Fessle mich!
unter Androhung von Gewalt. Selbst nachdem sie den Fragebogen endlich akzeptiert hatte, unternahm sie noch einen letzten Vorstoß, um sich doch um die Teilnahme an diesem Spiel zu drücken.
“Macy, Schätzchen”, maulte sie, “wir testen das Spiel für deine nächste
Girl Gear
- Kolumne. Aber was habe ich davon, wenn ich mich für diesen Unsinn hergebe? Erzähl mir nicht, dass du plötzlich Stammkundin für meine Kosmetika und Accessoires wirst! Bei deinem Aussehen brauchst du keinen einzigen Artikel aus meinem Sortiment.”
“Nur zu deiner Information, Chloe”, entgegnete Macy spitz, “dieses Aussehen kommt mich teuer zu stehen. Deine Feuchtigkeitscremes, Lotionen, Peelings und Reinigungsmittelchen verschlingen ein Vermögen.”
“Na schön”, gab Chloe zu. “Und wie sieht’s mit Accessoires aus?”
Macy streckte ihr die Zunge heraus. “Wie schon? Wahre Eleganz verzichtet auf unnötiges Beiwerk.” Ihre Schlagfertigkeit wurde mit schallendem Gelächter belohnt.
Macy blickte sich um. Ihre drei letzten Opfer, Eric, Leo und Ray, hatten sich um die Zinkwanne versammelt und bewachten das eisgekühlte Bier. Sie ging zu ihnen und streckte ihnen die Blätter aufgefächert hin. “So, meine Herren, ziehen Sie eine Karte, versuchen Sie Ihr Glück.” Keine Reaktion. Macy schüttelte den Fächer. “Na los, es gibt nur noch drei Zettel. Derjenige, der sich als Erster erbarmt, hat noch eine gute Chance, die Dame seiner Wahl zu ziehen.”
Immer noch nichts. Eric wich sogar einen Schritt zurück und suchte auf der Armlehne des Sofas Schutz. Junge, Junge, dachte sie bei sich, die Herren sprühen nicht gerade vor Begeisterung. Vielleicht sollte ich langsam den Beruf wechseln. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie zog das erstbeste Blatt heraus und stopfte es in die Brusttasche von Erics Hemd. Den nächsten Zettel hielt sie dem widerspenstigen Ray hin und reichte den letzten schließlich an Leo weiter.
Leo zögerte. Im Schneckentempo streckte er die Hand aus und griff zu. Obwohl seine langen, kräftigen Finger Macys Hand nicht einmal streiften, musste sie plötzlich daran denken, wie warm sich seine Haut angefühlt hatte. Sie spürte ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch, aber gleichzeitig packte sie die Wut. Konnte der Typ nicht mal ein einfaches Blatt Papier entgegennehmen, ohne gleich einen Riesenakt daraus zu machen? Er zierte sich, als enthielte der Zettel ein unmoralisches Angebot oder etwas ganz Persönliches, etwas, das sie ihm nicht aus freien Stücken überlassen wollte. Wenn der wüsste! Sie würde ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Plötzlich stutzte sie. War sie noch ganz bei Trost? Betont munter meinte sie: “Tja, Leo, du musst wohl nehmen, was übrig bleibt.”
Ungerührt faltete Leo das Papier noch einmal und steckte es in die Tasche seines blütenweißen Hemdes. “Wer weiß, vielleicht erhalte ich ja eine zweite Chance, mich mit dir zu messen.” Er sah ihr direkt in die Augen.
Macy hatte das Gefühl, als würde sein Blick sie durchbohren. Sie fröstelte. Was für ein Blick! Was für Augen! Und erst seine Stimme! Eine zweite Chance! Er hatte den drei kleinen Worten einen ganz eigenartigen Unterton verliehen. Zu schade, dass sie sich nicht die Möglichkeit offen gehalten hatte, sich ihren Partner auszusuchen. Sie seufzte tief und hob bedauernd die Schultern. “Das hast du dir leider selbst zuzuschreiben.”
“Wie meinst du das?”
“Nun, das ist mein Spiel. Ich mache die Regeln. Wenn ich geahnt hätte, dass dir so viel an meiner Gesellschaft liegt, hätte ich selbstverständlich dafür gesorgt, dass wir ein Team sind.” Macy konnte kaum glauben, was sie da sagte. Dieser Mann brachte sie völlig durcheinander.
“Jetzt überraschst du mich aber wirklich! Du hättest tatsächlich gemogelt?”
“Man tut, was man kann! Viel Glück!” Macy deutete mit dem Zeigefinger auf seine Brusttasche.
“Danke, aber das werde ich nicht brauchen.”
“Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast. Ich an deiner Stelle wäre nicht ganz so vorlaut.” Macy warf einen raschen Blick auf ihre Mitstreiterinnen und unterdrückte ein schadenfrohes Grinsen. Der gute Leo würde sein blaues Wunder erleben, wenn er sich einbildete, mit einer von ihnen leichtes Spiel zu haben.
Jetzt wurde es ernst! Macy hatte ihre eigene Liste in den Bund ihrer Caprihose gesteckt und zog sie nun hervor. Laut bat sie um Ruhe. “Achtung, bitte! Jeder von euch hält nun ein Blatt
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