Fesselnde Liebe - Teil 2
Karrys Biografie arbeiten! Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer sein Werk so gut kennt wie du. Wahrscheinlich nicht mal er selbst. Das ist irre! Wir sollten das feiern, aber ich bin echt zu müde heute ...« Sie gähnt noch einmal, und ich winke ab.
» Schon gut. Ich kann‘s noch nicht wirklich glauben, bevor ich nicht mit meinem Prof gesprochen habe. Aber wenn das stimmt, dann feiern wir. Versprochen!«
Cat schlurft in ihr Zimmer und lässt mich in der Küche zurück. Nachdenklich starre ich auf den Brief, dessen Inhalt mir vorkommt wie eine Hiobsbotschaft, obwohl ich mich darüber freuen sollte.
Ich kann es Cat nicht sagen, doch ich bin mir sicher, dass Adrian seine Finger im Spiel hat. Er hat mich schon einmal mit John Karry nach London gelockt. Und als wäre das alles nicht genug, finde ich auf meinem Handy auch noch eine anonym verschickte SMS, als ich es im Bett noch einmal in die Hand nehme. Diesmal bin ich mir fast sicher, dass die Botschaft für mich bestimmt ist. Und etwas mit Adrian zu tun hat.
Großer Gott, worauf habe ich mich da nur eingelassen?
5
Ich habe Probleme, mich auf meine Abschlussarbeit zu konzentrieren, weil meine Gedanken ständig abschweifen. Ich denke nicht an die bevorstehende Theaterpremiere, bei der ich Greg wieder küssen muss. Sogar das Foto, das Gaby auf der Facebook-Seite des Theaters von den Proben gepostet hat, war mir egal, obwohl es einige blöde Kommentare von Gregs Fanclub dazu gab. Cat hat sie für mich kommentiert und diverse Blondies in die Schranken gewiesen, aber ich konnte mich gar nicht darüber freuen.
Das Schlimmste jedoch ist, dass ich vor lauter Verwirrtheit Cats blödsinnigem Vorschlag zugestimmt habe, Jonathan zu treffen. Verkleidet und an einem Ort, an dem er mich ihrer Meinung nach niemals erwarten und daher auch nicht erkennen wird.
»Bist du bereit?«
» Wozu?« Ich nehme die Brille ab und sehe von meiner Hausarbeit auf, die um eine erbärmliche halbe Seite angewachsen ist.
» Jonathan! In zwei Stunden trefft ihr euch!« Cat sieht aus, als hätte sie sich zu einem Empfang im Londoner Dungeon zurechtgemacht.
Stirnrunzelnd betrachte ich ihre Maskerade. »Gehst du etwa mit?«
» Nein, natürlich nicht! Aber ich bin gerne vorbereitet, falls es zum Notfall kommt.«
Notfall ? Glaubt sie, dass ich ohnmächtig werde oder mich übergeben muss, oder was? Mir ist völlig schleierhaft, wovon sie da gerade redet, doch ich bin auch nicht wirklich bei der Sache.
Während sie an meinen Haaren herumziept und diese so eng an den Kopf flechtet, dass ich zwischendurch laut fluche, gibt sie mir Instruktionen für das Treffen. Nicht zu viel reden (okay, kann ich). Schon gar nicht über Cat sprechen (auch kein Problem). Verführerisch lächeln (ähm ...). Möglichst viele Fragen stellen (wie das zu Punkt 1 passen soll, ist mir ein Rätsel, aber ich werde mich bemühen, das irgendwie auf einen Nenner zu bringen).
Nachdem sie mir eine langhaarige, schwarze Perücke mit wilden Locken auf den Kopf gesetzt und wir uns zehn Minuten lang vor Lachen auf dem Boden gewälzt haben, macht sie sich über mein Gesicht her. Ihr Make-up-Koffer wirkt wie eine Kriegsausrüstung, und als ich mein neues Ich im Spiegel betrachte, weiß ich auch, warum. Es ist eine Kriegsausrüstung, und ich sehe aus wie nach einer entsetzlichen, blutigen Schlacht.
» Ist das dein Ernst?«, frage ich skeptisch und beobachte meine neuen buschigen Augenbrauen, die zu tanzen scheinen, während ich spreche. Nicht mal meine Mutter würde mich in diesem Aufzug erkennen! »So kann ich doch nicht auf die Straße gehen, Cat! Halloween ist erst im Oktober!«
» Keine Sorge. Da kommt ja noch die Maske über die Augen ...«
Sie nimmt eine filigrane Augenmaske aus zerbrochener Spitze und steckt das zusammengeknotete Band mit Haarnadeln an der Perücke fest, damit es besser hält. Okay, jetzt könnte ich auch zum Casting für einen Tarantino-Film gehen. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, während ich mich im Spiegel betrachte. Mein grüner Bademantel passt überhaupt nicht dazu, aber natürlich hat Cat ein entsprechendes Outfit für mich vorbereitet. Als sie es stolz aus dem Schrank zieht und mir präsentiert, verschlägt es mir die Sprache.
»Nein, wirklich nicht!«
Schwarzer Lack. Kurz. Eng. Obwohl es an meinem dünnen Körper vermutlich nicht so eng sitzen wird wie an Cats üppigen Rundungen, es sei denn, sie hat es speziell für mich gekauft. Wovon ich nicht ausgehe.
»Warte, ich hab was
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