Fessle mich!

auf Dinge reagieren, die Menschen in der Öffentlichkeit normalerweise nicht tun?
Apropos: Wie sieht es denn überhaupt mit der Einbeziehung Dritter aus? Zu dieser Frage gehört, dass beide Partner voneinander wissen, wie offenherzig sie damit umgehen, dass sie auf Unterwerfungsspiele abfahren. Viele Menschen sind der Ansicht, was sie im Schlafzimmer tun, geht niemand anderen etwas an. Sie würden sich zu Tode schämen, wenn Freunde oder Kollegen von ihrem Faible für Versklavungen wüssten, oder sie haben sogar (vielleicht berechtigte) Angst vor beruflichen Konsequenzen. Andere wiederum genießen gerade das Kribbeln, dass Dritte direkt oder indirekt in ihre Demütigung einbezogen werden oder dass Außenstehende zumindest etwas ahnen könnten. Je nachdem kann es ein erotisches Erlebnis sein, in der Fußgängerzone ein Halsband zu tragen oder auf einer Fete seinen Partner von vorne bis hinten zu bedienen – es kann für manche aber auch absolut ausgeschlossen sein, sich vor Fremden oder Bekannten so zu zeigen.
Möchte einer von Ihnen beiden vor dem Spiel sicherheitshalber einem Vertrauten mitteilen, wo er sich befindet? Diese Vor­sichtsmaßnahme bezeichnet man als Covern. Ich werde dazu in einem der späteren Kapitel dieses Buches noch Näheres sagen. Hier möchte ich sie nur der Vollständigkeit halber nennen. Insbesondere wenn Sie und Ihr Partner sich noch nicht so gut kennen, möchten Sie sich vielleicht etwas absichern, bevor Sie sich Fesseln anlegen oder auf andere Weise unterwerfen lassen. Ein einfühlsamer Partner sollte solche Ängste und Sorgen verstehen und darauf Rücksicht nehmen.
Wie viele und welche Erfahrungen haben Sie eigentlich schon mit solchen oder ähnlichen Spielen? Sie brauchen hier nicht unbedingt Ihre gesamte sexuelle Vorgeschichte auszubreiten. Aber Sie werden vermutlich weit behutsamer mit Ihrem Lover umgehen, wenn er Ihnen sagt, dass dieser Abend sein erstes Mal als Kettensklave ist, als wenn Sie davon ausgehen, dass er so was jedes Wochenende auf SM-Feten quer durch Deutschland macht.
Welche festen Richtlinien haben Sie beide, was Safer Sex angeht? Auch hier sollten Sie miteinander abklären, welche Risiken Sie bereit sind einzugehen und welche auf keinen Fall.
Haben Sie oder Ihr Partner bestimmte gesundheitliche Beschwerden, über die der andere Bescheid wissen müsste? Wenn zum Beispiel der gefesselte Devote mitten in der Szene einen Asthma-Anfall bekommt und der Dominante komplett unvorbereitet ist, könnten sich daraus Probleme ergeben. Das gilt natürlich insbesondere, wenn Knebel oder knebelähnliche Vorrichtungen ins Spiel kommen. Bringen Sie sich selbst und Ihrem Partner zuliebe von Anfang an zur Sprache, was hier wichtig ist: Leiden Sie unter einer Herzschwäche? Unter Problemen mit den Gelenken? Sind Sie Epileptiker? Tragen Sie Kontaktlinsen? Sind Sie erkältet? Wie steht es mit einer Kreislaufschwäche, Diabetes, neuralgischen Beschwerden, kürzlichen Operationen (einschließlich Piercings), Kreislaufproblemen, Glasknochen, Bandscheibenvorfällen, Allergien, Bluthochdruck oder besonderen seelischen Empfindlichkeiten und Ängsten? Wenn Ihr Partner von sich aus nichts erwähnt, fragen Sie ihn ruhig danach – besser rechtzeitig als erst, wenn die Krise eingetreten ist.
Wie streng möchten Sie miteinander umgehen? Erwarten Sie ein sehr ernstes und formelles Spiel, bei dem Scherze, flapsige Bemerkungen und Schludrigkeit als unerwünscht gelten, weil sie die Stimmung und die Tiefe der entstehenden Gefühle zerstören? Oder wollen Sie das Ganze nicht so bierernst nehmen und finden es okay, wenn Ihre Sklavin auch einmal einen Lachanfall bekommt, solange sie dabei Ihren Drink nicht verschüttet? Manche Dominanten genießen das launige Geplapper Ihrer Partner sehr, anderen geht es fürchterlich auf den Senkel.
Möchten Sie sich füreinander bestimmte Spielnamen (wie »Herrin« und »Sklave« et cetera) zulegen, damit Sie wissen, dass immer, wenn Sie in Verbindung mit diesem Namen angesprochen werden, nicht Sie als gesamte Person gemeint sind, sondern nur Ihre Rolle in diesem Spiel?
Eine besondere zusätzliche Absprache sollten Sie vernünftigerweise treffen, wenn Sie für Ihre erotischen Spiele eine gemeinsame Fantasiewelt aufsuchen möchten. Zumindest ist es hilfreich, wenn Sie sich darauf einigen, wo zum Beispiel Ihre Szene stattfinden soll: in einem Kerker, einem Kloster, auf einem Piratenschiff … Anregend kann es sein, wenn ein Partner dem anderen beschreibt, wie er in dieser