Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
Angst.«
»Vielleicht.«
»Darf ich fragen, wovor?«
Isabel zögerte. »Liebe?«
Sie kam sich dumm vor. Liebe war vermutlich für Sonja und die anderen kein Argument. Wer so gerne den verschiedenen sexuellen Spielarten frönte, hatte keinen Sinn für die Liebe.
Doch sie täuschte sich.
»Liebe … Das klingt schön, nicht wahr? Du weißt sicher, dass André und ich das einzige verheiratete Paar in unserer Runde sind. Pia ist auch verheiratet, aber ihr Mann und sie leben schon lang genug getrennt, dass sie beide es vermutlich vergessen haben. André und ich teilen nicht immer das Bett. Er ist frei, mit anderen Frauen Spaß zu haben. Ich halte es ebenso. Was denkst du – führen wir eine glückliche Ehe?«
»Ihr macht auf mich einen zufriedenen Eindruck«, sagte Isabel vorsichtig. Die beiden hatten auf der Party wie zwei verliebte Teenager gewirkt.
»Wir sind auch glücklich. Weil wir einander die Freiheit zugestehen, unsere Lust so zu erleben, wie wir es uns wünschen. Natürlich will ich oft mit André ficken. Seinen Körper spüren. Aber manchmal ist mir eben danach, einen anderen Mann in mir zu haben.« Sie beugte sich herüber. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Und manchmal will ich die Muschi einer anderen Frau schmecken.«
Sie lehnte sich zurück und griff nach dem Latte-macchiato-Glas, ohne Isabel aus den Augen zu lassen.
Isabel hielt Sonjas Blick stand.
»Dann ist das also kein Betrug«, sagte sie bedächtig. »Wenn man mit anderen vögelt, obwohl man fest an jemanden gebunden ist?«
»Wenn beide sich einig sind, geht das. Wir sind ja nicht aneinandergefesselt.«
Isabel seufzte. Nein, mit dem Fremden war sie sich in dieser Angelegenheit überhaupt nicht einig. Aber wer weiß … wenn es heute Abend wirklich so wurde, wie ihre ersten beiden Begegnungen es ihr versprachen, konnte sie durchaus auf andere Männer verzichten. Sie würde es sogar mit Freuden tun. Denn bei ihm hatte sie das Gefühl, es ginge nur um sie. Und nicht darum, möglichst oft zu vögeln.
Ihre Nervosität nahm zu. Und wenn es nicht so war, wie sie es sich wünschte? Erhoffte?
Dann waren immer noch Johannes und Bastian da. Sogar Sonja und André machten ihr ein unmoralisches Angebot. Nein, langweilig würde ihr nicht werden. Sie hoffte aber, dass sie nach diesem Abend wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Sie hoffte, ihm nicht nur in die Augen zu blicken, sondern auch seinen Namen zu erfahren. Sie wollte ihn nicht nur schmecken, spüren, riechen, hören, sondern alles über ihn erfahren.
Isabel ahnte, dass er etwas dagegen haben würde.
Du wirst abgeholt. Um acht.
Mehr stand nicht auf dem Zettel, den Isabel aus dem Briefumschlag zog. Der Concierge hatte ihr den Umschlag überreicht, als sie am frühen Abend das Hotel Atlantic betrat. Außer dem Zettel war der Umschlag leer.
Sie atmete tief durch. Er hatte entschieden. Sie würde da sein.
Bis zu der Verabredung hatte sie noch knapp zwei Stunden. Isabel nutzte die Zeit: Sie nahm ein Bad, rasierte sich sorgfältig und cremte ihren Körper anschließend ein. Ihr gefiel es, ihre Hand über ihre glatte Haut gleiten zu lassen. Kein Härchen. Weich und geschmeidig. Bereit.
Sie wusste, was er von ihr wollte, und sie war nicht in der Position, ihm nicht zu gehorchen. Darum also: Unterwäsche, Strümpfe, darüber ihr Mantel. Sandalen, denn Pumps hatte sie nicht und würde sie sich auch nie kaufen, aber die Sandalen hatten hohe Absätze, die seinen Ansprüchen hoffentlich genügten.
Dann war es Viertel vor acht. Sie ging hinunter in die Hotellobby. Der Concierge telefonierte gerade, doch als er sie kommen sah, legte er auf und kam ihr entgegen.
»Ihr Wagen wartet bereits«, sagte er und geleitete sie nach draußen.
Isabel spürte, wie sie errötete. Wie er sie musterte … Ob er wusste, dass sie unter dem Mantel nichts außer sündiger Spitze trug? Es wäre schon schlimm genug, wenn er es ahnte … Vermutlich wusste er’s, ja. Er war aber Profi genug, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Vermutlich, so dachte sie, begegnete er in seinem Beruf so manchen Merkwürdigkeiten. Da war das, was sie machte, für ihn ganz normal.
Für sie war es alles andere als normal.
Die dunkle Limousine, die auf Isabel wartete, ähnelte ihrer eigenen. Doch nicht Jorge saß hinter dem Steuer, sondern ein Unbekannter, der sich den Schirm seiner Mütze so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass sie wenig erkennen konnte. Und zählte überhaupt, wer er war?
Na also.
Im Moment zählte
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