumen auf ihre Zeigefinger am Abzug und übte leichten Druck aus. Sie wusste, gleich würde sich ein Schuss lösen. Erschrocken ließ sie abrupt die Waffe los, sie fiel vor ihren Füßen auf den Boden. Voller Angst blickte sie ihm direkt in die Augen.
„Geh“, sagte er schlicht.
Sie konnte nicht glauben, was sie hörte. Dennoch setzten sich ihre Beine in Bewegung. Sie schlich um ihn herum, ohne ihn aus den Augen zu lassen und ging rückwärts Richtung Tür. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter und öffnete sie langsam. Von ihm nahm sie keine Regung wahr. Er stand mit dem Rücken zu ihr, hatte den Kopf gesenkt, würdigte sie keines Blickes. Erst als sie aus seinem unmittelbaren Sichtfeld verschwand, drehte sie sich um und lief so schnell sie konnte die Treppe hinauf, eilte zur Haustür. Erleichtert stellte sie fest, dass sie unverschlossen war. Vor dem alten Bauernhaus hielt sie kurz inne und drehte sich um. Sie
Weitere Kostenlose Bücher