Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
hinter ihm herlaufen? Er wäre längst fort.
Aber er würde wiederkommen. Schließlich hatte er es ihr versprochen …
8. K APITEL
Das Gewitter zog in der Nacht immer wieder über die Insel hinweg, klammerte sich an die schmale Landmasse und tobte sich aus. Isabel lag wach in ihrem Schlafzimmer und lauschte auf die Geräusche im Haus; ein leises Knacken, das Rauschen des Regenwassers in den übervollen Traufen und in der Ferne das aufgebrachte Brausen des Meers, das gegen den Strand brandete.
Sie setzte sich auf, schaltete die Nachttischlampe an und nahm ein Buch zur Hand. Sie war müde, aber etwas zerrte an ihren Nerven und ließ ihr keine Ruhe.
In diesem Moment klingelte das Telefon.
Sie ließ das Buch sinken und lauschte. Wer sollte sie nachts um zwei anrufen? Und warum?
Kurz entschlossen warf sie die Bettdecke zurück, schlüpfte in den Bademantel und eilte nach unten. Blitze erleuchteten ihren Weg, als sie in der Dunkelheit die Treppe hinunterlief. Das Telefon lag auf dem Sideboard im Flur. Sie griff danach und rief atemlos in den Hörer: »Hallo?«
»Habe ich dich geweckt?«
Sie erstarrte.
»Wer sind Sie?«, flüsterte sie. Die Stimme war ihr unbekannt, aber das lag daran, dass der Anrufer sie irgendwie verfremdete. Er klang verzerrt, dumpf und wie aus weiter Ferne.
»Bist du allein, Isabel?«
»Wer sind Sie?«, wiederholte sie. Das war ihr unheimlich. Die verzerrte fremde Stimme, die Dunkelheit imHaus und das Gewitter draußen. Das alles gepaart mit der Erinnerung an den Fremden … Konnte es sein, dass sie gerade mit ihm sprach? Rief er sie nun auch schon nachts an, um sie zu einem neuen Abenteuer zu verführen?
»Ich bin nur ein Freund, Isabel. Und in aller Freundschaft will ich dich warnen.«
Sie lauschte.
»Gefällt es dir, wenn du gefesselt wirst? Wenn ich dir einen Knebel in den Mund stopfe, damit niemand deine Schreie hört?«
O Gott. Er war es. Der Fremde.
Ihre Knie wurden weich.
»Gefällt es dir, wenn ich dich ordentlich durchficke? Wenn ich dir den Verstand rausvögele? Das würde dir gefallen, nicht wahr?«
Sie presste den Telefonhörer ans Ohr und lauschte angestrengt. Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne zu ihr, und obwohl er Dinge beschrieb, die sie sich wünschte, nach denen sie sich seit der ersten Begegnung mit dem Fremden gesehnt hatte, waren seine Worte ihr zuwider. Zu grob, geradezu gewalttätig wirkte er plötzlich auf sie, und sie fragte sich, ob Johannes nicht recht gehabt hatte, als er sie vor dem Fremden warnte.
»Würde es dir gefallen, wenn ich dich schlage? Wenn ich dich peitsche, bis deine Haut aufreißt? Wenn ich Salz in deine Wunden streue, damit es noch mehr brennt? Wenn ich heißes Kerzenwachs auf deine Scham tropfen lasse?«
»Nein, nein«, wimmerte sie. »Nicht, tu mir nicht weh …«
Das war nicht der Fremde, wie sie ihn kennengelernt hatte. Das war nicht der Mann, den sie begehrte, ohne je sein Gesicht gesehen zu haben. Etwas hatte ihn verändert, und sie bekam Angst vor ihm. Ja, Angst. Sie konnte es nicht länger ertragen, ihm zuzuhören, doch seineStimme war so eindringlich, dass sie nicht anders konnte, als weiter zu lauschen.
»Wenn du nicht willst, dass ich dir weh tue, verschwindest du besser aus Hamburg«, schloss er. »Denn wenn wir uns begegnen, weiß ich nicht, ob ich mich bremsen kann. Dann will ich sehen, wie du dich unter Schmerzen windest, wie du leidest. Ich will sehen, wie du mich um Gnade anflehst …«
Sie legte auf.
Ihr Herz raste, und sie drückte den Telefonhörer gegen ihre Brust. Sie schnappte nach Luft, hatte das Gefühl, ihr wurde schwarz vor Augen.
Der Fremde war zu einem Monster geworden. Er wusste, wo sie war, lauerte ihr in ihrem Ferienhaus auf, und nachdem er ihr so berauschende Stunden der Lust geschenkt hatte, rief er sie mitten in der Nacht an, bedrohte und verhöhnte sie. Nein, daran war nichts aufregend oder abenteuerlich. Es gab ihrem Liebesspiel einen faden Beigeschmack, und schlimmer noch: Sie spürte Angst, die kalt ihren Rücken hinaufkroch.
Bisher war er immer zu ihr gekommen. Sie war ihm ausgeliefert gewesen und hatte es genossen. Wie sollte sie es jetzt noch genießen, wenn er ankündigte, solche Dinge mit ihr zu tun? Wie sollte sie ihm vertrauen, wenn er sie fesselte? Geilte ihre Angst ihn auf? Schreckte er sie deshalb mitten in der Nacht auf und stieß diese wilden Drohungen aus?
Aber was konnte sie tun, um sich beim nächsten Mal vor ihm zu schützen?
Schlag ihn dir aus dem Kopf. Er ist
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