Fessle mich!
dass Sie vollkommen unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche haben, die für den jeweils anderen nicht akzeptabel erscheinen. In diesem Fall sollten Sie froh sein, das zumindest herausgefunden zu haben, und sich lieber dafür entscheiden, mit diesem Menschen nicht zu spielen, als sich auf ein Spiel einzulassen, das vermutlich in eine kleine Katastrophe münden würde.
Schließlich sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass die Absprache mit Ihrem Partner nicht unbedingt vorbei und vollendet ist, sobald Sie mit der Szene begonnen haben. In gewissem Sinne kann sie immer noch weitergehen. Zum Beispiel wenn Sie feststellen, dass etwas doch nicht so prickelnd ist, wie Sie sich das vorgestellt haben, oder wenn einer von Ihnen beiden aus einem anderen Grund seine Meinung ändert oder eine neue Idee hat. Vielleicht läuft auch alles dermaßen reibungslos, dass Sie oder Ihr Partner genügend Vertrauen aufgebaut haben, um jetzt doch einen Schritt weiter zu gehen und etwas zu tun, was vorher noch abgelehnt wurde. Möglicherweise reißt ein Spiel auch alte Verletzungen wieder auf und Sie müssen mit den frei gewordenen heftigen Gefühlen erst klarkommen, bevor es weitergehen kann.
Allerdings sollten Sie natürlich auch nicht so weit gehen, dass Sie das, was Sie aufwendig miteinander vereinbart haben, aus einer Laune heraus während des Spiels ständig wieder infrage stellen. Das kann insbesondere dann nerven, wenn Sie sich auf ein Rollenspiel geeinigt haben, bei dem einer der Partner besonders streng und autoritär auftreten soll und der unterwürfige Partner diese Autorität ständig zu unterwandern versucht; da tut er sich selber und seinem Lover keinen Gefallen. Wenn Sie befürchten, dass so etwas passiert, dann sollten Sie auch von Anfang an klären, wie ernst Sie die getroffenen Vereinbarungen nehmen und wie viel Raum für Veränderungen Sie einander gewähren.
Pat Califia nennt in seinem Erotikratgeber Sinnliche Magie (Ikoo, 1996) ein paar denkbare Formulierungen, wie man auch während des Spiels die Absprache weiterführen kann, wenn man sich einerseits nicht nur auf Mimik und Körpersprache verlassen möchte, andererseits aber auch nicht seine Rolle verlassen und dadurch die Stimmung zerstören will. Beispielsweise kann der Dominante, während er seinen Partner übers Knie legt, diesen fragen: »Das gefällt dir wirklich, nicht wahr? Wenn ja, solltest du deinen süßen kleinen Po anheben. Wenn du willst, dass ich dir gebe, was du haben möchtest, dann komm mir mit deinem Hintern entgegen.« Ebenso gut könne auch der Sklave seinen Protest auf angemessene Weise ausdrücken: »Bei allem gebührenden Respekt, göttliche Herrin des ganzen Universums – wenn Sie noch ein Gewicht an meine Eier hängen, trete ich die Nägel aus Ihrem Hemd!« Die devote Person kann auch eine härtere Gangart einfordern: »Ich bitte um Erlaubnis zu sprechen, Herr. Wenn Sie Ihrer unwürdigen Sklavin erlauben würden, diese grässliche neunschwänzige Katze nur zehn Minuten länger erdulden zu dürfen und Ihnen damit dienlich zu sein, wäre sie Ihnen unendlich dankbar, Herr.«
So viel zu dem klärenden Gespräch – oder den Gesprächen –, die vor dem Beginn einer SM-Session hilfreich sein können. Ebenso sinnvoll ist häufig eine Aussprache danach. Darum soll es im nächsten Kapitel gehen.
Kapitel 9
Das Gespräch danach – Wie fangen mein Partner und ich einander auf?
Als »Auffangen« bezeichnet man im Bereich des erotischen Rollenspiels und anderer SM-Praktiken die Nachbereitung einer gemeinsamen Szene, wobei beide Partner Gelegenheit zur Rückmeldung erhalten. Insbesondere für Menschen, die noch nicht allzu viel übereinander wissen, kann ein solches Gespräch hilfreich sein – ein miteinander vertrautes und eingespieltes Paar benötigt es weniger. Manchen widerstrebt es auch zutiefst, jedes einzelne Element des vorangegangenen Spiels zu zerkauen und durchzuanalysieren. Wenn keiner der beiden Partner ein Bedürfnis nach einer solchen Unterhaltung verspürt, kann sie auch ganz entfallen.
Wenn Sie sich nach einer Szene allerdings besonders reizbar oder emotional unausgeglichen fühlen oder wenn Sie feststellen, dass Ihr Partner auffallend gereizt, streitlustig oder abweisend reagiert, dann sollten Sie vielleicht herausfinden, woran das liegt. Möglicherweise kommen Sie oder Ihr Partner mit dieser neuen Form von Intimität nicht klar, vielleicht ist in der Szene etwas schiefgelaufen, was Sie nicht gleich bemerkt haben, oder
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