Fessle mich!
du verwechselst da etwas. Das Spiel, bei dem sich möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Platz zusammendrängen, heißt ‘Twister’. Das spielen wir ein andermal. Sei so gut und lass den armen Kerl am Leben. Wir brauchen ihn noch.”
“So macht’s aber viel mehr Spaß”, schmollte Lauren und schmiegte sich noch dichter an ihren Partner, der sich dadurch nicht sonderlich beengt zu fühlen schien. Wenn Macy richtig gesehen hatte, hatte er die Hände bereits unter Laurens Bluse geschoben.
Was soll’s, dachte Macy. Sollen sie ihren Spaß haben. Lange wird der Friede nicht währen. Sie seufzte bekümmert. “Nachdem ohnehin kein Mensch meine Anweisungen befolgt, schlage ich vor, dass wir alle erst mal unsere Partner suchen. Oder besteht ihr darauf, dass ich euch zuerst die Regeln erkläre?”
“Ich möchte jetzt meinen Partner suchen!”, rief Melanie und hob den Arm. “Genau”, ergänzte Sydney, und auch Ray stimmte dafür. Jess nickte zustimmend, nur Leo hielt es anscheinend für unter seiner Würde, seine Meinung freiwillig kundzutun.
“Ich nehme an, du schließt dich der Allgemeinheit an?”, fragte Macy mit schneidendem Ton. Sie war wütend auf sich selbst. Der Kerl brachte sie auf die Palme, selbst wenn er gar nichts tat.
“Nicht grundsätzlich. In diesem Fall allerdings kommt mir der Wunsch der Mehrheit sehr entgegen.” Leo prostete ihr mit seiner Flasche zu und trank einen Schluck. Wieder bewegte er sich wie in Zeitlupe und ließ Macy dabei keine Sekunde aus den Augen.
Macy konnte keinen Finger rühren. Sie kam sich vor wie unter Hypnose! Er hatte kaum etwas getan, und doch hatte er sie völlig in seinen Bann geschlagen. Wie machte er das bloß? Es kostete sie ungeheure Anstrengung, die Selbstbeherrschung wiederzufinden. Aber er sollte nicht glauben, dass er ungestraft davonkommen würde. Sie räusperte sich und fragte mit einem trügerischen Lächeln: “Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen einem Anwalt und einem Geier?”
“Der Geier kann seinen Kragen nicht ablegen”, erwiderte Leo wie aus der Pistole geschossen.
Macy fluchte leise. Der Einzige, der den Witz anscheinend noch nicht gehört hatte, war Eric. Er krümmte sich vor Lachen oder vor Schadenfreude, so genau wollte das Macy im Moment gar nicht wissen. Sie hatte Besseres zu tun. Leo hatte die Flasche wieder an die Lippen gesetzt und ließ sie die elegante, sicherlich unbezahlbare Armbanduhr bewundern, die er an einem schwarzen Lederriemen um das Handgelenk trug. Vermutlich eine Sonderanfertigung aus der Haut eines Gegners, dem er das Fell über die Ohren gezogen hatte. “Wie ich sehe, hast du bereits die Ärmel hochgekrempelt. Auf dem Gebiet der Schlammschlachten bist du vermutlich ebenfalls ein gefragter Experte”, spottete sie.
“Normalerweise versuche ich mich gütlich mit dem Feind zu einigen.”
Macy knirschte mit den Zähnen. Dass er immer das letzte Wort haben musste! Sie hob die Stimme. “Okay, dann wollen wir mal sehen, wer mit wem spielt.”
Ausnahmsweise stimmte Eric ihr zu. “Genau! Meine Partnerin wird langsam unruhig.” Er beugte sich über Chloe und murmelte in ihr Haar: “Ich glaube, dieses Spiel ist ganz nach meinem Geschmack.”
Sie sah ihn strafend an. “Aber schließ bitte nicht von dir auf andere, Herzchen. Wenn du denkst, dass du leichtes Spiel hast, nur weil ich ein bisschen kleiner bin als du, dann hast du dich gewaltig geirrt.” Sie tätschelte herablassend seine Wange.
Macy hatte die beiden beobachtet. Eric konnte einem fast ein wenig leid tun, aber eben nur fast. Ihre Sympathie galt eindeutig der Freundin. Trotzdem war sie gespannt, was aus den beiden werden würde. An ihnen bewies sich die alte Weisheit, dass Liebe und Hass eng beieinanderliegen.
Macys Gedanken wurden dadurch unterbrochen, dass Sydney vortrat und sich in den ersten Kreis stellte. Melanie folgte ihr und begab sich unter den vierten Scheinwerfer. Jetzt mussten die Männer Farbe bekennen. Ray biss als Erster in den sauren Apfel. Er faltete sein Blatt auf, las die Nummer und gesellte sich daraufhin zu Sydney. Mit seinem dunklen Teint, dem kräftigen Körperbau und der nachlässigen Art, sich zu kleiden, bildete er einen reizvollen Kontrast zu der klassischen Eleganz seiner Partnerin. Auch dieses Paar ergänzte sich perfekt, und Macy spürte einen Anflug von Neid.
Nur noch zwei Männer ohne Partnerin! Macys Herz schlug plötzlich bis zum Hals. Nur keine Panik, beschwor sie sich. Noch ist nichts
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