Fesselnde Entscheidung (German Edition)
sich von ihm ab, wollte nicht, dass er ihre Wehmut spürte. Aber zu spät. Er hatte es ihr bereits angemerkt.
„Wieso zwängst du dich so sehr in ein Korsett und lässt nicht stattdessen deinen Gefühlen freien Lauf?“
„Wie meinst du das?“
„Es muss nicht vorbei sein.“
„Sondern?“
„Wir können uns wieder sehen. … Ich will dich wieder sehen!“
„Und dann? Haben wir dann eine Fickbeziehung, oder was?“
Er musste lachen.
„Nenn es wie du willst. Und wenn wir das ein oder andere mal Sex haben, werde ich sicherlich nicht nein sagen. Wie gesagt, alles kann – nichts muss.“
Elisa schwieg und dachte nach. Das klang verlockend. Sogar sehr verlockend.
Als er sah, dass sie überlegte, stand er auf, sammelte seine Sachen zusammen und zog sich an. Überrascht drehte sie sich zu ihm um.
„Was machst du da? Gehst du jetzt? Ich dachte, … ich dachte, wir … verabschieden uns noch mal voneinander.“
„Ich muss zur Arbeit.“
Ihre Enttäuschung war nicht zu übersehen.
Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf den Mund, „außerdem müssen wir uns nicht voneinander verabschieden, weil wir uns wiedersehen werden.“
Dann zog er sich die Schuhe an, „das nächste mal besorge ich das Zimmer. Wird wahrscheinlich nicht so luxuriös wie dieses hier“, er schaute sich im Zimmer um, „aber auf jeden Fall geht die Rechnung auf mich.“
Elisa lehnte sich an das Kopfende des Bettes, zog das Laken um sich und blickte starr auf die weiße Wand vor ihr.
„Einverstanden?“, fragte er sie ernst.
Elisa zögerte und haderte mit sich. Als sich ihre Blicke trafen, wusste sie, dass sie ihm längst erlegen war. Sie hätte sich niemals mit ihm treffen dürfen.
Dann nickte sie kaum sichtbar, mal wieder von sich selbst schockiert. Er gab ihr noch mal einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer mit den Worten, “bis bald!“
Die böse Vorahnung, dass es mit ihnen beiden kein gutes Ende nehmen würde, verdrängte Elisa genauso schnell wie sie gekommen war.
6. Kapitel
Sex hatten sie jedes Mal, wenn sie sich trafen. Auch wenn Elisa sich vorgenommen hatte, auf ihn zu verzichten. Einmal hatte sie es bis zur Tür geschafft. Sie hatten sich die ganze Nacht unterhalten. Dann kam die Verabschiedung. Er hatte sie an sich gezogen und es war wieder um sie geschehen gewesen. Sie konnte ihm nicht widerstehen, war Gefangene ihrer eigenen Gefühle und Sehnsüchte.
Manchmal fielen sie übereinander her, ohne vorher ein Wort miteinander gesprochen zu haben. Mal erzählten sie erst von ihren Erlebnissen, lachten und liebten sich dann. Mal wild und hemmungslos, mal sanft und leidenschaftlich. Je nachdem, wonach ihnen gerade war. Selten aber nur einmal.
Meistens trafen sie sich im Abstand von vier bis fünf Wochen. Sehnsüchtig sehnte Elisa ihrem nächsten Wiedersehen entgegen, schon allein der Gedanke an ihn erregte sie. Für Elisa war die Zeit mit ihm ihre persönliche Auszeit vom Alltagsstress.
Nachdem sie anfangs in unterschiedlichen Hotels unter gekommen waren, hatten sie ihr Lieblingszimmer gefunden. Ein kleines edles und vor allem diskretes Hotel außerhalb der Stadt – fernab von Menschen, die ihnen gefährlich werden konnten. Das war Elisas größte Sorge. Niemand dürfte jemals von ihrer Affäre erfahren. Es wäre das gefundene Fressen für die Medien gewesen, sie hatte schon die Schlagzeile vor sich gesehen:
„Pharma-Erbin hat Sex-Beziehung mit Ex-Entführer“
Der Schaden für die Firma wäre immens gewesen, viel schlimmer aber wäre ihr persönlicher Untergang. Basti hätte es ihr nie verzeihen. Zurecht. Und wenn er dann auch noch die Wahrheit über ihre Tochter erfahren würde. Das wäre das Ende von allem, da war sich Elisa sicher.
Also hieß es, unter allen Umständen stets Vorsicht walten zu lassen. Sie reisten nie gemeinsam an, verließen nie gemeinsam das Zimmer und ließen sich außerhalb des Zimmers nie gemeinsam irgendwo sehen. Die Rechnungen beglichen sie abwechselnd. Er bestand darauf.
Elisa hatte das Fach gewechselt. Sie war von der Meisterin des Vortäuschens zur Meisterin des Fremdgehens geworden.
Nicht nur, dass sie sich ein separates Konto zugelegt hatte, sie hatte auch ein weiteres Handy – nur für ihn. Auch wenn sie Telefonate mit ihm vermied, nutzte sie es um Kurznachrichten mit ihm auszutauschen. Hauptsächlich aber, um ihm kurzfristig abzusagen, wenn Amelie krank war.
Was blieb, war das schlechte Gewissen. Manchmal redete sie sich ein, Zeit mit dem Vater ihrer Tochter zu
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