Fessle mich!
vergewissern, ob er auch wirklich trocken war. Die Teile, mit deren Zustand sie zufrieden war, warf sie sich über den Arm, zwei BHs jedoch hängte sie auf die Handtuchstange zurück. Sollte Lauren ruhig schimpfen. Sie hatte kein Recht, sich zu beklagen. Ließ alles stehen und liegen, um Anton nach Hause zu begleiten, und die liebe Macy konnte zusehen, wie sie zurechtkam.
Macy unterdrückte einen Anflug von Neid und versuchte, das Ausmaß des Chaos in der Wohnung abzuschätzen. Im Grunde war sie froh, allein zu sein. Beim Aufräumen konnte sie in aller Ruhe über die Party nachdenken, und wenn sie endlich fertig war, wäre sie hoffentlich so erschöpft, dass sie sofort einschlief. Falls nicht, musste sie eben wieder auf die altbewährten Mittel wie Toiletten putzen, Fußböden wachsen und Balkon fegen zurückgreifen.
Das Deckengemälde in ihrem Schlafzimmer war auch noch nicht ganz fertig. Wenn es also wirklich hart auf hart käme, würde Macy sich einfach aufs Bett legen, an die Decke starren und eine Liste der Kreaturen anlegen, die Lauren hinzufügen musste, sobald sie zurückkam. Was fehlte eigentlich noch? Ein Delfin? Oder eine Schildkröte? Oder doch lieber die Meerjungfrau? Irgendetwas würde Macy schon einfallen, um nicht daran denken zu müssen, dass sie einsam und verlassen im Loft zurückgeblieben war.
Ich könnte auch meinen Webbeitrag vorbereiten, überlegte Macy und knipste das Licht im Bad aus. Wie, zum Beispiel, kann ich meinen Leserinnen die Schnitzeljagd schmackhaft machen? Ohne die Aussicht auf eine Belohnung hätten sich die Versuchspersonen schlichtweg geweigert, Zeit für ein Spiel zu opfern, dessen Zweck ihnen zunächst schleierhaft war. Außerdem wurde die Schnitzeljagd erst richtig spannend, wenn die Spieler einander völlig fremd waren und auf ein Date hoffen konnten. Und das Spiel musste zügiger ablaufen. Das war die Lösung! Sie würde sich Aufgaben ausdenken, die an einem Abend gelöst werden konnten, und auf den Zweikampf verzichten. Es würde viel lustiger werden, wenn man die Geheimnisse vieler Leute herausfinden müsste.
Andererseits besaßen beide Varianten ihre Vorzüge. Die längere Version gab den Partnern Zeit, sich wirklich kennenzulernen. Die Kurzfassung dagegen zielte darauf ab, mit möglichst geringem Zeitaufwand möglichst viele Leute zu testen. Oder sollte sie beide Varianten vorstellen? Natürlich, sie würde diesmal ein Two-in-One-Spiel präsentieren!
Voller Elan stürmte Macy an ihren Schreibtisch. Jetzt musste sie sich nur noch den Kopf darüber zerbrechen, wie sie das Konzept so geschickt verpacken konnte, dass sie mit einer Idee zwei Beiträge für ihre Webseite abdecken konnte. Das war vermutlich das Komplizierteste an der Sache. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sydney das akzeptieren würde. Gut, dass sie, und nicht Macy, das Unternehmen leitete. Macy hätte sich schon längst gefeuert. Welche Firma konnte sich Angestellte leisten, die das ganze Leben als Spiel betrachteten?
Plötzlich horchte sie auf. War das nicht der Aufzug? Hatte Lauren sich wegen des Spiels bereits mit Anton in die Haare gekriegt? Dann nichts wie weg!
Der Aufzug stoppte, die äußere Tür ruckelte auf, die Kabinentür glitt zurück – und Macy erkannte mit einem Schlag, dass selbst eine wutentbrannte, auf Rache sinnende Lauren in diesem Fall das kleinere Übel gewesen wäre. In dem Metallkäfig stand kein anderer als ihr stets korrekt gekleideter, überaus attraktiver Rechtsberater. Er hatte die Hände in die Taille gestützt, lehnte mit gesenktem Kopf an der Rückwand der Kabine und studierte konzentriert die blitzblank geputzten Spitzen seiner schwarzen Schuhe. Seine goldenen Manschettenknöpfe glänzten, und sogar der Knoten seiner Krawatte saß wieder so, wie es die Modemagazine für den eleganten Herren vorschrieben. Er sah aus wie aus dem Ei gepellt, und es juckte Macy in den Fingern. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und abgeleckt … ähm, ordentlich zerrupft.
Als er aufsah und sich ihre Blicke kreuzten, kribbelte es in Macys Bauch. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Gab es denn kein Gesetz, dass es ihm verbot, sie so anzusehen?
Ohne ihre Aufforderung abzuwarten, trat Leo in die Wohnung. Hinter ihm schloss sich die schwere Metalltür mit einem dumpfen Knall. Er wandte sich um und verriegelte sorgfältig das Eisengitter. Jetzt waren sie allein, ganz allein – auf Macys Terrain. Sie saß in der Zwickmühle. Sollte sie nun zuckersüß oder
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