Fesselnde Entscheidung (German Edition)
befürchtete, dass er aus einem der Fenster auf sie schießen könnte. Als sie ihn nirgendwo entdeckte, rannte sie los. Der Feldweg ging nur in eine Richtung, sie lief um ihr Leben – so schnell sie konnte.
Nach ein paar hundert Metern stolperte sie plötzlich, da sie ein Schlagloch übersehen hatte und fiel zu Boden. Das Bauernhaus war längst nicht mehr in Sichtweite, eine andere Straße oder geschweige denn eine andere Menschenseele ebenfalls nicht.
Sie konnte es nicht fassen, sie war frei, er hatte sie gehen lassen. Und das, obwohl sie sein Gesicht gesehen und ihn immer wieder erkennen würde.
Langsam richtete sie sich völlig außer Atem auf und dachte nach. Wo sollte sie hin? Vielleicht würde sie irgendwann eine richtige Straße erreichen und ein Auto anhalten können. Und dann? Zur Polizei? Immer noch nach Luft ringend, stütze sie sich nach vorn gebeugt mit ihren Händen auf den Knien ab.
Sie konnte es immer noch nicht fassen, ihr eigener Vater hatte ihren Tod riskiert. Einfach kein Lösegeld gezahlt. Sie hatte ihm viel zugetraut. Aber niemals das. Sollte sie vielleicht erst mal versuchen irgendwie zu Kristina, ihrer besten Freundin, zu gelangen oder wo sollte sie hin? Es war so viel passiert. Sie war sich sicher, ihrem Vater nie wieder in die Augen sehen zu können. Was sollte sie jetzt machen?
Die vielen Möglichkeiten der unverhofften Freiheit überforderten sie. Elisa ging in die Hocke und wischte sich mit ihrem Handrücken die aufkommenden Tränen von den Augen.
Dann setzte sie sich hin umschloss mit den Armen ihre Knie. Plötzlich kam ihr der Entführer in den Sinn. Er hatte sie gehen lassen. Was würde er jetzt machen? Vielleicht sollte sie besser vom Feldweg verschwinden, falls er das Haus fluchtartig verlassen würde, um abzuhauen und sich ihre Wege hier kreuzen würden.
Aber statt sich zu erheben, blieb Elisa sitzen und dachte weiter nach. Immer wieder fragte sie sich, warum er sie einfach hatte gehen lassen? Sie würde ihn identifizieren können. Das stand außer Frage. Sie war ein hohes Risiko für ihn.
Auf einmal wurde ihr klar, dass er die Pistole vielleicht absichtlich weggeworfen hatte, weil sie sie in die Hände bekommen sollte. Er hatte sie aufgefordert, ihn zu erschießen. Das wurde ihr erst jetzt richtig bewusst. Er wollte sie nicht verunsichern, wie sie ursprünglich gedacht hatte. Er wollte sterben. Was würde er jetzt machen, nachdem sie weg war? Würde er sich selbst richten? Er war verzweifelt gewesen und wusste vielleicht keinen anderen Ausweg mehr.
Elisa wollte nicht, dass er sich etwas antat. Das hätte er nicht verdient. Er hatte sie den Umständen entsprechend gut behandelt. Hatte sie nicht angefasst, ihr Essen und Trinken gegeben. Alles wäre gut geworden, wenn ihr Vater einfach das Lösegeld gezahlt hätte. Aber das hatte er nicht getan. Aus Gründen, die wahrscheinlich fernab von jedem gesunden Menschenverstand lagen. Elisa wollte nicht für den Tod eines einzigen Menschen verantwortlich sein. Wenn sie jetzt loslaufen und die Polizei holen würde, wäre es vielleicht zu spät.
Also fasste sie einen folgenschweren Entschluss und ging zurück.
25. Kapitel - Freitag, 12.09.
Schulte wollte unbedingt das Krankenhaus verlassen. Er hielt es dort keine Sekunde länger aus, das untätige Warten machte ihn fast wahnsinnig. Auch wenn ihm die Ärzte davon abgeraten hatten, ließ er sich am frühen Morgen von Frau Schneider abholen.
Sie fuhren zuerst zu Oskars Büro. Vergebens. Das Büro war durchsucht, mögliche Spuren gesichert und versiegelt worden. Sie konnten dort keine neuen Erkenntnisse mitnehmen. Schulte konnte und wollte nicht glauben, dass Oskar tatsächlich der Entführer gewesen war.
Dann bat er Frau Schneider zum Buchenpark zu fahren.
Immer wieder fragte er sich, wie er alles hatte so leichtfertig aus der Hand geben können. Warum hatte er Oskar nur so blauäugig vertraut? Plötzlich klingelte sein Diensthandy.
„Guten Morgen, Löser, was gibt`s? Ist in der Firma alles in Ordnung?“, meldete sie Schulte, als er auf dem Display Löser als Anrufer erkannte.
„Guten Morgen, Herr Dr. Schulte“, begrüßte ihn Löser gewohnt förmlich, „ja, in der Firma ist eigentlich alles gut, ich brauche zwar noch die ein oder andere Unterschrift von ihnen, aber … was ich eigentlich fragen wollte: Gibt es Neuigkeiten von den Ermittlungen? Haben Sie irgendetwas von der Kriminalpolizei gehört?“
„Es gibt wohl eine Spur, der sie nachgehen. Konkreter wollten die aber nicht
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