Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Das hatte Löser nur zu gern gemacht. Er fragte sich, wer Oskar war? Der Name sagte ihm nichts. Er bedauerte, dass sein Chef ihn nicht eingeweiht hatte. Aber das war Schultes Entscheidung, seine Tochter, seine Firma, versuchte er seinen langsam aufkeimenden Ärger zu unterdrücken.
Statt vor der Tür zu warten, verließ er gekränkt den Empfangsbereich und ging zu seinem Büro, was sich einige Türen weiter befand. Er überlegte, ob er seinen Chef einfach darauf ansprechen sollte, aber wie würde er reagieren und würde er ihm überhaupt die Wahrheit sagen? Was hatte Schulte vor ihm zu verbergen? Er hatte seinem Chef stets den Rücken freigehalten und der Firma in all den Jahren immer treu gedient. War das jetzt der Dank dafür? Er hoffte nur, dass Elisas Entführung letztendlich nicht der Firma schaden würde, weil Schulte in Gedanken vielleicht nur noch bei seiner Tochter war - statt dem Projekt die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Das wäre fatal und durfte nicht geschehen. Löser musste sich etwas einfallen lassen.
19. Kapitel - Mittwoch, 10.09.
Oskar achtete nur am Rande auf den abendlichen Straßenverkehr. Es hatte leicht zu regnen angefangen. Die Scheibenwischer kratzten über die Windschutzscheibe, aber er hörte es nicht, war mit seinen Gedanken ganz weit weg, tief in der Vergangenheit.
Oskar hatte den Geldkoffer von Schulte entgegen genommen und hatte ihn dann – Schultes Wunsch entsprechend – wieder an der Firma abgesetzt. Viel hatten sie sich nicht mehr zu sagen gehabt. Es gab so gut wie keine Neuigkeiten, sie mussten den morgigen Tag abwarten und auf ein Zeichen der Entführer warten. Schulte hatte mitgenommen ausgesehen, fast mitleiderregend.
Vielleicht gab es doch ein Fünkchen Gerechtigkeit auf dieser Welt, dachte Oskar bitter. Sie waren mal beste Freunde gewesen, die allerbesten. Aber das war lange her. Wo war Schulte gewesen, als es mit seiner Karriere schlagartig zu Ende ging, als es ihm so dreckig ging, dass er sich fast zu Tode gesoffen hätte? Volltrunken hatte er Schulte damals einmal angerufen. Werd erst mal wieder nüchtern, hatte er zu ihm gesagt. Mehr hatte er nicht für ihn übrig gehabt – von seinen zwei, drei scheinheiligen Anrufen mal abgesehen.
Oskar trat aufs Gaspedal und überholte das vor ihm fahrende Fahrzeug. Riskant musste er schnell wieder einscheren, weil er die Geschwindigkeit des ihm entgegenkommenden Autos unterschätzt hatte. Ein lautes Hupkonzert ging auf ihn nieder, er hupte aggressiv zurück.
Vielleicht hätte er Schulte das alles verzeihen können, dachte Oskar weiter, wenn der Verrat nicht schon viel früher erfolgt gewesen wäre. Schulte hatte gewusst, da war sich Oskar sicher, dass Elisabeth die Liebe seines Lebens gewesen war. Ihre Unnahbarkeit hatte ihn fasziniert, von ihrem Antlitz ganz zu schweigen. Ihre schwarzen Haare hatte sie immer zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, was sie hatte strenger wirken lassen, als sie tatsächlich gewesen war. Ihr zauberhaftes Lächeln würde er nie vergessen. Aber sie hatte sich ja für Schulte entscheiden müssen. Ihr Vater hatte sie dazu gedrängt, weil er in Schulte den passenden Nachfolger für die Firma gesehen hatte. Hätte Schulte nicht ein einziges Mal in seinem Leben uneigennützig handeln und Elisabeth einen Korb geben können? Nein, das hatte er nicht können! Stattdessen hatte er sie im Handumdrehen zu seiner Frau gemacht und geschwängert. Zwei Fliegen mit einer Klappe, hatte Schulte damals freudestrahlend zu ihm gesagt: die Firma und eine tolle Frau.
Vielleicht hatte Elisabeth für das, was sie ihm angetan hatte, so früh sterben müssen, zog Oskar kurz in Erwägung. Immer wieder hatte sie ihm Hoffnungen gemacht, mit seinen Gefühlen gespielt und ihn dann einfach eiskalt fallen gelassen.
Oskar bog viel zu schnell um eine enge Rechtskurve, trat abrupt auf die Bremse, so dass die Bremsen quietschten und die Reifen auf der regennassen Fahrbahn ins Rutschen kamen und sowohl das ABS als auch das ESP ansprangen. Sein Wagen kam dennoch ins Schleudern. Fast hätte er gänzlich die Kontrolle über sein Auto verloren. In letzter Sekunde gelang es im, wieder auf die Spur zu kommen. Ein Fahrzeug von der Gegenfahrbahn rauschte nur wenige Millimeter an ihm vorbei, er hatte die Scheinwerfer schon auf sich zukommen sehen. Blitzartig war er aus der Vergangenheit erwacht und konzentrierte sich nun voll und ganz auf die Straße.
Oskar parkte seinen Wagen direkt vor dem Bürogebäude, in dem er sich zwei
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