Fessle mich!
eine Struktur in Ihre Gedanken bringen und dabei lernen zu formulieren, was Ihnen bei solchen Rollenspielen wichtig ist. Sie können das Geschriebene überarbeiten, später nachlesen und Sie brauchen keine Angst zu haben, in der Hitze der Leidenschaft Wichtiges zu vergessen. Ihr Partner wiederum hat ebenfalls die Gelegenheit, all Ihre Worte in Ruhe zu studieren, sich zu überlegen, inwieweit er sich auf Ihre Vorstellungen einlassen kann, und eine angemessene Antwort zu entwerfen. In dieser Hinsicht war der detaillierte Sklavenvertrag, den Christian Anastasia überreichte, sicherlich sinnvoll. Ein solcher schriftlicher Austausch darf das Gespräch aber in der Regel nicht ersetzen, sondern kann es nur vorbereiten.
Denken Sie aber nicht nur daran, was Sie gerne hätten und erwarten, sondern auch daran, was Sie ganz persönlich anzubieten haben, damit es für Sie und Ihren Partner eine gelungene Begegnung wird.
Achten Sie darauf, die Wünsche und Grenzen des »schwächeren« Partners nicht zu sehr in den Hintergrund zu drängen. Oft ist der Schwächere sogar der Dominante. Es mag sich widersinnig anhören, aber häufig ist es so, dass der Devote, eben weil er in der verletzlicheren Rolle ist, ganz klar seine Abneigungen und Tabus benennt und der Dominante dann zum besseren Erfüllungsgehilfen von dessen Fantasien wird, um die herum er eine Szene stricken muss. Manche Menschen, die eine langjährige Erfahrung mit solchen Spielen haben, sind der festen Ansicht, dass in der Regel eigentlich der Devote bestimmt, wo es langgeht, und der Dominante sich dabei überrollen lässt. Andere haben die gegensätzliche Erfahrung gemacht, dass der Dominante, eben weil er in der Szene bestimmt, wo es langgeht, sich das auch schon im Vorgespräch herausnimmt. Ich persönlich habe den Eindruck, dass diejenige Person sich am ehesten zu weitgehenden Zugeständnissen drängen oder manipulieren lässt, die hinsichtlich solcher Rollenspiele das größte Bedürfnis, die innigste Sehnsucht und den stärksten Druck verspürt – egal ob sie nun in der dominanten oder der devoten Rolle steckt. Überfahren Sie Ihren Partner also nicht, sondern laden Sie ihn im Gegenteil noch einmal speziell dazu ein, seine eigenen Anliegen zu benennen, wenn Sie den Eindruck haben, dass er das bisher nur unzureichend getan hat.
Setzen Sie so wenig wie möglich stillschweigend voraus. Vielleicht möchten Sie Ihrem Partner bei diesem Gespräch sogar so gegenübertreten, als sei er ein völlig neuer Bekannter, über den Sie so gut wie nichts wissen. So verhindern Sie, dass Sie ihm aufgrund seines Alltagsverhaltens automatisch bestimmte erotische Wünsche unterstellen, während er in Wirklichkeit ganz andere hat.
Natürlich gelten auch für solche Absprachen dieselben Tipps und Regeln, die auch sonst für das Gelingen schwierigerer Gespräche gelten. Dazu gehört, dass man bei Problemen eher darüber diskutiert, wie man sie lösen kann, als wer die Schuld daran hat; dass man Missverständnisse (auch emotionaler Art) vermeiden kann, wenn man mit eigenen Worten wiederholt, was der andere gesagt hat beziehungsweise was davon bei einem angekommen ist, und dass man Ich-Formulierungen statt Du- oder Man-Formulierungen wählt. (Das heißt zum Beispiel »Ich mag das nicht« oder »Mir gefällt das nicht, es macht mir ein ungutes Gefühl« statt »Du bist widerlich«, »So was kann man doch nicht machen« oder »Das ist ja fast schon pervers!«.) Man mag sich zwar stärker fühlen, wenn man so tut, als seien die eigene Meinung und das eigene Empfinden allgemeiner Standard, aber es trägt nicht zu einem gelungenen Gespräch bei. Stattdessen werden Sie mit Ich-Botschaften sogar weniger angreifbar. Denn darüber, ob Sie etwas unangenehm finden, kann man schwer diskutieren. Das können nur Sie beurteilen. Ob eine bestimmte Sache »pervers« ist oder nicht, darüber kann man einen ganzen Abend lang streiten, wenn man es darauf anlegt. Sie sollten sich nicht dazu drängen lassen, Ihre eigenen Gefühle, Widerstände und Verweigerungen rechtfertigen zu müssen. Andererseits sollten Sie aber auch in Ich-Formulierungen keine anschuldigenden Du-Botschaften verpacken. (Beispiel: »ICH denke, dass DU ein verkommenes Dreckschwein bist, wenn du das von mir verlangst.«)
Wie bereits angedeutet: Eine gelungene Absprache kann paradoxerweise auch dazu führen, dass Sie und Ihr (Wunsch-)Partner bei einem erotischen Rollenspiel gerade nicht zusammenkommen – nämlich dann, wenn sich herausstellt,
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