Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
verrückt, ein Irrer.
Sie legte das Telefon zurück auf das Sideboard und ging zur Treppe. Langsam schleppte sie sich die Stufen hinauf. Es war, als hingen schwere Bleigewichte an ihren Gliedern, während in ihrer Brust ein wildes Vögelchen tanzte. Ihre Nerven flatterten.
Wie konnte sie verhindern, dass er sich ihr noch einmal näherte? Denn eines war gewiss – sie wollte es nicht. Nein, nein und noch mal nein! Er durfte ihr nie wieder nahekommen. Solange sie nicht wusste, ob er seine Drohungen tatsächlich in die Tat umsetzen würde, konnte sie ihm nicht mehr vertrauen …
»Hast du einen Moment Zeit?«
Genervt drehte Isabel sich zu Johannes um. Was wollte er denn von ihr? Störte es ihn etwa, dass sie ihm heute Abend die kalte Schulter zeigte?
Die Party war im vollen Gange, und Isabel genoss die Komplimente, die ihr die Gäste machten. Sie musste zugeben, dass sie in dem dunkelroten Korsagenkleid wirklich unwiderstehlich aussah. Doch auf Johannes war sie seit dem Mittagessen vor ein paar Tagen ein bisschen wütend, und das ließ sie ihn auch spüren. Er hatte in ihr das Misstrauen gesät. Zwar hatte sie sich davon gestern Abend nicht in ihrem Verhalten beeinflussen lassen – sie hatte gar keinen Gedanken an Johannes’ Worte verschwendet –, aber der nächtliche Anruf hatte neben der Angst auch einen Zorn auf Johannes erweckt, denn sie fühlte sich von ihm manipuliert, und das mochte sie ganz und gar nicht.
Zumindest nicht von ihm. Denn ihr war schon bewusst, dass der Unbekannte sehr manipulativ vorging, um das zu bekommen, was er wollte. Da sie dasselbe wollte – göttlichen Sex mit einem Fremden, der seine Identität geschickt vor ihr verbarg –, ließ sie es sich von ihm jedoch gefallen.
»Wo ist eigentlich Bastian?«, fragte sie, um ihn abzulenken.
»Keine Ahnung. Er kommt wohl später. Hör mal, Isabel …«
Sie seufzte. Sie ahnte, was jetzt kam.
»Willst du mir etwa eine Szene machen?«, flüsterte sie und entfernte sich mit diesen Worten ein paar Schritte von Marie und Sonja, mit denen sie gerade ausgelassen und eher scherzhaft über das Thema gesprochen hatte, wie es wohl wäre, einen Liebhaber zu haben, dessen Identität man nicht kannte. Isabel hatte das Thema ganz bewusst angesprochen, und die Reaktionen waren, wie sie es vermutet hatte: Marie lief dunkelrot an und murmelte, das käme für sie auf keinen Fall in Frage. Sonjas Augen aber leuchteten auf, und sie malte sich aus, was dieser Fremde mit ihr anstellen konnte.
Hieß das, Isabel war inzwischen eine der Frauen, die sich einfach nahm, was sich ihr anbot? War es nicht das, was Sonja stets lautstark propagierte, weil ihre Ehe nur so spannend blieb? Würde ihre Beziehung mit dem Fremden an Spannung verlieren, sobald sie wusste, wer er war?
»Nein! Wie kommst du denn darauf?« Johannes stritt natürlich alles ab.
Nun, zum Beispiel, weil du mir vor wenigen Tagen eine Szene gemacht hast, dachte sie. Aber sie zuckte mit den Schultern. »Hätte ja sein können.«
»Du meinst wegen Bastian und dir? Ach, mein Gott, ihr seid erwachsen. Nein, ich will dir etwas zeigen.«
Er nahm Isabels Hand und führte sie die Treppe hinauf zu ihrem Schlafzimmer. Vor der verschlossenen Tür zögerte Johannes.
»Eigentlich wollte ich dir eine Überraschung bereiten«, sagte er. »Aber als ich in dein Schlafzimmer ging … Nun, da fand ich das hier vor.«
Er öffnete mit einem Ruck die Tür und ließ Isabel den Vortritt. Sie machte zwei Schritte in den Raum und blieb stehen.
»Was ist denn hier passiert?«, fragte sie verwirrt.
Der Anblick, der sich ihr bot, war mehr als befremdlich. Jemand hatte ihr Zimmer verdunkelt und an denEcken ihres Betts mehrere Stumpenkerzen arrangiert und entzündet. Der Raum war in goldenes Licht getaucht, und es dauerte einen Moment, bis Isabel all die Details wahrnahm, die dieser Jemand auf und um ihr Bett arrangiert hatte.
Dieser Jemand hatte die Schublade aus ihrem Nachttisch herausgezogen und auf das Bett gelegt. In der offenen Schublade lag eine schwarze Augenbinde neben weichen Seilen, Tüchern und einem Paar Handschellen. Darüber lag eine langstielige rote Rose.
Isabel trat ans Bett. Sie erkannte den Briefumschlag, der an der Schublade lehnte, weil sie schon andere Umschläge dieser Machart bekommen hatte. Sie zögerte, weil Johannes sie beobachtete. Sie wollte die Botschaft nicht in seiner Gegenwart lesen.
»Was ist das?«, fragte er.
»Eine Einladung«, sagte sie leise. Ihre Finger umspielten den
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