Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
versprochen, alles. Doch selbst wenn sie hätte schreien wollen, war ihre Kehle so ausgedörrt, dass sie kaum mehr als ein Krächzen hervorgebracht hätte. Isabel nickte mit weit aufgerissenen Augen.
Ganz langsam löste sich seine Hand, die so schwer auf ihren Lippen gelegen hatte, von ihr. Sie schnappte nach Luft, atmete verzweifelt ein und aus. Die Panik schwappte wie bittere Galle in ihr hoch.
»Es tut mir leid«, murmelte er.
Sie wollte die Hand nach dem Wasserglas auf ihrem Nachttisch ausstrecken, das dort immer stand. Er verstand ihr Zerren an den Fesseln und ihren Blick richtig und nahm das Glas vom Nachttisch. Mit der anderen Hand stützte er ihren Kopf, als er ihr schweigend ein paar Schlucke Wasser einflößte.
Isabel hustete, weil sie zu gierig trank.
Seine Fürsorge war beunruhigend. Ein Zittern lief über ihre nackte Haut. Sie hätte gerne vergessen, dass sie nur mit T-Shirt und Slip bekleidet vor ihm lag. Ihm wehrlos ausgeliefert war, wenn er wollte.
Doch etwas an ihm ließ sie daran zweifeln, dass er ihr wirklich weh tun wollte. Seine Stimme … Er klang so besorgt. Und seine Finger, die tröstend über ihren Hals strichen, nachdem sie ihren Durst gestillt hatte.
Isabel hätte sich gerne aufgesetzt, doch noch immer schnitten die Fesseln in ihre Haut. Sie ruckelte daran, doch er schüttelte stumm den Kopf.
»Bitte«, flüsterte sie. »Ich spüre meine Hände schon gar nicht mehr.«
»Tut mir leid«, wiederholte er. Jetzt stand er auf und trat zwei Schritte zurück. Zurück in die Dunkelheit ihres Zimmers. Er ließ sich auf dem Sessel nieder und beobachtete sie. Als hätte nicht sie Angst vor ihm, sondern umgekehrt.
»Wer sind Sie?« Ihre Stimme war nur ein raues Flüstern.
»Ausgerechnet die Frage kann ich dir nicht beantworten.« Er seufzte und lehnte sich zurück.
»Sie wollen sie nur nicht … beantworten.« Isabel keuchte. Ihr Hals fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einer grobkörnigen Feile abgeraspelt. Aufgeraut und wund.
»Noch etwas Wasser?«, fragte er. Seine Besorgnis stürzte sie erneut in Verwirrung. Was kümmerte es ihn, ob sie Durst hatte?
»Was wollen Sie von mir?«
Er kniete wieder neben ihr und flößte ihr ein paar Schlucke Wasser ein. Erst dann antwortete er: »Ich will gar nichts von dir. Ich hatte einen Auftrag.« Er wich ihrem Blick aus.
Isabel verschluckte sich. Ein paar Tropfen Wasser rannen von ihrem Mundwinkel herab und hinterließen eine Spur auf ihrem Hals. Sie erschauderte. Es fühlte sich gut an …
»Was für einen … Auftrag?«
Er schwieg so lange, dass Isabel schon glaubte, nie eine Antwort zu bekommen.
Dann stand er auf, trat ans Fenster und schob die Gardine ein Stückchen beiseite. Es wurde bereits heller. Bald schon könnte sie wenigstens seine Augenfarbe erkennen, könnte die Gesichtszüge unter der Skimaske erahnen, vielleicht ergab sich eine Möglichkeit, ihm dieses Ding vom Kopf zu reißen …
»Mein Auftrag war, dich zu finden und …« Er sprach nicht weiter, aber sie ahnte, was er sagen wollte.
Er sollte mich finden und umbringen.
Im ersten Augenblick konnte sie seine Worte nicht fassen. Doch dann begriff sie. Darum war er in ihre Wohnung eingedrungen. Nur aus diesem Grund hatte er sie außer Gefecht gesetzt und sie an ihr eigenes Bett gefesselt.
Sie schloss für einen Augenblick die Augen. »Dann tun Sie’s halt«, wisperte sie müde. »Und hören Sie auf, mich in Sicherheit zu wiegen.«
Erst brachte er sie in seine Gewalt, dann wiegte er sie mit seinem Gerede in Sicherheit, um sie anschließend umzubringen?
»Nein, nein, du verstehst mich falsch.« Er war mit zwei Schritten wieder an ihrem Bett und setzte sich zu ihr. Seine Hand glitt zu ihren gefesselten Händen und berührte sie geradezu zaghaft. Als wüsste er nicht, ob es ihr behagte, wenn er sie berührte.
Das Erstaunliche war, dass bei all dem Schrecken, den er ihr bereitete, von seinen Berührungen etwas Tröstliches ausging. So verhielt sich kein Mörder, der bereit war, im nächsten Moment seinen schmutzigen Auftrag zu vollenden. Tapfer erwiderte Isabel seinen überraschend besorgten Blick.
»Ich sagte doch, dass mein Auftrag war, dich ausfindig zu machen. Dich töten … das könnte ich nicht. Ich glaube, ich wusste es von Anfang an, dass ich es nicht tun könnte.«
»Aber warum …«
»Warum ich dich finden sollte?« Wieder schwieg er lange. So lange, dass Isabel bereits kurz vorm Einschlafen war. »Mein Auftraggeber hat sich den Falschen für diesen
Weitere Kostenlose Bücher