Festung der Luegen
oder möglicherweise auch Griechen -, die eine Redewendung gehabt hatten: »Kehre mit deinem Schild zurück oder auf ihm .« Er hatte Erik erklären müssen, dass man den Schild ei-nes Kriegers in jenen Zeiten als Bahre benutzt hatte, um seine Leiche aus der Schlacht nach Hause zu tragen. Erik war der Vergleich dumm und unpassend erschienen, da man ihm seinen Mech gestohlen und nicht im Kampf abgenommen hatte. Trotzdem war die Erinnerung daran beschämend.
»Es gab einen Versuch, ja. Wir konnten ihn leicht abwehren. Mein Mech befand sich zu keiner Zeit in echter Gefahr.«
»Es gab Verluste«, stellte der Duke fest. »Du hast dich in eine Falle locken lassen.«
Erik fragte sich, woher der Herzog die Einzelheiten der Begegnung schon kannte. Hatte ein Kundschafter das Gefecht beobachtet, oder hatte Aaron einen Spion in Eriks Streife sitzen, der ihm über einen geheimen Funkkanal Bericht erstattete? Das wäre für seinen >Onkel< typisch gewesen, der Erik sehr wenig Vertrauen entgegenbrachte, wenn auch mehr als den meisten anderen Menschen.
»Ich hätte gedacht«, erwiderte Erik trocken, »dass du etwas Besseres zu tun hast, als jeden meiner Schritte zu überwachen, Onkel. Es soll Krieg herrschen, habe ich gehört.«
Einen kurzen Augenblick zuckte Aarons Mundwinkel, eine winzige Bewegung, die jeder andere wohl übersehen hätte. Selbst Erik war sich nicht sicher, ob das unterdrückte Lächeln ein Ausdruck von Belustigung oder Verärgerung war.
»Gehen wir ein Stück«, sagte Aaron, drehte auf dem Absatz um und ging zurück zum Aufzug zu den
M ann schaftsdecks. Erik musste ihm im Laufschritt nachsetzen, um ihn einzuholen. »Deiner war nicht der einzige Mech, den sie heute zu erbeuten versucht haben - oder der einzige Guerilla-Hinterhalt. Es gab noch ein halbes Dutzend ähnlicher Zwischenfälle.«
Erik zog die Augenbrauen hoch. Zum Teufel mit dir, Aaron - warum hast du das nicht gleich gesagt? »Das ist nicht gut«, stellte er schließlich laut fest.
Aaron hielt vor den Aufzugtüren an und drückte den Rufknopf. »Im Gegenteil, es ist eine erfreuliche Nachricht. Würde Haus Liao Verstärkungen für eine Gegenoffensive schicken, brauchten sie keine derart waghalsigen Versuche zu unternehmen, an zusätzliche Mechs zu kommen. Ich bin in solchen Dingen nur ungern optimistisch, aber ich glaube, wir haben sie endlich in der Falle. New Aragon wird uns gehören, und das mit weitgehend intakten militärischen und produktionstechnischen Kapazitäten.«
Trotz seiner schlechten Laune lächelte Erik. Der Lift öffnete sich und sie traten in die Kabine. »Ausgezeichnet. Es wurde auch Zeit, dass wir einen Sieg erringen.«
Doch Aarons Miene blieb ernst. »Es ist zu spät. Inzwischen ist unsere ganze Offensive Fassade. Die Truppen der Präfektur werden uns zwar nicht behindern, aber wir können auch nicht auf ihre Unterstützung zählen. Der Lordgouverneur hat sie alle nach Liao und auf ein paar benachbarte Systeme zurückgezogen und den Rest der Präfektur V effektiv jedem überlassen, der ihn sich holen kann. Ich würde es vorziehen, wenn dies der Schwertschwur wäre - statt Haus Liao -, aber momentan ist unsere Position prekär. Wir haben keine Verstärkungen in Aussicht. Ersatzteile, Treibstoff und Vorräte sind weitgehend aufgebraucht, unsere Leute sind erschöpft. Wenn diese verdammten Cappies auch nur den geringsten Gegenangriff auf die Beine bekämen, hielten wir keine Woche durch. Zum Glück scheinen sie das nicht zu wissen.« Er wählte das Offiziersdeck an. Der Aufzug setzte sich mit einem leichten Luftzug in Bewegung.
Der Duke drehte sich wieder zu Erik um. »Deswegen werde ich abreisen.«
»Abreisen? Wann? Wohin?«
»Sofort. Das Flaggschiff wartet in der Umlaufbahn, und in einer Stunde holt mich eine Fähre ab. Ein wartendes Sprungschiff lädt bereits den Antrieb auf, damit wir kurz nach meiner Ankunft springen können. Ich fliege nach New Canton, um mit diesem Narren Jose Sebhat zu reden. Er hat seinen Lordgouverneur überzeugt, man könne einen Konflikt mit Haus Liao vermeiden, wenn man Territorium preisgebe. Das ist reinste Idiotie. Man kann einen bissigen Hund nicht abwehren, indem man seine Finger an ihn verfüttert. Könnte ich ihm das klar machen und einen Beistandspakt mit Präfektur VI schließen, so würde das die ganze Lage vielleicht verändern.«
Erik hatte Sebhat, den Präfekten der Präfektur VI, mehrere Jahre zuvor auf einem Gipfeltreffen der Republik kennen gelernt. Damals schon hatte ihn Erik
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