Fessle mich!
oder Sie in Ihrem Bekanntenkreis niemanden haben, der sich als Zeuge zur Verfügung stellen möchte, ist es vielleicht im Rahmen des Machbaren, dass der Devote nach der Bestrafung einem Außenstehenden davon berichten muss.
Nachdem Ihr Partner ohnehin gerade emotional mürbe gemacht worden ist, können Sie ihn zu Geständnissen weiterer Schandtaten auffordern. Schauen Sie doch mal, was Sie noch alles erfahren.
Schließlich möchten Sie ihn vielleicht fragen, ob er genug hat. Sollte er das bejahen, können Sie ihm lachend mitteilen, dass Sie darüber entscheiden werden, wann Schluss ist, und frohgemut weitermachen. Vergessen Sie aber nicht, dass er die Angelegenheit trotzdem jederzeit beenden kann, falls seine Grenzen tatsächlich überschritten sind.
Die bis hierhin geschilderten Praktiken führen zu der Frage, wie der devote Partner verhindern kann, mehr misshandelt zu werden, als für ihn akzeptabel ist – sei es aus Böswilligkeit des anderen, sei es, weil dieser seinen Lover falsch eingeschätzt hat. Es gibt vor allem zwei Techniken, die hier wirklich üble Erlebnisse verhindern sollen: das Covern und das Safeword. Um sie wird es in den nächsten beiden Kapiteln gehen.
Kapitel 15
Versicherung gegen sexuelle Übergriffe – Der Sinn des Coverns
Bei einer Fesselszene in Kapitel 18 des ersten Bandes von E. L. James’ Trilogie wird Anastasia einmal mehr flau im Magen, und sie ist sich unsicher, ob sie bei Christian Grey wirklich in guten Händen ist. Dabei versucht sie sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Kate und Elliot wissen, wo sie sich gerade befindet. Als Versicherung lässt das allerdings ein wenig zu wünschen übrig: Was würde Anastasia das Wissen ihrer Freunde helfen, wenn Christian wirklich Übles mit ihr vorhätte? Was, wenn er Anastasia etwas antun und Kate und Elliot später berichten würde, sie sei nur kurz bei ihm gewesen und habe ihn gut gelaunt wieder verlassen? Ideal ist es nicht, dass Anastasia der Gedanke an ihre Freunde erst kommt, als sie sich bereits in einer Situation befindet, in der sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlt. Im wahren Leben sollte man hier bedachter vorgehen.
In der SM-Szene wird als Sicherheitsmaßnahme insbesondere bei neuen Bekanntschaften empfohlen, sich »covern« zu lassen. Dadurch möchte man das Risiko begrenzen, sich plötzlich nackt und gefesselt in den Händen eines Mannes oder einer Frau wiederzufinden, der beziehungsweise die sich beim Quälen nicht an die Regel der gegenseitigen Einvernehmlichkeit hält. Beim Covern gibt der devote oder masochistische Partner einem eingeweihten vertrauenswürdigen Bekannten die Adresse des Ortes, wo die geplante SM-Session stattfinden soll, und vereinbart einen Rückruf bis spätestens einer festgelegten Uhrzeit. Erfolgt dieser Rückruf nicht und ist der Betreffende auch nicht zu erreichen, ist dies für den Helfer ein Alarmsignal. Je nach seiner Einschätzung der Sachlage kann er nun mit dem aktiven SM-Partner seines Freundes in Kontakt treten und nachfragen, die Polizei verständigen oder anderweitig tätig werden. In den wenigsten Fällen wird ein entsprechender Einsatz tatsächlich notwendig sein, jedoch verschafft einem das Covern ein beruhigendes Sicherheitsgefühl, wenn man sich in fremde Hände begibt.
Es gibt unterschiedliche Einschätzungen, was jemand tun sollte, bei dem der vereinbarte Rückruf ausbleibt. Sicherlich hängt es auch davon ab, wie er die Sachlage beurteilt. Möglicherweise wird Ihr Bekannter in einer solchen Situation nicht als Erstes die Polizei verständigen, sondern erst mal bei der Adresse anrufen, die Sie ihm gegeben haben. Vielleicht haben Sie ja vor lauter Leidenschaft und Wonne nur den Rückruf verpennt und wissen nicht so ganz, was Sie jetzt den Polizisten erklären sollen, die plötzlich vor der Tür auftauchen. Die SM-Info-Plattform Datenschlag (Datenschlag.org) rät von einem Rückruf allerdings ab und stattdessen mit Nachdruck dazu, beim Ausbleiben der Entwarnung unbedingt die Polizei zu verständigen: »Vom Schutzengel wird neben der ständigen Erreichbarkeit eine bedingungslose Bereitschaft verlangt, bei Ausbleiben des Anrufs die Polizei zu verständigen. Wie alle Abschreckungsstrategien funktioniert die des Schutzengels nur dann, wenn allen Beteiligten klar ist, dass der entscheidende Anruf automatisch erfolgt. Der Schutzengel versucht nicht, bei dem Fremden anzurufen. Im Ernstfall kann das den Fremden in Panik versetzen und bei falschem Alarm hat der Beschützte
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