Fessle mich!: Erotischer Roman (German Edition)
du die Zeit gefunden hast.« Johannes umarmte sie freundschaftlich und betrachtete sie prüfend. »Du siehst schrecklich müde aus. Darf ich dir was anbieten? Kaffee? Hast du Hunger? Wollen wir gleich essen gehen?«
Isabel schüttelte stumm den Kopf. Sie unterdrückte den Impuls, Pia nachzublicken, und versuchte zu lächeln.
»Was ist denn los?« Besorgt legte Johannes den Arm um ihre Schulter und führte sie in sein Büro. »Komm, setz dich.«
Seine Sekretärin folgte ihnen und beseitigte das schmutzige Geschirr. Isabel schaute sich verstohlen um, ob es Anzeichen für anderes außer einer gemütlichen Kaffeestunde gab. Aber offensichtlich hatte Pia ihr Temperament diesmal zügeln können.
»Wie bitte?« Sie hatte Johannes nicht zugehört.
»Ich fragte, ob wir die Besprechung lieber verschieben wollen? Du siehst nicht gut aus.«
»Nein, schon okay. Was gibt es denn?«
Johannes trat an seinen Schreibtisch und holte zwei Ordner, die er auf dem Couchtisch ablegte. »Kurz gesagt: Es gibt Probleme.«
»Probleme?«, echote Isabel.
»Mein Vater und ich haben ein paar Unregelmäßigkeiten in den Konten deiner Tante aufgespürt. Wir sind der Sache nachgegangen, und es sieht wohl so aus, als habe jemand Gelder veruntreut. Im großen Stil.«
»Was heißt das?« Isabels Stimmte wurde plötzlich schrill.
»Beruhige dich.« Johannes legte die Hand auf ihren Unterarm. Sie war sich seiner Nähe sehr bewusst, er saß so dicht neben ihr, dass ihre Schenkel sich berührten. Seine Gegenwart wirkte sich beruhigend auf sie aus, aber sie wollte sich von dieser trügerischen Ruhe nicht einlullen lassen.
»Es bedeutet, dass in den letzten drei Jahren nach und nach immer wieder Gelder auf ein Nummernkonto abgeflossen sind. Mal von diesem Konto, mal von jenem, immer aber waren es kleinere Beträge. Hier.« Er reichte ihr eine Liste, die sich über mehrere Seiten erstreckte.
Sie blätterte die Liste durch. »Kleinere Beträge?«
»Der höchste beläuft sich auf 3.600 Euro.«
»Aber da sind jeden Monat zwei bis drei Abbuchungen vorgenommen worden …«
»Insgesamt beläuft sich die Summe auf etwas mehr als 100.000 Euro.«
Die Summe verschlug Isabel den Atem. »So viel!«
»Keine Sorge, wir werden der Sache auf den Grund gehen. Aber ich wollte dich darüber informieren, damit du stets auf dem Laufenden bist.«
Zögernd gab Isabel ihm die Liste zurück. »Weißt du, wer das gewesen sein könnte? Ich meine, könnt ihr den Kreis der Verdächtigen schon eingrenzen? So viele Leute werden doch wahrscheinlich gar keinen Zugang zu den Konten meiner Tante gehabt haben, oder?«
Johannes seufzte. »Leider doch. Es ist da etwas passiert …« Er schien nach den richtigen Worten zu suchen.
»Meinem Vater ist eine kleine … Indiskretion passiert. Er hat … also, da gab es eine Frau, die er nach dem Tod meiner Mutter kennenlernte, und sie hat ihn eine Zeitlang ziemlich gut im Griff gehabt. Ihr Frauen könnt das ja.«
Isabel lächelte schmal, aber sie antwortete nicht. Sie war nicht hier, um über die sexuellen Gewohnheiten von Johannes’ Vater zu reden.
»Jedenfalls hat sie es ganz geschickt angestellt. Mein Vater hatte die Kontovollmachten. Die Unterlagen hat er nicht im Büro, sondern zu Hause, und meist sind sie sicher verschlossen. Einmal waren sie es nicht, und diese … also, sie hat die Gelegenheit genutzt, um alle geheimen Daten zu kopieren.«
»Aber warum wurde das nicht viel eher bemerkt?«, fragte Isabel.
Johannes seufzte. »Es wurde erst nach dem Tod deiner Tante bemerkt, weil einen Tag nach ihrem Tod eine dieser Überweisungen getätigt wurde. Bisher hatte mein Vater sich ja keine Gedanken gemacht. Er war nur für die Verwaltung zuständig, die Geldflüsse interessierten ihn nicht.«
»Und nun?«
»Die junge Dame ist natürlich nicht auffindbar, aber wir haben schon jemanden drauf angesetzt.« Johannes schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann räusperte er sich und heftete die Liste zurück in den Ordner. »Ich fürchte nur, wir haben geringe Aussichten, dein Geld zurückzubekommen.«
100.000 Euro … das war so unvorstellbar viel Geld, dass es Isabel schmerzte, obwohl diese Summe ja bereits vor ihrer Erbschaft verschwunden war. Es wühlte sie auf, dass es Menschen gab, die so unehrlich waren und ihre Talente einsetzten, um sich unlauter zu bereichern.
Pia war nicht anders, wenn sie Johannes etwas abtrotzte.
»Es tut mir wirklich leid.« Johannes wirkte ehrlich zerknirscht. »Und auch mein Vater ist außer
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