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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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gegenüber und tauschten inhaltsleere Vorschläge aus.
    Es war eine Folter. Aaron kannte jede Linie in Sebhats Gesicht, das nervende, erkennbar falsche Lächeln, das Zucken seines linken Auges, wenn der Legat sich langweilte - was in Aarons Gegenwart recht häufig vorkam.
    Aaron kannte auch jedes Detail des Zimmers. Er hatte sich das geometrische Muster des schweren Teppichs eingeprägt und sämtliche Gemälde an den Wänden studiert: die formellen Porträts früherer Lordgouverneure und Präfekten ebenso wie das große impressionistische Schlachtenpanorama in Dunkelblau, Orange und Gold hinter Sebhats Platz. Es stellte einen hundert Tonnen schweren Atlas -BattleMech mit flammenden Geschützen dar, dessen gewaltiger Metallfuß den Torso eines gestürzten Panther zermalmte.
    Den Lordgouverneur der Präfektur, Harri Golan, hatte er nur ein einziges Mal gesehen, bei der Begrüßungszeremonie auf dem Raumhafen der Hauptstadt. Eine kurze Rede, ein kühler Händedruck und ein paar leere Floskeln, dann war der Lordgouverneur in seine Limousine gestiegen und abgefahren. Falls er sich irgendwo in dem Palast aufhielt, in dem die Verhandlungen stattfanden, hatte Aaron jedenfalls noch keine Spur von ihm gesehen. Er war sich nicht sicher, ob Sebhat die wahre Macht hinter dem Thron war, und fragte sich, ob man ihn mit einem Lakaien ruhig gestellt hatte, der ohnehin keine Autorität besaß, irgendeine Vereinbarung auszuhandeln. Jedenfalls machten sie keinerlei Fortschritte, und die kostbare Zeit, die Aaron brauchte, um seine Koalition aufzubauen, zerfloss ihm zwischen den Fingern.
    Tagein, tagaus dasselbe.
    Bis auf heute.
    Aarons Magen verkrampfte sich leicht, als er erkannte, dass dieser Tag deutlich anders verlaufen würde.
    Es waren die Kleinigkeiten, die Aaron verunsicherten. Das erwartete silberne Kaffeeservice fehlte, ebenso wie das Tablett mit buntem, aber fadem Gebäck, die sich normalerweise unter einem großen Spiegel auf der Anrichte befanden. Auch der Sekretär, der sonst an einem kleinen Tisch in der Ecke stand und das Gespräch auf einem Compblock protokollierte, war heute nicht anwesend. Stattdessen standen zwei Gardisten in Hab-Acht-Stellung hinter Sebhat, elfenbeinfarbene Gewehre in den weiß behandschuhten Händen.
    Aber die beunruhigendste Veränderung von allen, das Detail, das dem Herzog den Magen zusammenzog, war das dünne, selbstzufriedene Grinsen auf Sebhats Gesicht. Ein Grinsen, das er bisher nur andeutungsweise gesehen hatte, eine kleine, private Regung, die der Legat jedes Mal sofort unterdrückt hatte. Jetzt jedoch trug er es offen zur Schau. Sebhat war es gleichgültig, was Aaron von ihm hielt. Es würde keine vorgetäuschten Gespräche mehr geben.
    Jetzt bedauerte Aaron, dass er sich die Illusion gestattet hatte, im Palast in Sicherheit zu sein, den Glauben, sein übliches Gefolge sei weder notwendig noch willkommen. Es war ein bewusster diplomatischer Schachzug gewesen - und offensichtlich ein Fehler.
    Aaron bemerkte eine Bewegung hinter sich, als jemand rechts neben den Sessel trat. Er schaute hoch und sah die muskulöse Gestalt seines persönlichen Leibwächters und Sicherheitschefs, Ulysses Paxton. Zumindest hatte Aaron darauf bestanden, Ulysses als Fahrer mitzubringen. Seine Gegenwart beruhigte Aaron etwas. Der Leibwächter verstand seinen Beruf, und Sandoval hielt es nicht mehr für ausgeschlossen, dass der Mann bald Gelegenheit bekommen würde, sein Können unter Beweis zu stellen.
    »Heute wird es keine Gespräche geben«, verkündete Sebhat. Und es gelang ihm nicht, die Freude in seiner Stimme zu verbergen. »Es wird überhaupt keine Gespräche mehr geben.«
    Wie ein guter Schauspieler hatte Aaron Mienen-spiel und Körpersprache völlig unter Kontrolle. Er lehnte sich scheinbar gelassen zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Und wartete. Sebhat lächelte. Offensichtlich wartete der Legat auf eine Reaktion.
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Wir werden uns Ihrer Koalition nicht anschließen, falls sie jemals zustande kommt. Lordgouverneur Golan hat soeben einen Nichtangriffspakt mit Haus Liao unterzeichnet.«
    Sebhat war entgeistert, als Aaron lachte. Kein höfliches Glucksen, sondern ein lautes, Schenkel klopfendes Grölen. Es dauerte eine gute Minute, bis das Gelächter verklang und Aaron sich eine Träne aus dem rechten Augenwinkel wischte. »Ein Nichtangriffspakt? Und mit welchen Konzessionen haben Sie sich dieses kostbare Stück Papier erkauft?«
    Sebhats Lächeln war wie

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