Fessle mich!
und streichelte Leos Wange. Sie fühlte sich rau und ein wenig stoppelig an, und Macy bekam eine Gänsehaut. Ganz langsam führte sie die Hand weiter über sein Kinn und seinen Hals, bis ihre Finger den Hemdkragen erreichten und behutsam begannen, den Knoten der Krawatte zu lösen.
“Na los, Leo”, flüsterte sie ihm dabei ins Ohr. “Ich weiß, dass sogar du lächeln kannst. Du besitzt alle Muskeln, die man dafür braucht, auch wenn du sie nur selten benutzt.”
Leo tat, als hätte er nicht gehört. Macy ließ sich davon nicht entmutigen. Frech schob sie den Zeigefinger in die Lücke zwischen Hemdkragen und nackter Haut und kraulte seinen Hals. “Komm schon”, lockte sie weiter, “ich würde mich mit einem klitzekleinen Grinsen zufriedengeben.”
Nichts, keine Antwort, kein Lächeln, gar nichts! Macy hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Sie hatte gehofft, wenigstens die Andeutung eines Lächelns zu entdecken, aber vergebens. Ausdruckslos und starr erwiderte er ihren Blick. Tja, dann würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als ganz tief in die Trickkiste zu greifen. Chloe zum Beispiel schwor auf Schmollen, also zog Macy einen Flunsch und schob gleichzeitig Leos Mundwinkel mit dem Daumen ein wenig nach oben. Nichts! Es war zum Aus-der-Haut-Fahren!
Ein letzter Versuch: Mit den Fingerspitzen strich Macy sanft über Leos fest aufeinander gepresste Lippen. Sie beugte sich so weit vor, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten, und wisperte so leise, dass nur er es hören konnte: “Ein klitzekleines Lächeln, Leo, bitte!”
Da spürte sie es. Leos Augen blitzten kurz auf, und Macy fühlte, wie er unter ihr hart wurde. Jetzt lief es ihr heiß über den Rücken. Was sollte sie bloß tun? Aufspringen, um dieser peinlichen Situation so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten? Oder sitzen bleiben und die überraschende Wendung, die die Dinge genommen hatten, noch eine Weile auskosten? Sie beschloss, fürs Erste stillzuhalten und abzuwarten. Zumindest würde auf diese Weise vor dem Rest der Gruppe verborgen bleiben, was sie selbst so deutlich fühlte. Sie sah Leo fest an und versuchte, ihm mit den Augen eine Botschaft zu übermitteln. Vertrau mir, funkte sie, gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln.
Plötzlich tat Leo etwas vollkommen Unerwartetes: Er lächelte. Er verzog nicht einfach die Mundwinkel oder schnitt eine Grimasse, nein, er strahlte über das ganze Gesicht. Es war ein breites, offenes Lächeln, das Macys Pulsschlag beschleunigte. Und damit nicht genug: In dem Moment, als Macy triumphierend die Beine über die Armlehne schwingen und aufstehen wollte, nahm Leo ihren Kopf in beide Hände – und küsste sie.
Oh, Mann. Küssen konnte er, das musste der Neid ihm lassen! Macy konnte gar nicht genug davon bekommen. Er knabberte an ihren Lippen, spielte mit ihnen und streichelte sie erst sanft, dann immer stürmischer. Sein Mund schmeckte nach Bier und nach Barbecue und machte Appetit auf mehr.
Natürlich wusste Macy genau, dass sie nie in den Genuss einer Fortsetzung kommen würde. Der Kuss an sich war bedeutungslos. Leo wollte ihr und den anderen auf diese Art beweisen, dass er zwar kein Spielverderber war, sich aber auch nicht kampflos geschlagen gab. Keine besonders sportliche Einstellung, fand Macy, aber sie war viel zu sehr bei der Sache, um zu protestieren. Es musste eine halbe Ewigkeit her sein, dass sie zum letzten Mal so geküsst worden war. Sie hatte beinahe vergessen, wie schön das sein konnte. Heiße Lust durchströmte sie …
Moment mal. Heiße Lust? Das durfte doch nicht wahr sein!
Abrupt löste Macy sich von Leos Lippen. Einen Moment lang hatte sie völlig vergessen, auf wessen Schoß sie hockte.
Das Publikum tobte wie wild, aber Macy ignorierte den Lärm. Forschend blickte sie in Leos Gesicht. Er lächelte noch immer. Seine Lippen schimmerten feucht, und seine Augen glänzten. Leider kannte sie ihn zu wenig, um zu beurteilen, ob er den Applaus genoss oder eine Mordswut hatte.
Und wenn schon, dachte Macy. Soll er ruhig ein wenig schmoren. Schließlich hatte er es darauf angelegt. Zugegeben, ganz unschuldig war sie an der Sache nicht. Aber sie hatte nur versucht, ihre Rolle zu spielen. Sie hatte sich nichts vorzuwerfen. Sie beugte sich vor und sagte leise: “Ich denke, ich habe gewonnen.”
“Gewonnen? Du?”, rief Leo aus, so laut, dass es Macy in den Ohren dröhnte. “Dass ich nicht lache!”
“Na, hör mal”, entgegnete sie heftig. “Ich hab bekommen, was ich
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